Die Steinzeit im Schwarzwald
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Daraus ergibt sich nun ganz deutlich, daß während der Zeit, in der der Mensch
des Magdaleniens die Vorländer des Schwarzwaldes besiedelte, nicht nur die
Ebene, sondern vor allem auch das Gebirge, die niederen und mittleren Teile, eine
Pflanzendecke trug, die ihn nicht hinderte, es zu durchstreifen oder sich an geeigneten
Stellen niederzulassen. Birken und Kiefern, zwei ausgesprochene Lichtholzarten,
haben die Gehölze zusammengesetzt, von denen die freie Tundra am Ende dieses
Zeitabschnittes höchstens in einzelnen Teilen der Ebene unterbrochen war. Sn einer
solchen Landschaft war die Beweglichkeit des jungpaläolithischen Jägers in keiner
Weise gehemmt, und nur, weil sie so offen war, konnte der Röthekopf die Bedeu-
tung einer sicheren Zuflucht und beherrschenden Warte haben: inmitten eines dich-
ten Waldbestandes wäre seine Wahl als Lagerplatz völlig unverständlich.
Mit seinem Ende reicht das Magdalenien in die dritte Rückzugsphase der
Würmvergletscherung, die dem alpinen Bühlstadium entspricht. Die Moränen, die
dieser letzte Stillstand oder Vorstoß in der Rückzugsbewegung des Eises zurückge-
lassen hat, umgürten in lockerer Reihung in 1000 bis 1100 rn Höhe die höchsten
Berge des Feldbergmassivs. Ewiger Schnee lag damals nur in den Karen der be-
deutendsten Höhen, am Feldsee, Herzogenhorn, im Zastlerloch, Napf und in klei-
neren sonstigen Nischen. Für die früheren Stufen des Magdaleniens müssen wir
eine Vereisung annehmen, die größere Flächen deckte und mit ihren Gletscher-
zungen etwas tiefer, aber höchstens bis 900 hinabreichte (Brill 1932). In den
Anfangsstufen des Magdaleniens mag Eis und Firn den Menschen von den höch-
sten Lagen des Gebirges auch im Sommer serngehalten haben, und mächtige Schnee-
massen müssen für lange Monate auch seine mittleren Teile bedeckt haben, war
auch im Sommer das Klima rauh und ungastlich. Das Wild, das der Magdalenien-
mensch jagte, bevölkerte damals die tiefliegenden Nachbargebiete des Schwarz-
waldes, in denen es auch im Winter Nahrung finden konnte. Mit ihm war auch
der Mensch an diese klimatisch begünstigten Gegenden gebunden. Die allmähliche
Minderung der Kälte, die das Eis zum Rückzug zwang, führte auch die hochnordische
und alpine Tierwelt, die in den meisten Magdalenienstationen der Tiefländer reich
vertreten ist, höher ins Gebirge hinaus, und so mag auch der Mensch, vor allem auf
der Iagd nach dem Ren, gelegentlich die oberen Teile des Schwarzwaldes betreten
haben. Zeugnisse seines Daseins sind allerdings hier noch nie gefunden worden.
Die Siedlungsstätte auf dem Röthekopf lehrt vielmehr, daß in den späten Stufen
des Magdaleniens die Iagd auch in den tiefen Teilen des Gebirges noch ergiebig
genug war, um die Ernährung des Menschen zu sichern.
Dieser einzigen Siedlungsstelle des Magdalenienmenschen im Schwarzwald
steht eine größere Anzahl in seinem östlichen und südlichen Vorland und in der
Vorbergzone gegenüber. Cs sind fast lauter Höhlen- und Felsdachsiedlungen, und
von den beiden anderen schmiegt sich die eine, Niedernau im oberen Gäu (O. Stoll
1933), an den Fuß eines Muschelkalkfelsens, die andere, Munzingen im Breisgau,
in den Löß. Es ist also in diesen Fällen die Bindung der Wohnstätten an solche G«e-
ländestellen offensichtlich, die einen natürlichen Schutz gegen die Kälte boten. Damit
wird es leicht verständlich, daß der Schwarzwald für den Menschen des Magda-
leniens kein geeignetes Siedlungsgebiet war: mit zunehmender Höhe verschärfte
sich in ihm die Angunst des Allgemeinklimas, und Höhlen- oder Felsdächer fehlen
seinen kristallinen Gesteinen, oder sind doch äußerst selten. Darum hat er zwar
seine Iagdzüge auch dorthin ausgedehnt, sich aber erst am Ende der Eiszeit und
nur im tiefsten Teil des Gebirges für einige Zeit seßhaft gemacht.
