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Bartels, Johann Heinrich; Dieterich, Johann Christian; Dieterich, Johann Christian [Hrsg.]; Bartels, Claes [Bearb.]; Riepenhausen, Ernst Ludwig [Bearb.]
Briefe über Kalabrien und Sizilien (Theil 1): Reise von Neapel bis Reggio in Kalabrien — Göttingen: Dieterich, 1791 [VD18 90408470]

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https://doi.org/10.11588/diglit.53497#0283
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Von Len Kasirovillanem. 217
keine Seelenmessen für ihn? fragte er zulezk ex sbrupto,
und zog uns, wir mochten wollen oder nicht, in die
Messe. Die Klösierbiblioteken sind, wie sie leicht denken
können, von sehr geringer Bedeutung, und ihre Manu-
skripte nichts wie Schenkungsakte. Die Hoffnung, für
Gelerfamkeit hier noch einige wichtige Schaze zu fin-
den, möchte wol vergebens sein.
Mit vielem Lachen komme ich so eben zu Hause
um diesen Brief zu schlißen. Ich habe eine Menge
vom hisigen kleinen Adel gesehen, der vieleicht ein Eben-
bild des rohen und stolzen Landadels unsrer Gegenden
ist. Denken Sie nur an Originale, wie sie uns Müller
in seinem Siegfried von Lindenberg geschildert hat. Die
hochadeliche Dame zihet gewönlich, wenn sie sich öffent-
lich zeigt, vorauf, etwas grünes Band auf dem Kops-
puze zeichnet sie von ihren Mädchen aus, die gemeßnen
Schritts hinter ihr hergehen müssen: zwo von ihnen
folgen gewönlich. Kleine zerlumpte rore Mantel sind
ihr Staat, halb haben sie sie über den Kopf gezogen,
und kuken aus ihnen wie der Kapuziner aus seiner
Kutte hervor. Barsus traben fie hinter ihrer Dame
her, und ich würde ihnen einen Almosen gegeben haben,
wenn nicht der schilende Rükblik der Dame, ob auch
ihre Folgerinnen in gehöriger Ordnung waren? mir
meinen Irrthum gezeigt hatte. So hat jedes Land seine
Sitte: in Rom begleitet die Frau der Domenikino t)
O 5 in
t) Domenikino heißt der Mensch, weil er ein Sonn-
tagskind ist, und sonst nie erscheint.
 
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