DER BAUMEISTER * 1904, APRIL * BEILAGE.
B 75
Ihre Rechtfertigung dürfte unsre Eingabe darin finden, dass die beabsich-
tigten einschneidenden Änderungen in den Kreisen der Künstler und Kunst-
freunde ganz Deutschlands als eine künstlerische Angelegenheit von allgemein
deutscher Bedeutung betrachtet werden, deren Lösung man, wie einem hohen
Rate nicht unbekannt geblieben ist, vielfach mit Sorge entgegensieht.
Der Rat der Stadt Dresden wolle beschliessen:
1. Ein allgemeines deutsches oder auf einen grösseren Kreis geladener
Architekten beschränktes Ausschreiben ergehen zu lassen, welches die bau-
künstlerische Gestaltung der Augustusbrücke in einem edlen Material auf Grund-
lage der nunmehr festgelegten praktischen Forderungen und technischen Be-
dingungen zur Hauptsache macht.
2. Mit diesem Ausschreiben die Umgestaltung des altstädtischen und im
Falle der Möglichkeit auch des neustädtischen Ufers zu einer einheitlichen
Aufgabe zusammenzuschliessen.
3. Bei diesem einheitlichen Ausschreiben in den Erklärungen durch Wort
und Aufriss wohl eine eingehende Darstellung des Wünschenswerten zu geben,
aber der schöpferischen Phantasie der Baukünstler nur durch die Bedingungen
Grenzen zu stecken, welche hinsichtlich der Brücke als nunmehr unumstösslich
mit den in Betracht kommenden behördlichen Faktoren vereinbart sind.
4. Dieses Ausschreiben mit wenigstens ein Jahr hinausgeschobenem Schluss-
termin zu erlassen, es mit entsprechend hohen Preisen und der Aussicht auf
Teilnahme an der Bauausführung auszustatten und schliesslich dabei wenigstens
das Schaubild in Maasstäben zu fordern, die eine ernsthafte Beurteilung der
baukünstlerischen Leistung erlauben.
Begründung:
Zu 1: Als unabänderlich wird vorausgesetzt, dass die Augustusbrücke als
baufällig und der Schiffahrt hinderlich im alten Bestand auch nicht durch den
Umbau ihres mittleren Teils erhalten werden kann. Daraus folgt, dass gerade
das Wesentliche ihrer Schönheit: der wuchtige Eindruck ihrer engegedrängten
Pfeiler, der Reiz ihrer schmalen Bögen und der mannigfaltigen Überschnei-
dungen, die sie gewähren, nicht zu retten ist. Es wird also nicht möglich
sein, mit den geringen Erinnerungsresten, die vom Kunstwerke Pöppelmanns
auf einen Neubau übertragen werden können, diesem einen ausreichenden
künstlerischen Eigenwert zu geben. Die bisherige zunächst zur Ausführung
vorgeschlagene letzte Planung des Tiefbauamts, die gewiss das Resultat un-
ermüdlicher Mühewaltung und hohen technischen Scharfsinnes ist, muss aus
diesem Grund als in ihren Voraussetzungen durchaus verfehlt bezeichnet werden.
Hier bedarf es einer künstlerischen Neugeburt, die von nichts als den prak-
tischen Forderungen ihre Lebensbedingungen erhält.
Das Verlangen nach einem edlen Material rechtfertigt sich dadurch, dass
jede wahrhaft monumentale Leistung nur in einem solchen erdacht werden
kann. Auch darin versähe es die bisherige Planung, wenn sie tatsächlich einen
Betonkern mit Hausteinen nach den beiden Aussenseiten hin umkleiden will.
Zu 2: Es erscheint als unumgängliche künstlerische Notwendigkeit, soll
anders die Brücke in ihren Baumassen und Stilformen und in der Raum-
gestaltung im harmonischem Verhältnis zu den baulichen Neuanlagen der Ufer-
gelände stehen, dass das Ganze als eine einheitliche architektonische Gruppe
entworfen und geplant werde. Der aus der gleichen Anschauung geflossene
§ 6, des für die Ausgestaltung des Theaterplatzes erlassenen Ausschreibens,
der Vorschläge für Änderungen der Brückenarchitektur fordert oder freistellt,
greift aber darin fehl, dass er die Hauptaufgabe der Nebenaufgabe fakultativ
unterordnet. In logischer Weiterführung der in diesem Paragraphen immerhin
ausgesprochenen Erkenntnis wird sich nun aber der Rat der Stadt der Notwendig-
keit nicht verschliessen können, dass auch die Gestaltung des Neustädter Ufer-
geländes der Hauptsache dem Brückenbau anzugliedern und unterzuordnen sei.
