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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 23.1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.44950#0279

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1907

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 8


Zwei Wandschirme.

die außerordentlich scharfe Be-
obachtung der Natur in den
überaus zahlreichen figürlichen
Darstellungen und deren mei-
sterhafte, alle Schwierigkeiten
kleinsten Maßstabes überwin-
dende plastische Ausführung,
die Porträts und Szenen von
unzweifelhaft vollendetster Por-
trättreue geschaffen hat. An
den Geweben und an den Male-
reien auf den Gefäßen bewun-
dern wir die prachtvollen, har-
monischen Farbenzusammen-
stellungen und die großartige
Stilisierung der Pflanzen und
Vögel.
Die schön bemalten Töpfe-
reien ältester Zeit aus den süd-
lichen Fundstätten (vornehmlich
Ica) liefern den bemerkens-
werten Nachweis für die Ent-
stehung der eigentümlichen

Stufen- und Kreuzmuster und mäanderähnlichen Gebilde aus der Technik

der Korbgeflechte, von denen sie auf Gewebe und Tongeräte übertragen
wurden. Die Figurenkrüge von Chimbote und Trujillo, die Dämonen-
darstellungen und die Reliefs der Totentänze u. s. w., sowie die pracht-
vollen Stilisierungen von Papageien und Pflanzen (Pascamayo) gehören zu
den hervorragendsten keramischen Erzeugnissen aller Zeiten.

