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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Hrsg.]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 27.1895

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Otto, Friedrich: Goethe in Nassau
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VIII. 1815, 27. Mai bis 11. August
DOI Kapitel:
11. Eigenes Schaffen
DOI Kapitel:
12. Abreise. Erfolge. Urteile
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.70471#0190

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178

Farbfen] Tabfelle] beschäftigt, wie er zu seiner Farbenlehre, die ihm so sehr
am Herzen lag, auch im Jahre 1814 durch einen Brief von Staatsrat Schultz
war hingeführt worden.378) Ferner wurde er im Jahre 1815 bei der Beratung
über das Blücher-Denkmal in Rostock zu Rate gezogen; auf einen Brief des
Kammerherrn v. Preen antwortete er am 14. Juli 1815, den er fälschlich für
den Geburtstag Gellerts hielt379) und demgemäss unterzeichnete „am Geburtstage
Gellerts“, dessen das Tagebuch ebenfalls am 14. gedenkt; auch in der Folge
war er für das Denkmal thätig und verfasste bekanntlich die Inschrift.380)
Endlich müssen wir die Nachwirkungen hier erwähnen, welche die Tage
am Rheine hatten, vor allem die Aufsätze „über Kunst und Alterthum in den
Rhein- und Main-Gegen den“ u. a. in der Zeitschrift über Kunst und Altertum
1816 ff. Und sicherlich verdanken manche Lieder des Schenkenbuehs im Divan
der frohen Erinnerung an den Elfer, der auch im „St. Rochusfest“ verherrlicht
wird, ihren Ursprung. Und wie jugendlich frisch, fast überschäuineud kündet
das „Ghasel auf den Eilfer“ den Ruhm dieses Göttertrankes! In seiner ur-
sprünglichen Gestalt, die nach dem Tagebuche am 18. Oktober 1815 zu
Meiningen auf der Heimreise niedergeschrieben und erst vor wenigen Jahren
veröffentlicht wurde381), schien es dem Dichter für den Divan zu feurig, sodass
er für ihn eine abgeschwächte, kürzere Fassung schuf, die aber doch keine
Aufnahme fand, sondern erst 1868 aus dem Nachlasse bekannt gemacht wurde.882)
In ihr lautet das Gedicht also:

Wo man mir Gutes erzeigt überall
s’ ist eine Flasche Eilfer.
Am Rhein und Main, im Neekarland,
Man bringt mir lächelnd Eilfer,
Und nennt gar manchen braven Mann
Viel seltener als den Eilfer:
Hat er Menschheit wohl gethan,
Ist immer noch kein Eilfer.
Die guten Fürsten nennt man so,
Beinahe wie den Eilfer;
Uns machen ihre Thaten froh,
Sie leben hoch im Eilfer.
Und manchen Namen nenn’ ich leis
Still schöppelnd meinen Eilfer:
Sie weiss es wenn es niemand weiss,
Da schmeckt mir erst der Eilfer.

Von meinen Liedern sprechen sie
Fast rühmlich wie vom Eilfer,
Und Blum’ und Zweige brechen sie
Mich kränzend und den Eilfer.
Das alles wär’ ein grössres Heil,
Ich theilte gern den Eilfer —
Nahm’ Hafis auch nur seinen Theil
Und schlurfte mit den Eilfer.
Drum eil’ ich in das Paradies,
Wo leider nie vom Eilfer
Die Gläub’gen trinken. Sei er süss
Der Himmelswein! Kein Eilfer.
Geschwinde, Hafis, eile hin!
Da steht ein Römer Eilfer!

12. Abreise. Erfolge. Urteile.
Die Heimreise aus der Kur trat Goethe im Jahre 1814 am 12. September
an. Auf der Fahrt nach Frankfurt beobachtete er bei Flörsheim „Kalk Tuff
mit Conchylien“ und besuchte den Schwefelbrunnen zu Weilbach. In Frank-
878) Düntzer, Briefwechsel zwischen Goethe und Staatsrat Schultz, 1853 S. 136. —
S79) Gellert ist am 4. Juli 1715 geboren; abgesehickt ist der Brief am 16. Juli. — 38°) Vgl.
den Aufsatz in Räumers historischem Taschenbuch, 1862 S. 343 ff. — 38‘) Burdach im
Goethe-Jahrb. XI, S. 3 ff. (18 9 0). — 382) Berlin, 1868, jetzt in der Weimarer Ausgabe I, 6,
S. 302.
 
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