Ist das aus praktischen Ursachen jetzt nicht möglich, so dürfte an eine Neu-
gestaltung des Neustädter Geländes doch erst dann, etwa in einem anschliessenden
Ausschreiben gegangen werden, wenn die Form der Ausführung für die Brücke
selbst feststeht. Wenn hier bereits eine endgültige Planung vorläge, so müsste
das als verfrüht und bedenklich erscheinen.
Zu 3: Im Interesse der Sache und einer glücklichen Lösung erscheint es
gefährlich, die freie Gestaltung auch nur hinsichtlich der baulichen Grundriss-
Anordnung mehr, als durchaus zwingend notwendig ist, einzuengen. Schon
das Ausschreiben für den Theaterplatz legt da Dinge als Bedingungen fest,
die kaum eine glückliche architektonische Gestalt gewinnen können. So würde
z. B. die Hauptwache in alter Gestalt an der neuen Stelle nicht nur gänzlich
äusser Beziehung zum Schlosse stehen, sondern die Architektur ihrer Front
würde auch, in den bisherigen Abmessungen beibehalten, aus der vervielfachten
Schauweite spielerisch und kleinlich wirken. Aller Voraussicht nach die Mög-
lichkeit einer günstigeren Lösung ergäbe es dagegen, wenn entweder mit der
Beseitigung des Waffenplatzes die Strasse genügend verbreitert und der aus
Eigenem schöne Bau zu anderen Zwecken erhalten bliebe und an der geplanten
Stelle eine neue Hauptwache aus den besonderen Raumbedingungen der neuen
Lage erbaut würde, oder aber, wenn der alle Bau an alter Stelle mit alter
Bestimmung im rechten Winkel zur Zwingerfront soweit als nötig zurückgerückt
würde. — Ferner könnte dadurch, dass man die Uferstrasse sogleich hinter
der Unterführung der Brücke zum Theaterplatz hinaufführte, die Lage des
Helbig-Ersatzbaues dicht am Wasser und damit eine einzigartige Stätte un-
mittelbaren Naturgenusses erhalten bleiben.
So dürfte es sich auch im Interesse einer freien und bedeutenden Neu-
schöpfung empfehlen, bei dem Ausschreiben der Brücke wohl die Durch-
fahrtbreite und Raumhöhe der Bögen, nicht aber die genaue Stärke der Pfeiler
festzulegen.
Zu 4: Nur bei einem langen, wenigstens ein Jahr hinausgeschobenen
Schlusstermine sind gründlich durchgereifte Planungen zu erwarten, nur reich-
liche Preise und nur das zugestandene selbstverständliche Recht, das auf dem
Papier Erdachte auch selbst im Raum mit auszugestalten, gewährleisten eine
Teilnahme auch der ersten, viel beanspruchten Baukünstler. In diesen prak-
tischen Punkten hat das erlassene Ausschreiben für den Theaterplatz in Archi-
tektenkreisen zu ebenso scharfer wie im wesentlichen berechtigter Kritik Anlass
gegeben. Auch die Masstäbe, die es fordert, sind für das Schaubild wenigstens
durchaus unzulänglich, da sie für das eingeschossige Gebäude etwa eine Höhe
von kaum 3—4 Centimeter ergeben. Der Dürer-Bund,
i. A.: Ferdinand Avenarius.
Vom Büchermarkt.
Foerster, Max, Lehrbuch der Baumaterialienkunde zum Gebrauche an
technischen Hochschulen und zum Selbststudium. Heft 1. Die
natürlichen Gesteine. Mit einer Tafel. Leipzig. Wilhelm Engelmann.
Mark 4.—.
Das ganze Werk soll in 6 Heften erscheinen, deren erstes hier vorliegt.
Das 2. wird die künstlichen Steine, das 3. das Holz, das 4. die Verbin-
dungsstoffe, das 5. die Metall- und das 6. die Baustoffe des inneren Ausbaues
behandeln. Bei der Wichtigkeit der Materialienkunde für das Baufach ist es
zu verwundern, dass diesem Gegenstände im allgemeinen noch nicht die ihm
gebührende Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, insbesondere in streng
wissenschaftlichem Sinne. Die in der Technik übliche Benennung eines Ge-
steines steht oft in grossem Widerspruch mit seiner wissenschaftlich petro-
graphischen Bezeichnung. Ebenso werden oft bei den Prüfungen der Gesteine
erheblich verschiedenartige, und eine sehr voneinander abweichende Zu-
sammensetzung zeigende Materialien unter einem Sammelbegriff bezeichnet.
