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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Moog, Friedrich: Die alemannischen Gräberfelder von Wyhlen und Grenzach (Amt Lörrach)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0131

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Die alemannischen Gräberfelder von Wyhlen und Grenzach

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Beginn des Iahres 1936 bei Gartenarbeiten angeschnitten. Er liegt im Gewann
„Baumgarten", auf Parzelle 150, in 280 nr Meerhöhe (Bahnhof Wyhlen 271,5 na
NN). Auffallend an ihm ist zunächst feine steile Berglage und die von der üblichen
Orientierung stark abweichende Lage der Skelette. Die bisher festgestellten sechs
in einer Reihe liegenden Gräber waren durchweg SSW-NNO orientiert (Kopf
im SSW, Fühe im NNO). Es waren Erdgräber; Spuren von Holzsärgen oder
Steinsetzungen waren nicht erkennbar. Die Grabgruben waren Rechtecke von im
Mittel 2,30 irr Länge und 1,20 irr Breite. Sie lagen im dunkelgelben humosen Löh-
lehm und waren in ihren Amrissen schwer zu erkennen. Die Bestattungstiefe betrug
1,30-1,70 rrr. Wahrscheinlich sind die Bestattungen durch spätere Ausfüllung vom
Berge her in diese tiefe Lage gekommen. Es ist nicht anzunehmen, daß die Grab-
gruben ursprünglich so tief angelegt worden sind. Die Erhaltung der Knochen war
ziemlich gut. Leider waren auch hier die ersten 4 Gräber zerstört worden, bevor
Meldung erstattet wurde. Bon ihnen waren nur noch zerschlagene Knochen fest-
stellbar. Beigaben sollen nicht vorhanden gewesen sein.
Grab 5: Erdgrab mit sehr schlecht erhaltenem Skelett, das nach der Dicke der Knochen
zu schließen, männlichen Geschlechts gewesen sein muß. Beigaben: im Becken die Hälfte
eines Eisenmessers (Länge 12 cm, Breite 2 cm). Nach Aussage der Erdarbeiter soll noch
ein Bronzeknopf dabei gewesen sein, der verlorengegangen ist.
Grab 6: Frauengrab, war noch vollkommen unberührt und nur am Schädel von einem
Pickelhieb getroffen worden. Grabgrube: Rechteck von 2,10:1,30 m, unregelmäßig und
am Kopfende wesentlich schmäler als am Fußende. Richtung: SSW-NNO (Kopf im SSW,
Füße im NNO). Erhaltung ziemlich gut, Körperbau grazil. Skelettlänge 1,55 m, Be-
stattungstiefe 1,50 m. Alter: erwachsen. Beigaben: 1. unter dem Kinn eine silbervergoldeie
S-Fibel mit zwei Almandineinlagen (Länge 2,6 cm, Breite 1 cm in der Mitte (Taf. XIII b).
2. in der Halsgegenö 5 farbige Glasflußperlen, darunter eine grünblaue Melonenperle,
eine zylinderförmige rote Perle mit weihen Ziellinien, eine flache schwarze mit weihen
Wellenlinien, eine durchsichtige, konische, honiggelbe und eine kleine flache rote Perle
(Taf. XIII I<—p). 3. neben dem linken Ohr ein kreisförmiges, geschlossenes Ringchen aus dün-
nem Bronzedraht (Dm. 22 mm) (Taf. XIII ck). 4. am rechten Ohr zwei Bruchstücke eines eben-
solchen. 5. neben dem Schädel ein gebogener, dicker Bronzedraht mit würfelförmigem Ab-
schluß (Taf. XIII k). 6. auf der Brust ein gestielter, lösfelförmiger Anhänger aus Bronze mit
Durchlochung (Länge 4,7 cm, Stiel 0,9 cm, Breite 2,2 cm) (Taf. XIII §). 7. im Becken ein
kleines ovales Bronzeringchen (1,8: 1,4 cm) (Taf. XIII c). 8. daneben ein zylinderförmiges,
offenes Bronzeröhrchen (Länge 2,7 cm) (Taf.XIII I). 9. darüber eine ovale Eisenschnalle
mit Dorn (3,6 : 2,3 cm) (Taf. XIII r). 10. zwischen den Oberschenkeln Reste eines kreisver-
zierten Behälters eines Beinkammes mit Eifennieten (Länge 5,6 cm, Breite 2 cm)
(Taf. XIII a). 11. in der linken Hand ein ovaler Bronzering (Länge 4,1 cm, Breite 2,9 cm)
(Taf. XII! b). 12. in diesem Ring stak ein zierliches Eisenmesser (Länge 12,7 cm, Grifföorn
4,2 cm, Breite 1,5 cm (Taf. XIII m). 13- neben dem linken Unterschenkel übereinanderliegend
zwei Eisenringe (großer Ring 4,9 : 3,9 cm, kleiner Ring 4,4 : 4,4 cm) (Taf. XIII s,g).
Wir dürfen auch bei diesen Gräbern annehmen, daß sie zu einem alemannischen
Friedhof gehören. Die Grenzen desselben sind ohne weitere Funde nicht anzu-
geben. Nach Norden zu darf kaum noch mit Gräbern gerechnet werden, da der
Berghang sehr steil ist. Nach der Geländelage kann sich das Gräberfeld sowohl
nach Westen, als auch nach Osten auf dem schmalen Absatz, der durch Ausgleiten
der Anhydritgruppe unter dem Hauptmuschelkalk entstanden ist, fortsetzen.
Das Frauengrab ist wegen seiner zahlreichen Beigaben sehr wichtig und zu
chronologischen Schlüssen benutzbar. Besondere Beachtung verdient die silberver-
goldete S-Fibel (s. Taf. XIII ja) mit Kerbschnittornament. Die Vogelaugen sind mit
flachen Almandinplättchen ausgelegt, die auf einer gemusterten Metallfolie auf-
liegen. Die Fibel ist ziemlich abgenutzt. Die Nadel sowie die Spirale waren aus
 
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