Die Ruinen von Symbabje.
In Heft 9 des Jahrganges 1903, 2. Beilage, haben wir über die Aus-
grabungen des Mr. R. N. Hall und seine Freilegung der Ruinen des alten
Symbabje, jener rätselhaften Triimmerstätte in Maschonaland, nicht allzu-
weit von den berühmten Viktoria-Wasserfällen des Zambesi, berichtet.
Inzwischen ist Mr. Hall nach London zurückgekehrt, wo er in der
Geographischen Gesellschaft über die Ergebnisse seiner Forschungen einen
das Wichtigste hervorhebenden Vortrag gehalten hat (Geogr. Journal
April 1905), der weit über die Kreise der Archäologen hinaus lebhaftes
Interesse erregt, da seine Funde geeignet sind, neues Licht über die Frage
nach der Lage des biblischen Ophir und die Verbindungen des südarabischen,
sabäischen Reichs mit dem Innern von Afrika zu verbreiten.
Halls Forschungen ziehen sich über einen Zeitraum von acht Jahren
hin und erstrecken sich über die Trümmer von Groß-Symbabje hinaus,
auf etwa 300 Ruinenstätten, die über ganz Süd-Maschonaland zerstreut
sind. Aus dem Vergleich dieser Ruinen und der Fundstücke daraus mit
Bauten in Arabien aus frühester und späterer Zeit entnimmt Hall, daß die
Ruinen in Maschonaland, abgesehen von einigen, die wahrscheinlich von
den Eingeborenen nach dem Muster der vorhandenen nachgeahmt worden,
drei deutlich zu unterscheidendenZeiträumen angehören und fremdländischen
Ursprunges sind. — Die jüngsten und zahlreichsten Ruinen stammen aus
der Zeit vom 13. bis 15. Jahrhundert; viele der bislang zu den ältesten
gerechneten stammen lediglich aus dem frühen Mittelalter und nur sehr
wenige, hauptsächlich in Symbabje, sind der ältesten Zeit, nämlich der der
frühesten Einwanderung aus dem sabäischen Reiche, zuzuschreiben. Als
Gründer und Erbauer von Groß-Symbabje darf nach den Befunden lediglich
ein Volk auf hoher Kulturstufe angenommen werden, wie es in jenen ältesten
Zeiten nur die semitischen Bewohner von Babylon, Phönizien und Arabien
waren, die, in Kunst- und Nutzbauten erfahren, tiefe astronomische Kennt-
nisse besaßen und dem Naturdienst: Sonnen- und Sternkult ergeben waren.
So bleibt denn das lebhafteste Interesse an den Ruinen und Fundgegen-
ständen des alten Symbabje haften, die für Archäologen und Anthropo-
logen von höchstem Wert, endlich etwas Licht auf das tiefe Geheimnis
werfen, das diese Ruinen bisher umgab, die zwar den Portugiesen um
das Jahr 1500 bekannt und von arabischen Gold-, Elfenbein- und Sklaven-
händlern zuerst erwähnt worden, dann aber völlig außer Sicht gekommen
waren, bis endlich ein Elefantenjäger, Adam Renders, sie 1868 wieder
entdeckte, worauf Nachrichten darüber in England umliefen. Aber die
Beschreibungen waren dürftig, lag doch fast alles unter Schutt und Boden
und dichter Pflanzendecke begraben. 1891 besuchte Theodor Bent, ein
bekannter Archäologe, die Ruinenstätten von Symbabje und publizierte
ein Werk über die zerstörten Städte in Maschonaland, worin er die Ruinen
von Symbabje als eine inmitten eines Goldbergbaudistrikts gelegene, einst
befestigte Kultusstätte bezeichnet, die von Kolonisten des sabäischen Reichs
in Südarabien erbaut worden sei. Bent sah die Ruinen zwar nur zum
größten Teil im Boden versteckt, aber seine Ansichten über den Ursprung
wurden als sehr wahrscheinlich angesehen. Mr. Halls Forschungen haben
nun Bents allgemeine Schlüsse in verschiedener Hinsicht bestätigt und die
Erörterungen über den Ursprung jener Bauwerke erheblich gefördert. Sein
bei Methuen in London erschienenes Werk »Great Zimbabwe« ist eine
wertvolle Ergänzung seines mit Mr. Neal früher herausgegebenen Werkes
»The Ancient Ruins of Rhodesia«. Danach bestehen die Ruinen von Groß-
Symbabje aus drei Gruppen von Tempeln und Befestigungen, nämlich dem
elliptischen Tempel, den Trümmern im Ruinental und der Akropolis; sie
bedecken eine Fläche von nahezu zwei (englischen) Meilen Länge und
l*/2 Meilen Breite, doch scheinen sie sich früher noch viel weiter aus-
gedehnt zu haben.
Der elliptische Tempel ist ein massiver Bau von vorzüglich versetztem
Mauerwerk aus kleinen Granitblöcken. Die Mauern des ältesten Teils
sind unten 15, oben 8 Fuß dick und trotz weitgehender Zerstörung immer
noch 26—31 Fuß hoch; diese starke Böschung verleiht ihnen ein fremd-
artiges, südlich-orientalisches Aussehen. Die Eingänge sind eng und durch
kräftige Strebepfeiler verstärkt. Die zahlreichen Gänge des Tempels sind
eng und gewunden, das Innere in eine Anzahl Höfe aufgeteilt. An der Ost-
seite des Tempelinneren steht ein durch und durch massiver, an 30 Fuß

hoher kegelförmiger Turm als
ein Wahrzeichen des in primi-
tiver Darstellung des Phallus
angedeuteten Natur- und Frucht-
barkeitskultus. Zahlreiche Funde
den Ursprung des Lebens sym-
bolisierender Embleme, in Stein
geschnittener Lingams, bestä-
tigen jene Deutung des Kegels
und sind ihrer berüchtigten Ge-
stalt nach, den in den Tempeln
altsemitischer Völker, beson-
ders der Phönizier, gefundenen
völlig gleich. Der größte Teil
des Tempelinneren ist aufge-
räumt und der ursprüngliche
Fußboden freigelegt. Bei diesen
Aufräumungsarbeiten wurde
Goldzierat schönster Gestalt
und Arbeit gefunden, kleine
goldene Plättchen, Nägel und
Knöpfchen von ganz besonderer
Zartheit, auch fanden sich Gold-
draht und Goldperlen und


Architekt: Fritz Walther in Stuttgart.

