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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 7
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Die Gärten des Alkazar von Sevilla
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0070

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7


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Oärten des Alkazar in Sevilla. — Galerie Pedros des Grausamen.
über der Ebene des flachen Daches des Alkazar das formenbunte Bild
der Stadt mit der Kathedrale, den tausend Spitzen, Dächern und Türmen
und das alles überstrahlende farbenglänzende Gebilde der Giralda empor.
Darunter öffnen sich die breiten Loggienreihen im oberen Geschoß des
Palastes und die Fensterreihen der Wandelbahn des Untergeschosses, das
auch den großen fensterlosen Badesaal, ein entzückendes Überbleibsel des
alten maurischen Schlosses, enthält. Die Wände des Bades sind fensterlos;
nur die obere Kuppel läßt an wenigen Stellen das Licht durch kleine stern-
förmige Luken eindringen, die mit rotem Glase geschlossen sind und den
halbdunkeln Raum wie schwach glimmende Sterne erleuchten. Ein flaches
Wasserbecken aus Marmor nimmt die Saalmitte ein und in den Ecken sind
die Steinplatten des Fußbodens durchbrochen, um wohlriechende Dämpfe
aus den unteren Räumen ausströmen zu lassen. Das war das Bad der
Maurenkönige, in dem die Sultaninnen sich ergötzten, bis Ferdinand der
Heilige der ganzen maurischen Herrlichkeit das blutige Ende bereitete.
Später benutzte das Bad Maria de Padilla, deren prunkvolle Gemächer
sich unmittelbar anschließen mit ihren berühmten Decken aus geschnitztem
und vergoldetem Holzgetäfel und den mit Pendentifs besetzten Wölbungen,
mit ihren bunten Marmor- und Mosaikfußböden und den mit vielfarbigen
Azulejos bekleideten Wänden, auf denen das Wappen der Könige von
Sevilla in Blau und Gold mit der arabischen Inschrift »Nur Gott ist Gott
und Mohammed ist sein Prophet« in Goldschrift sich tausendfach wiederholt.
Unmittelbar vor dem Schloß liegt die nach Maria de Padilla benannte
lange, in fast quadratische Beete geteilte Gartenterrasse, die gegen die
tiefer liegenden, schachbrettartig ebenfalls in Quadrate geteilten größeren
Gartenflächen durch scharfkantig geschnittene Myrtenhecken und eine helle
niedrige Mauer mit Marmorbänken längs des mit Platten belegten Weges
abgeschlossen ist. Springbrunnen und Palmen bezeichnen die Mitte der Beete
und Wegekreuzung, hohe Magnolienbäume spenden Schatten und maje-
stätische Palmen entfalten ihre Wedel vor der königlichen Behausung, deren
Nähe durch die Wahl der auserlesensten Blumen und Sträucher zur Bepflan-
zung betont ist. Auffallend schön erscheint der tief dunkelbraune, mit den
kurzen, von schwarzen Fäden übersponnenen Stümpfen der Stiele abgelöster
Blattwedel besetzte narbige Stamm der Palmen, wenn die geschickte Hand
des künstlerisch empfindenden Gärtners moosartige blaugrüne Selaginellen,
zartbelaubte herabhängende Pflänzchen der Linaria cymbalaria, feinblättrige
zierliche Rankengewächse: klimmende Spargel, Medeolaund silbrig gestreifte
rotbraune Tradescantien in die Winkel der Stümpfe gepflanzt hat und hell-
gelbe Teerosen am Stamm emporgezogen ihre blütenschweren Zweige aus
der luftigen Blätterkrone niedersenken, — eine Pflanzenwelt im kleinen von
nicht zu übertreffender berückender Schönheit! — Der am Terrassenabschluß
sich hinziehende breite Weg ist ganz mit bunten Porzellanfliesen in reich
verschränkten Mustern belegt; Wasserbecken in Marmorfassung mit Spring-
brunnen; Ruhebänke, mit bunten Platten belegte Fußwege, dunkle Buchs-
baumeinfassungen und niedrige Myrtenhecken, kostbare Solitärpflanzen
in geschmackvollen Holz- und Tonkübeln; bewachsene und ornamentierte
Vasen bezeichnen die Schwerpunkte für die innere Einteilung der großen
Quadratbeete, die durch leichte eiserne Gitter zwischen schlanken in einfachen
und zierlichen Formen gehaltenen Pfeilern von den Hauptwegen abge-
trennt sind.

In der südwestlichen Ecke, zunächst dem Eingang ins Schloß, wo
die Galerie Don Pedros sich rechtwinklig an die Schloßfront anlehnt,
wird der Raum eines der Beetquadrate durch ein gleichartiges Gitter um-
schlossen. Ein tiefes Wasserbecken füllt diesen Raum aus; es ist die
Zisterne, die alles Regenwasser sammelt, das von hier aus über die Gärten
verteilt wird. Wasserstrahlen spritzen von einem in der Mitte des Beckens
aus der Wasserfläche auftauchenden, von einer Bildsäule gekrönten Lauf-


Alkazar in Sevilla. — Frauenhof (Trono del Tributo).

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