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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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Heft 11
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Weigle, Hermann: Die Mannheimer Jubiläumsausstellung: Gartenbau- und Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0097

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 11

Überbauung der Augusta-Anlage am Friedrichsplatz
in Mannheim.

Nach den Skizzen des Professor Dr.-Ing. Bruno Schmitz in Charlottenburg
ausgeführt vom Stadtbauamt in Mannheim.

Die Mannheimer Jubiläumsausstellung □ Gartenbau- und Kunstausstellung.
Von Architekt Hermann Weigle in Stuttgart.


it einer Reihe rauschender Festlichkeiten, mit Dar-
bietungen aller Art, insbesondere mit einer Garten-
bauausstellung und einer erstklassigen, durchweg
modernen Kunstausstellung feiert in diesen Sommer¬

monaten die Stadt Mannheim ihr 300jähriges Bestehen.
Die alte Hugenottenkolonie, die Stadt mit dem nüchternen
schachbrettförmigen Stadtplan genoß lange kein anziehend
Renommee. Hatte sie auch schon seit längerer Zeit Großes
geleistet auf dem Gebiet des Theaters und der Musik, so war
sie doch nur zu bekannt als arm an alten Kunstdenkmälern

und an landschaftlichen Reizen in ihrer näheren Umgebung;
die Vorstellung von einem Wald von rußenden Schornsteinen,
vom bleiern lastenden schwülen Dunst der weiten Rheinebene

knüpfte sich an ihren Namen.
Ihr Ruhm als Geschäfts- und Hafenstadt war zwar lange
schon fest begründet, schon früh wurde sie mit amerikanischen
Städten verglichen; aber jeder Fremde hatte wohl den Eindruck,
daß eine Stätte monumentaler Kunstentfaltung und vornehmen
Lebensgenusses hier schwerlich je entstehen würde.
Doch mählich kam’s anders. Das uralte Gesetz, daß
ernster, freudloser Kampf ums Dasein, nüchternes Häufen von
materiellen Werten die notwendige Vorstufe, aber auch die sichere
Bürgschaft für Zeiten glanzvollen Kunstlebens und verfeinerten
Genusses bilden, erscheint uns an Mannheim bestätigt, wie an
kaum einer andern Stadt im neuen Deutschland.
Die Einheimischen, auch auswärtige Kaufleute und Fabri-
kanten, die die Stadt näher kannten, haben wohl eine solche
Entwicklung vorausgesehen, wir Architekten waren unterrichtet
von der gewaltigen, von Jahr zu Jahr sich steigernden Bau-
tätigkeit, aber die große Masse der Besucher, die nun in diesem
Sommer in die Feststadt einziehen, wird überrascht sein von
deren glänzender Entwicklung. Sie wird die Überzeugung

mitnehmen, hier, im zweitbedeutendsten deutschen Hafen-
platz, ein mächtig emporblühendes Gemeinwesen gesehen zu
haben, das in sich alle Bürgschaften trägt für eine Zukunft
voll Kunst und hoher Lebenskultur.
Dies zu erwägen erscheint notwendig, will man die Ver-
schiedenartigkeit der von der Stadt gebotenen Veranstaltungen
verstehen, die auf den ersten Blick ohne rechten Zusammen-
hang zusammengeworfen erscheinen:
Im festlich geschmückten Forum des Friedrichsplatzes soll
der Besucher eine Ahnung von der jungen Größe der Fest-
stadt, im Vergnügungspark soll er von anstrengendem Schauen
auslösende Zerstreuung finden, die Gartenbauausstellung aber
und die in Billings Meisterwerk enthaltene Kunstausstellung
sollen zeigen, daß die Stadt den Willen und die Macht hat,
von nun an auch eine Beschützerin der Künste, eine Stätte
feinen Lebensgenusses zu werden.

Überbrückung der Augusta-Anlage.
Seite gegen die Gartenbauausstellung.


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