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als dahin gehörig anführt, wurde bereits im Herbste 1773 durch den Göttinger
Musenalmanach bekannt und fällt also früher.
Am 12. August reiste Goethe mit Basedow, der sich nach der Schweiz
begeben wollte, wieder von Ems ab; am 14. war er zu Frankfurt.
VI. 1793, Juni, Juli.
Goethe hat zwar die Geschichte der Belagerung von Mainz im Jahre 1793,
soweit er derselben beiwohnte, oder vielmehr seine Beobachtungen während
derselben in einer besonderen Schrift geschildert, aber die Ausflüge, welche er
damals nach Nassau machte, nicht erwähnt; die Kunde von denselben verdanken
wir brieflichen Mitteilungen in die Heimat.
Auf den Wunsch seines Herzogs begab er sich im Mai zu dem Belagerungs-
heer; am 27. traf er bei demselben zu Marienborn ein. Die Einschliessung der
Stadt hatte im April begonnen und der Kampf um sie dauerte bis zum Ab-
schluss der Kapitulation am 23. Juli. In und unmittelbar nach dieser Zeit
fallen zwei Ausflüge, die für uns hier Interesse haben.
Am 9. Juni Rheinfahrt nach Rüdesheim; daselbst probierte der un-
kriegerische Dichter die Keller durch, setzte dann an dem Mäuseturm vorbei
nach Bingen über und kehrte zu Land nach dem Lager bei Marienborn zurück.27)
Nach dem Ende der Belagerung, dem Abzug der Franzosen, des Königs
von Preussen und des Belagerungsheeres war, sagt Goethe, keine Ursache
mehr weiteren Anteil an den Unbilden des Krieges zu nehmen; er erhielt Urlaub
nach Hause zurückzukehren, doch wollte er vorher noch Mannheim besuchen.
Bevor er jedoch dahin abging, machte er einen Ausflug nach Schwalbach und
Wiesbaden, von dem er am 1. August an Christiane Vulpius Bericht abstattet,
und da er noch am 27. Juli einen Brief von Mainz aus schreibt, so muss der-
selbe in die Tage vom 28.—31. Juli fallen. Jener Brief an Christiane lautet:
„Maynz den 1. Aug. 1793.
Nun bin ich meine Liebe wieder in Maynz nachdem ich einige Tage
in Schwalbach und Wissbaden mit wenig Freude und Interesse war.
Es fand sich gute Gesellschaft am ersten Ort, unter andern Umständen
hätte man sich wohl da vergnügen können.“28)
Schwalbach war damals noch der Hauptkurort für die vornehme Welt
und hatte durch die Fürsorge seiner Fürsten sich mächtig gehoben; man ver-
gleiche die Mitteilungen aus den Kurlisten, welche A. Genth aus den Jahren
1788, 1797 und 1798 macht und ebenda die „Stimmen aus Schwalbach vor
hundert Jahren.“29) Kurz vorher — 1787 — hatte der uns bekannte Joh. Kämpf,
jetzt Geh. Rat zu Homburg v. d. H., Vorschläge zur Hebung des Ortes ge-
macht, die von dem Landgrafen Karl Emanuel (1778—1812) gut geheissen, aber
‘27) Brief an Herder, Weimarer Ausgabe (IV) 10, S. 79, vom 15 Juli, und an Jacobi,
S. 89, vom 7. Juli, über das Datum s. H. Düntzer und F. G. v. Herder, aus Herders
Nachlass I, 144. — 28) Brief an Christiane Vulpius, Weimarer Ausg. (IV) 10, S. 101. — 29) Nach-
trag zu der Schrift: Geschichte des Kurorts Schwalbach, 3. Aufl., 1884, S. 29 und 41 ff.
als dahin gehörig anführt, wurde bereits im Herbste 1773 durch den Göttinger
Musenalmanach bekannt und fällt also früher.
Am 12. August reiste Goethe mit Basedow, der sich nach der Schweiz
begeben wollte, wieder von Ems ab; am 14. war er zu Frankfurt.
VI. 1793, Juni, Juli.
Goethe hat zwar die Geschichte der Belagerung von Mainz im Jahre 1793,
soweit er derselben beiwohnte, oder vielmehr seine Beobachtungen während
derselben in einer besonderen Schrift geschildert, aber die Ausflüge, welche er
damals nach Nassau machte, nicht erwähnt; die Kunde von denselben verdanken
wir brieflichen Mitteilungen in die Heimat.
Auf den Wunsch seines Herzogs begab er sich im Mai zu dem Belagerungs-
heer; am 27. traf er bei demselben zu Marienborn ein. Die Einschliessung der
Stadt hatte im April begonnen und der Kampf um sie dauerte bis zum Ab-
schluss der Kapitulation am 23. Juli. In und unmittelbar nach dieser Zeit
fallen zwei Ausflüge, die für uns hier Interesse haben.
Am 9. Juni Rheinfahrt nach Rüdesheim; daselbst probierte der un-
kriegerische Dichter die Keller durch, setzte dann an dem Mäuseturm vorbei
nach Bingen über und kehrte zu Land nach dem Lager bei Marienborn zurück.27)
Nach dem Ende der Belagerung, dem Abzug der Franzosen, des Königs
von Preussen und des Belagerungsheeres war, sagt Goethe, keine Ursache
mehr weiteren Anteil an den Unbilden des Krieges zu nehmen; er erhielt Urlaub
nach Hause zurückzukehren, doch wollte er vorher noch Mannheim besuchen.
Bevor er jedoch dahin abging, machte er einen Ausflug nach Schwalbach und
Wiesbaden, von dem er am 1. August an Christiane Vulpius Bericht abstattet,
und da er noch am 27. Juli einen Brief von Mainz aus schreibt, so muss der-
selbe in die Tage vom 28.—31. Juli fallen. Jener Brief an Christiane lautet:
„Maynz den 1. Aug. 1793.
Nun bin ich meine Liebe wieder in Maynz nachdem ich einige Tage
in Schwalbach und Wissbaden mit wenig Freude und Interesse war.
Es fand sich gute Gesellschaft am ersten Ort, unter andern Umständen
hätte man sich wohl da vergnügen können.“28)
Schwalbach war damals noch der Hauptkurort für die vornehme Welt
und hatte durch die Fürsorge seiner Fürsten sich mächtig gehoben; man ver-
gleiche die Mitteilungen aus den Kurlisten, welche A. Genth aus den Jahren
1788, 1797 und 1798 macht und ebenda die „Stimmen aus Schwalbach vor
hundert Jahren.“29) Kurz vorher — 1787 — hatte der uns bekannte Joh. Kämpf,
jetzt Geh. Rat zu Homburg v. d. H., Vorschläge zur Hebung des Ortes ge-
macht, die von dem Landgrafen Karl Emanuel (1778—1812) gut geheissen, aber
‘27) Brief an Herder, Weimarer Ausgabe (IV) 10, S. 79, vom 15 Juli, und an Jacobi,
S. 89, vom 7. Juli, über das Datum s. H. Düntzer und F. G. v. Herder, aus Herders
Nachlass I, 144. — 28) Brief an Christiane Vulpius, Weimarer Ausg. (IV) 10, S. 101. — 29) Nach-
trag zu der Schrift: Geschichte des Kurorts Schwalbach, 3. Aufl., 1884, S. 29 und 41 ff.