Schmelztiegel mit Goldresten vor. — An sonstigen Gegenständen prähistori-
schen Charakters fand Hall Gefäße aus Speckstein mit eingeschnittenen
Verzierungen in Tierbildern und geometrischen Mustern, einen großen, aus
Speckstein geschnittenen Vogel am Ende eines 5 Fuß langen Steinbalkens
und noch zehn ähnliche Vogelbildwerke, anscheinend dem Kultus der Alma-
quah, der Astaroth der Bibel, geweiht, der vornehmsten der von allen
semitischen Völkern verehrten Göttinnen der Natur und Fruchtbarkeit.

Das Mauerwerk der östlichen Außenwand des Tempels trägt einen
Streifen des bekannten uralten Zickzackornaments, das ebenfalls als ein
Symbol der Fruchtbarkeit angesehen wird und sich teils auf ältesten
ägyptischen Bildwerken vorfindet, deren Alter auf 6000 Jahre vor Christi
Geburt geschätzt wird, teils auf sehr alten phönizischen Münzen, auf denen
es die Wellen des Wassers bedeuten soll, aber auch auf nordischen, wo
es den Blitz versinnbildlicht, somit ebenfalls auf Fruchtbarkeit hindeutet.
Dieses Zickzackornamentband reicht auf der Wand von Südost nach Nordost

genau so weit, daß seine Endpunkte dem Ort des Sonnenaufgangs im
Winter- und Sommersolstitium gegeniiberliegen. Über dem Zierbande trug
die Mauer eine Reihe größerer Monolithe von Granit und Schiefer, einst-
mals vielleicht auch kleine Türmchen und schön geformte Specksteinmono-
lithe. Dieses gegen Sonnenaufgang angebrachte Schmuckwerk hängt offenbar
mit der astronomischen Orientierung der Tempelachsen zusammen und
diente der Einteilung des Sonnenjahres in die verschiedenen Jahreszeiten.
Ein derartiges System der Orientierung alter Tempel war in Arabien, Phö-
nizien und Ägypten gebräuchlich, findet sich ferner an uralten prähistori-
schen Steindenkmälern (vergl. Heft 7, 2. Beilage, 1903: Das Alter des Stein-
kreises von Stonehenge) und gibt wegen der säkularen Verschiebung des
Sonnenaufgangspunktes ein Mittel an die Hand, um das Alter der Bauwerke
annähernd abzuschätzen. Hiernach läge die Erbauung des elliptischen
Tempels von Symbabje um 1200 Jahre vor der Geburt Christi.
Das Baumaterial für die Herstellung des Tempels wie der Akropolis
und der Mauern im Ruinental ist der an Ort und Stelle vorkommende
Granit in Blockwürfeln von etwa 7 auf 9 Zoll, die mit Diorithämmern nach
Bedarf zurechtgehauen und mit Metallwerkzeugen weiter bearbeitet wurden,
doch hat sich ein regelrechter Steinbruchbetrieb nicht nachweisen lassen.
Die Hügel und Klippen um Symbabje herum bestehen nämlich aus Granit,
der in Lagen von 6—9 Zoll Dicke geschichtet ist. Am Fuß der Hügel liegen
die Bruchstücke der durch die Verwitterung abgesprengten Schollen in
großen Massen, durch den Fall zertrümmert und von Natur durch die
Schichtung geglättet, so daß es nur geringer Bearbeitung bedarf, um ihnen
die Form zu geben, die man in dem fast fugenlosen cyklopischen Mauer-
werk sieht. Auch jetzt noch brechen, besonders nach anhaltendem Regen,
ungeheure Stufen aus der Schichtung heraus und rollen zu Tale, ein gutes
Steinmaterial abgebend, das zum Verbauen nur an den Seiten zu behauen
ist und, da es unweit der Verwendungsstelle vorkommt, keine lästigen


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