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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 27.1895

DOI Artikel:
Otto, Friedrich: Goethe in Nassau
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VIII. 1815, 27. Mai bis 11. August
DOI Kapitel:
9. Störungen nach Unterbrechungen des regelmäßigen Kurlebens
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https://doi.org/10.11588/diglit.70471#0151

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bis 1839 war er regierender Landgraf von Hessen-Homburg)271), den jungen
Prinzen Leopold Friedrich von Anhalt-Dessau (1794—1871), welcher seinem
Grossvater im Jahre 1817 in der Regierung nachfolgte; er hatte den Feldzug
von 1813—1814, aber im österreichischen Heere, mitgemacht272); endlich den
Obersten Krauseneck; zuletzt die „Mainzer“ F. J. Bodmann273), den bekannten
Geschichtsforscher und Sammler von Urkunden, und den Freiherrn v. Jungen-
feld. Am 4. August kehrte er über den „bewegten Rhein“ nach Wiesbaden
zurück, nachdem er noch den befreundeten Hauptmann v. Luck gesehen hatte.
Um 8 Uhr trat er den Heimweg an.
2. Zum 15. August bemerkt das Tagebuch: „Einfall nach Rüdesheim zu
gehen.274) Anstalten dazu. Mit Zelter zu Hause gespeisst. Mit ihm und Cramer
nach Tische abgefahren.“ In Übereinstimmung damit ist nach der Erzählung
im „S. Rochusfeste“ dieser Ausflug plötzlich beschlossen und ausgeführt worden;
nur darin weicht diese ab, dass nach ihr der Mittag schon vorbei war, als die
Anstalten getroffen wurden. „Vertraute gesellige Freunde, heisst es hier,
welche schon Wochen lang in Wiesbaden der heilsamen Kur genossen, empfanden
eini?S Tages eine gewisse Unruhe, die sie durch Ausführung längst gehegter
Vorsätze zu beschwichtigen suchten. Mittag war schon vorbei und doch ein
Wagen augenblicklich bestellt, um den Weg ins275) angenehme Rheiugau zu
suchen.“ Es war also ursprünglich nicht die Absicht, wie aus beiden Dar-
stellungen hervorgeht, etwa dem bevorstehenden Rochusfest, das in diesem
Jahr wieder zum erstenmale nach der französischen Zeit und mit besonderem
Glanze gefeiert werden sollte, beizuwohnen; erst als die drei Freunde in Rüdes-
heim die grossartigen Vorbereitungen zu dem Feste und die fröhliche Stimmung
der Menschen über die wieder ermöglichte Feier des folgenden Tages sahen
und man ihnen grosse Freude und grossen Genuss bei der Teilnahme in Aus-
sicht stellte, beschlossen sie sich der Menge anzuschliessen und den ohnehin
anlockenden Aussichtspunkt des Rochusberges aufzusuchen. Da der Meister
selbst in anmutiger formvollendeter Darstellung eine Beschreibung des Festes
uns hinterlassen hat, so kann es nicht unsere Absicht sein einen ausführlichen
Bericht über seine Erlebnisse und Beobachtungen hier zu geben; man muss
dies alles bei ihm selbst nachlesen und dazu das lebensvolle Bild von dieser
Gegend des Mittelrheins und dem regen Thun und Treiben der Menschen da-
selbst nehmen, welches der rheinische Dichter August Ammann in dem lieder-
reichen Büchlein „der Rochusberg bei Bingen am Rhein. A. Koch, Darmstadt
1893“ gezeichnet hat. Wir wollen nur einiges herausheben, was zum Teil
dem Tagebuch entnommen ist.
Durch die gesegneten Fluren des Rheingaues wurden unsere Reisenden
rasch dahingetragen; für jede Stadt, für jedes Dorf und jede Villa hat Goethe
ein freundliches Wort, für Besonderheiten stets offene Augen. Nach 3 Pa Stunde
271) Derselbe, welcher oben 8. 102 vorkam. Schwartz, Landgraf Friedrich V. von
Ilessen-Homburg III, 74. — 272) Allg. Deutsche Biogr. — 27J) Das Tagebuch schreibt Both-
mann. — 274) Vgl. Düntzer, Goethe und die Roehuskapelle. Münch. Allg. Z. 1883, No. 360
u. 361. — i76) Der ältere, sächliche Gebrauch des Wortes Itheingau ist am Mittelrhein allge-
mein üblich geblieben; das Volk sagt hier- gewöhnlich das Rheingau,
 
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