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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 3 (1903, Dezember)
DOI Artikel:
Kraft, Leonhard: Karl Hofmann
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Kirchbach, Wolfgang: Das Fenster: eine architektonische Geschmacksbetrachtung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0036

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28

DER BAUMEISTER * 1903, DEZEMBER.

Vielleicht auch, dass
unter Hofmanns Lei-
tung ein tüchtiger
Nachwuchs heran-
wächst, den eine
kommende Zeit für
ihre Aufgaben reif
findet. — Es würde
zu weit führen, hier
alles einzeln aufzu-
führen, was der
Staat seit Hofmanns
Berufung in die Bau-
abteilung gebaut hat,
erwähnt soll nur die
Mitwirkung des
Meisters im Kunst-
rate für die Wie-
derherstellung der
Stifts - Kirche zu
Wimpfen i. T. und
der Stadt-Kirche
zu Friedberg wer-
den. Dass er bei
vielen grösseren

Architekt Karl Hofmann. Lagerhaus in Worms.


lohne, ihn dort wieder
anzuknüpfen. Nichts
wäre falscher, als
dieser Gedanke.
Hofmann steht mit
in den Reihen derer,
die da wissen, dass
besonders der deut-
sche bürgerliche
Wohnhausbau bis
zum Beginne des
19. Jahrhunderts in
gesunden boden-
wüchsigen Bahnen
wandelte, ja, dass in
entlegenen Gegen-
den der Faden der
Überlieferung gar
noch später erst ab-
riss. Ihn wieder an
zuknüpfen in dem
Sinne, wie es
Schultze- Naumburg
in seinen packenden
„Kulturarbeiten“ for-

Wettbewerben als Preisrichter mitwirkte, sei nur nebenbei
gesagt.
Das Bild von der reichen Thätigkeit Hofmanns würde nicht
vollständig sein, wenn eines äusser acht bliebe. Wer die bei-
gegebenen Abbildungen flüchtig durchsieht, dem mag sich viel-
leicht der Gedanke aufdrängen, dass Hofmann auch zu jenen
gerechnet werden muss, die glauben, dass mit dem Aufhören
der mittelalterlichen, vielleicht noch der Renaissancekunst, der
Faden der Entwickelung abgerissen, und dass es sich nur

dert, ist er, wo es immer angehen mag, mit nie erlahmender
Begeisterung thätig, ein Feind allem Blendwerk, ein Meister
ehrlicher, deutscher Kunst.
Anmerkung der Redaktion: Von den Bauten Hofmanns
haben wir nur eine kleine Auswahl charakteristischer Typen zur
Anschauung gebracht, weil mit diesem Aufsatz nicht erschöpft
ist, was wir über dessen Wirken zu sagen haben. Wir werden
bei anderer Gelegenheit dafür auch bildlich das hier gesagte
zu ergänzen haben.

Das Fenster.

Eine architektonische Geschmacksbetrachtung

von
Wolfgang Kirchbach.

Fortsetzung von Seite 17.

Man wird nach gesammelter Aufnahme des Wechsels dieser
Eindrücke nicht zweifeln, dass diese Fenster ganz und gar
Mauerlöcher sind, die aus der Wand selbst entwickelt, ge-

auch die viereckige Form genau versinnlicht, dass sie entstanden
ist aus einer Unterbrechung der Mauerung und dann nur einen
ausgleichenden Füllrahmen erhalten hat. Denn man wird am

worden sind, wo die Wand ganz
als Wand nach aussen gedacht ist
und nach innen da ist, um Wand
zu gewinnen, Wand für die Ge-
mälde, die auf der Innenseite
sind, für die Sitzungssäle und
Thronstühle und was sonst noch
gerade diese Wände dem Volke
verheimlichen wollen. Unter den
Säulenhallen kann jeder spazie-
ren, was aber da oben geschieht,
über den Loggien, in den Rats-
sälen, das schliessen wir durch
möglichst breite Wände ab aus
den verschiedensten Gründen, die
andere nichts weiter angehen:
das ungefähr scheint das seltsame
Bauwerk gerade mit seinen Fen-
stern sagen zu wollen. Wer aber
die vergitterten Fenster im unteren
Stockwerk des Palastes Riccardi
in Florenz, des Medicihauses,
des Palazzo Strozzi, in ihrer
Rustica betrachtet, desgleichen
die analogen viereckigen Gitter-
fenster am Palazzo Rucellai, wird
auch nicht zweifeln, dass diese
Fenster nur als leergebliebene
Mauerteile zu denken sind, wo


Architekt Karl Hofmann.

Entwurf zu einem Repräsentationsgebäude des deutschen
Reiches für die Weltausstellung Paris 1900.

Palazzo Strozzi z. B. sehen, dass
die einzelnen Werksteine wie
kleine Balken und Architrave
jedesmal als oberer Fensterab-
schluss horizontal auf den Kanten
der Mauerlücke aufliegen. Höchst
streng, höchst charakteristisch
wirken diese Fenster, sie sprechen
im Gegensatz zu den Fenstern
der oberen Stockwerke ganz ihre
Bestimmung als blosse Ausluge
und Luftfenster aus; im übrigen
ist möglichst wenig Raum ihrem
Zwecke gewidmet; die Wand
soll nicht eine Wand sein, sondern
Mauer, Schutzmauer wie eine
Burgmauer zur Abwehr nach
aussen dient. Aber auch an den
oberen Fenstern dieser Paläste
wird man bemerken, dass die
Fensterhöhe, die Breite zwischen
den Fenstern und die Wandmasse
in einem Verhältnis stehen, das
schon rein äusserlich verrät, dass
das Fenster hier nur als ein der
Wand untergeordnetes Moment
wirken und betrachtet sein will,
wo es mehr darauf ankommt,
dass man von innen nach aussen
 
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