6 Stand der Endmoränen der Würm li-Ciszeit.
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Daraus ergibt sich nun ganz deutlich, daß während der Zeit, in der der Mensch
des Magdaleniens die Vorländer des Schwarzwaldes besiedelte, nicht nur die
Ebene, sondern vor allem auch das Gebirge, die niederen und mittleren Teile, eine
Pflanzendecke trug, die ihn nicht hinderte, es zu durchstreifen oder sich an geeigneten
Stellen niederzulassen. Birken und Kiefern, zwei ausgesprochene Lichtholzarten,
haben die Gehölze zusammengesetzt, von denen die freie Tundra am Ende dieses
Zeitabschnittes höchstens in einzelnen Teilen der Ebene unterbrochen war. Sn einer
solchen Landschaft war die Beweglichkeit des jungpaläolithischen Jägers in keiner
Weise gehemmt, und nur, weil sie so offen war, konnte der Röthekopf die Bedeu-
tung einer sicheren Zuflucht und beherrschenden Warte haben: inmitten eines dich-
ten Waldbestandes wäre seine Wahl als Lagerplatz völlig unverständlich.
Mit seinem Ende reicht das Magdalenien in die dritte Rückzugsphase der
Würmvergletscherung, die dem alpinen Bühlstadium entspricht. Die Moränen, die
dieser letzte Stillstand oder Vorstoß in der Rückzugsbewegung des Eises zurückge-
lassen hat, umgürten in lockerer Reihung in 1000 bis 1100 rn Höhe die höchsten
Berge des Feldbergmassivs. Ewiger Schnee lag damals nur in den Karen der be-
deutendsten Höhen, am Feldsee, Herzogenhorn, im Zastlerloch, Napf und in klei-
neren sonstigen Nischen. Für die früheren Stufen des Magdaleniens müssen wir
eine Vereisung annehmen, die größere Flächen deckte und mit ihren Gletscher-
zungen etwas tiefer, aber höchstens bis 900 hinabreichte (Brill 1932). In den
Anfangsstufen des Magdaleniens mag Eis und Firn den Menschen von den höch-
sten Lagen des Gebirges auch im Sommer serngehalten haben, und mächtige Schnee-
massen müssen für lange Monate auch seine mittleren Teile bedeckt haben, war
auch im Sommer das Klima rauh und ungastlich. Das Wild, das der Magdalenien-
mensch jagte, bevölkerte damals die tiefliegenden Nachbargebiete des Schwarz-
waldes, in denen es auch im Winter Nahrung finden konnte. Mit ihm war auch
der Mensch an diese klimatisch begünstigten Gegenden gebunden. Die allmähliche
Minderung der Kälte, die das Eis zum Rückzug zwang, führte auch die hochnordische
und alpine Tierwelt, die in den meisten Magdalenienstationen der Tiefländer reich
vertreten ist, höher ins Gebirge hinaus, und so mag auch der Mensch, vor allem auf
der Iagd nach dem Ren, gelegentlich die oberen Teile des Schwarzwaldes betreten
haben. Zeugnisse seines Daseins sind allerdings hier noch nie gefunden worden.
Die Siedlungsstätte auf dem Röthekopf lehrt vielmehr, daß in den späten Stufen
des Magdaleniens die Iagd auch in den tiefen Teilen des Gebirges noch ergiebig
genug war, um die Ernährung des Menschen zu sichern.
Dieser einzigen Siedlungsstelle des Magdalenienmenschen im Schwarzwald
steht eine größere Anzahl in seinem östlichen und südlichen Vorland und in der
Vorbergzone gegenüber. Cs sind fast lauter Höhlen- und Felsdachsiedlungen, und
von den beiden anderen schmiegt sich die eine, Niedernau im oberen Gäu (O. Stoll
1933), an den Fuß eines Muschelkalkfelsens, die andere, Munzingen im Breisgau,
in den Löß. Es ist also in diesen Fällen die Bindung der Wohnstätten an solche G«e-
ländestellen offensichtlich, die einen natürlichen Schutz gegen die Kälte boten. Damit
wird es leicht verständlich, daß der Schwarzwald für den Menschen des Magda-
leniens kein geeignetes Siedlungsgebiet war: mit zunehmender Höhe verschärfte
sich in ihm die Angunst des Allgemeinklimas, und Höhlen- oder Felsdächer fehlen
seinen kristallinen Gesteinen, oder sind doch äußerst selten. Darum hat er zwar
seine Iagdzüge auch dorthin ausgedehnt, sich aber erst am Ende der Eiszeit und
nur im tiefsten Teil des Gebirges für einige Zeit seßhaft gemacht.
6 Stand der Endmoränen der Würm li-Ciszeit.