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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 7
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Bauten der Stadt Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0066

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

heitliche Leitung und künstlerische Meisterung die höchsten
Anforderungen stellt 1 Und Berlin kann mit vollem Recht auch
auf die jüngste künstlerische Entwicklung seines städtischen
Bauwesens stolz sein. Was die ersten unter Ludwig Hoff-
manns Leitung entstandenen Bauten und die erste geschlossene
Vorführung des Geplanten auf der Berliner Kunstausstellung
1901 (vergl. Arch. Rundschau 1902, Heft 2 und 3) versprachen,
haben die seither vollendeten Bauten in vollem Maße gehalten.
Der einst sprichwörtliche öde Schematismus der Verblend-
steinfassaden, der die städtischen Bauten der vorhergehenden
Periode auch in der nüchternsten Umgebung der Arbeiterviertel
als tote Punkte im Straßenbilde erscheinen ließ, ist längst ver-
gessen. Wo immer in den letzten Jahren in dem weiten Weich-

Oemeindedoppelschule in der Pasteur- Architekt: Stadtbaurat Ludwig Hoffmann,
und Esmarchstraße. Bildhauer: Ignatius Taschner.
Fassadensystem.


bilde der Millio¬
nenstadt städtische
Neubauten ent¬
standen sind, zie¬
hen sie als Zeugen
ernsten Wollens
und kraftvollen Ge¬
staltens die Blicke
auf sich. Sie be¬
leben die eintöni¬
gen und beherr¬
schen selbst die
unruhigen und zer¬
rissenen Straßen¬
bilder. Als Oasen
vornehmer, von
bestem künstleri¬
schem Empfinden
beseelter Architek¬
tur— in den gleich¬
förmigen schmuck¬
losen Häuserreihen
des Ostens und
Nordens sowohl,
wie zwischen den
protzigen Kauf¬
häusern und Miet¬
palästen — sind
sie der beredte
Ausdruck der bedeutenden Bauaufgaben und der Würde des
größten Gemeinwesens.
Jeder neue Bau, vor allem die zahlreichen Schulen lassen
das hervorragende Geschick erkennen, mit dem für anscheinend
völlig gleiche Aufgaben je nach den besonderen Verhältnissen
der Umgebung und der Lage des Bauplatzes immer neue Ge-
sichtspunkte gefunden werden, die eine der Stadtgegend wie
dem Straßenbilde angepaßte eigenartige Lösung ermöglichen.
So entwickelt die städtische Architektur Berlins einen Reichtum
an guten Vorbildern, der Berlin um so mehr zu gönnen ist, je
mehr in dem ins Ungemessene sich hinausdehnenden Häuser-
meer der Privatbauten Minderwertiges vorwiegt und Unnatur
und Übertreibung bis zur Karikatur sich auswachsen.
Einige Bilder von jüngst fertiggestellten Bauten mögen
diese Schaffensweise in ihrer Mannigfaltigkeit und gesunden
Natürlichkeit im Einzelnen veranschaulichen.
Das neue Verwaltungsgebäude für das große Kranken-
haus in Moabit enthält im Erdgeschoß Räume für die Verwal-
tung, im ersten Stock im Mittelbau das Kasino der Anstalts-
ärzte und rechts und links davon Wohnungen für den Ver-
waltungsdirektor und unverheiratete Ärzte, im zweiten Ober-
geschoß ebenfalls Dienstwohnungen. Die 75,5 m lange Front
des Gebäudes ist dem kleinen Tiergarten zugekehrt und dem-
entsprechend monumental behandelt. Dem großen Motiv des
Mittelteils (Tafel 49) entsprechen kleinere einachsige Risalite
in der Mitte der Frontteile rechts und links, deren Motiv sich
dann an den der Straße zugekehrten Giebeln der zwei etwas
zurücktretenden, senkrecht zum Verwaltungsgebäude gestellten
Pflegehäuser wiederholt. So ist aus den drei Neubauten eine
imposante Gruppe gebildet, die mit ihrer Architektur an den
vornehmen alten Berliner Barock anschließt. Die Kartuschen
der Giebel, die Pilasterkapitäle und das Portal sind direkt nach
alten Vorbildern ausgeführt.
Für die Gern ein d edo p p el s ch u 1 e in der Pasteur-
und Esmarchstraße hat die Lage der Schulhausfront an
der leicht ansteigenden, für vier Geschosse zu schmalen Straße
zu dem hier wiedergegebenen anziehenden Fassadensystem ge-
führt, dessen einfache Front durch der Einteilung der Klassen
entsprechende breite Lisenen gegliedert und zwischen diesen
nochmals durch schmale Lisenen belebt ist, die hinaufführen
in die vier Giebelaufbauten der reich wirkenden, kräftigen Dach-
lösung. Die Front ist aus roten Handstrichsteinen mit weißen
Fugen ausgeführt, die oberen Abschlüsse sind aus weißem

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WANDELHALLE-

BIBLIOTHEK,

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Friedrichs-Realgymnasium. Architekt: Stadtbaurat
Grundriß des 1. Stockwerks. Ludwig Hoffmann.


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