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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Moog, Friedrich: Die alemannischen Gräberfelder von Wyhlen und Grenzach (Amt Lörrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0130

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Friedrich Moog

Breite 4 cm). Im Becken lag, in drei Teile zerbrochen, ein Eisenmesser sowie eine ovale
große Eisenschnalle mit Dorn (zerbrochen), ein großes rechteckiges Gegenbeschläg aus Eisen
mit vier großen Bronzenieten (6 : 4 cm). Zwischen Becken und Brustkorb lag ein eben-
solches Beschlag in mehrere Teile zerbrochen.
Grab 4: Mäßig erhaltene Steinkiste aus Muschelkalkplatten, ohne Bodenplatte, aber
mit eingebrochener Deckplatte. Richtung der Steinkiste West—Ost. Sie wies eine doppelte
Belegung auf, Reste der ersten Bestattung lagen zu Füßen der zweiten. Die Erhaltung der
Knochen war eine sehr schlechte. Rach den wenigen erhaltenen Schädelknochen zu schließen,
war es ein altes Individuum. Das Geschlecht war nicht festzustellen. -Über der Bestattung
fanden sich viele große Rollsteine?.
Im Iuli 1935 war das Gräberfeld durch einen in Nord-Süd-Richtung über
das Feld ziehenden Wasserleitungsgraben nochmals angeschnitten worden. Im Gra-
benprofil kamen 7 Gräber zum Vorschein, von denen nur diejenigen untersucht
wurden, deren Bestattungen in den Graben hineinfielen. Da die andern Gräber in
der Flucht der geplanten 10 ra breiten Straße liegen, wurde die weitere Unter-
suchung bis zu Beginn des Straßenbaus verschoben. Eines der sieben Gräber war
am Kopf Dom Wasserleitungsgraben getroffen worden. Cs wurde daher näher
untersucht.
Grab 5: Es war ein Kindergrab, Mädchen von zirka 4 Jahren. Die Grabgrube stellte
ein tiefbraun gefärbtes Rechteck von 1,20 : 1 m dar. Dasselbe hob sich scharf von dem
umgebenden Hellen bis rostbraunen Kies ab. Tiefe der Bestattung 1,30 m, Skelettlänge
war nicht feststellbar. Die Erhaltung der Knochen war eine sehr schlechte. Richtung des
Grabes West—Ost. Beigaben: In der Halsgegenö lagen: 1. vier farbige Glasflußperlen
(eine zylindrische rotbraune mit Weißen Augen, eine rote doppelkonische Perle, zwei eben-
solche Weiße, neben dem Rest einer langen schmalen gelben Perle); 2. auf der rechten Kör-
perseite zwei Topfscherbcn (je ein rotes und ein graues Randstück eines schüsselartigen Ge-
fäßes); 3. im Decken Reste eines großen Eisenmessers; 4. in der Schädelgegenö drei Scher-
ben eines gelbgrünen, dünnwandigen, fein gerippten Glasgefäßes.
Von den nach Norden an dieses Kindergrab anschließenden Gräbern kamen
nur einige Knochen und ein Schädeldach zum Vorschein.
Was die Grenzen dieses Friedhofs anbelangt, so läßt sich bisher folgendes
sagen: Die Südgrenze ist durch den 2 ra hohen Steilabfall zur Ritterstraße gegeben.
Das südlich gelegene Gewann „Anter der Straße" hat noch keine Gräber ge-
liefert. Da beim Bau des westlich auf Flur „Mittlerbann" stehenden Wohnhauses
keine Funde gemeldet worden sind, so scheint sich der Friedhof nicht mehr weit nach
Westen fortzusetzen. Wie weit die Gräber nach Norden reichen, ist noch unklar.
Sicher ist jedenfalls, daß der Friedhof nicht die ganze Gewannfläche bedeckt, da
beim Bau der nördlich stehenden Häuser keine Gräber zutage kamen. Die Ost-
grenze ist ganz unsicher. Beim Bau des östlich, jenseits der Solvaystraße stehen-
den Gebäudes, soll nach Aussage älterer Dorfeinwohner eine Steinkiste mit blauen
Perlen als Beigaben gefunden worden sein^. Es erstreckt sich demnach das Gräber-
feld noch weit nach Osten.
Die wenigen bisher zutage gekommenen Beigaben sind für eine chronologische
Wertung der Gräber noch unzureichend. Doch scheinen die großen eisernen Gürtel-
schnallen mit den Bronzenieten auf den Beschlägen, ebenso der Sax für eine späte
Periode des frühen Mittelalters zu sprechen. Wahrscheinlich gehören die Gräber
dem 7. Iahrhundert an. Die doppelkonischen, undurchsichtigen, einfarbigen Glasfluß-
perlen sind ebenfalls sicher späte Formen.
Der zweite frühmittelalterliche Friedhof auf Gemarkung Whhlen wurde zu

? Bad. Fber. III, 1936, 386/387.
2 Bad. Fber. II, 1932, 392.
 
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