Es ist die Materialienkunde noch nicht mit der Mineralogie in Einklang gebracht
worden, was doch zu einer richtig verstandenen Baumaterialienkunde unbedingt
notwendig ist. Es macht sich daher das Bestreben in technischen Kreisen
geltend, zugleich mit der seither üblichen technischen Gesteinprüfung, eine
petrographische Untersuchung zu verbinden und auf eine genaue Artbestimmung
der Gesteine einzugehen. Demnach muss auch der Bautechniker in der Bau-
materialienkunde dieErgebnisse derpetrographischen und geologischen Forschung
sich nutzbar machen. Dies ist die Grundidee des Verfassers bei Bearbeitung
des ersten vorliegenden Heftes dieses Werkes.
Um allgemeine Gesetzmässigkeiten zwischen der Zusammensetzung, Struk-
tur u. s. w. eines Gesteines und dessen physikalischen, im besonderen dessen
Festigkeitseigenschaften festzustellen und um in bestimmten Gruppen aus den
Forschungsergebnissen in der einen Richtung auf ein Verhalten in der anderen
schliessen zu können, ist es unbedingt notwendig, dass die wissenschaftliche
Gesteinkunde und die technisch-wissenschaftliche Prüfung Hand in Hand mit-
einandergehen.
Einmal in die petrographisch-wissenschaftliche Klassifikation der mineralogischen
Baumaterialien eingedrungen, ergibt sich von selbst als nächstliegende Folge
für den Bautechniker, äusser der Herstellung und Bearbeitung der Baustoffe
sich auch mit den üblichen Prüfungsmethoden näher bekannt zu machen, um
deren Nutzwert besser beurteilen und deren Festigkeitsverhältnisse und Wider-
standsfähigkeit benutzen zu können. Es hielt daher der Verfasser für ange-
bracht, auch auf diesen Gegenstand näher einzugehen, so weit es der Rahmen
des Werkes gestattet. Schliesslich will der Verfasser auch den Anforderungen
und Bedürfnissen der baulichen Praxis insofern Rechnung tragen, als er die
Verwendungsweise der Baumaterialien in zusammenhängender Weise einer
eingehenden Besprechung unterzieht.
Der Text des vorliegenden Werkes ist kurz gefasst und rein sachlich ge-
halten. Viele an sich gediegene Werke finden wohl nicht die allgemeine An-
erkennung, welche man erwartet hatte, weil sie zu sehr der Rhetorik huldigen.
Die Rhetorik ist ja eine sehr schöne Sache, dazu geschaffen, mit vielen Worten,
so wenig als möglich zu sagen, wie es in der Politik angebracht ist. Anders
verhält es sich mit einem dem Studium gewidmeten Buche. Die Zeit des
Studierenden ist knapp bemessen, er will nur das rein sachliche, unbedingt
zum Verständnisse der Materie Notwendige; für ihn ist es zwecklos, seinen
Kopf mit schönen Redensarten zu beschweren. Er verlangt von einem Buche
zu seinem Studium gerade das Gegenteil, viel Inhalt in wenig Worten.
Der Verfasser teilt die zur Herstellung von Baulichkeiten aller Art ver-
wendeten Stoffe in drei Hauptgruppen, je nach dem Zwecke, welchen sie im
Bau erfüllen sollen, ein:
I. Hauptbaustoffe zur Verwendung für die tragenden Konstruktionen:
1. Die natürlichen Gesteine (Heft 1).
2. Die künstlichen Steine (Heft 2).
3. Das Holz (Heft 3).
4. Die Metalle, insbesondere das Eisen (Heft 4).
II. Verb in dungsstoffe zur Vereinigung getrennter Materialstücke (Heft 5):
1. Die verschiedenen Mörtelarten.
2. Die Asphalte.
3. Die Kitte.
III. Hilfsbaustoffe, insbesondere für den inneren Ausbau (Heft 6):
1. Das Glas.
2. Die Anstrichmittel.
3. Die Dichtungsmittel.
4. Pappe, Linoleum, Rohr, Tapeten und dergleichen.
Den ersten der Hauptbaustoffe, die natürlichen Gesteine, deren Beschreibung
den Inhalt des vorliegenden 1. Heftes bildet, behandelt der Verfasser in
5 Kapiteln:
1. Die gesteinbildenden Mineralien, die Einteilung und die baulich
wichtigsten Eigenschaften der natürlichen Gesteine.
2. Die baulich wichtigen natürlichen Gesteine.
3. Die Gewinnung und Bearbeitung der natürlichen Bausteine.
4. Die Prüfung der natürlichen Gesteine.
5. Die wichtigeren baulichen Verwendungsgebiete der natürlichen Gesteine.
Den Schluss bildet ein äusserst reichhaltiger Quellennachweis und ein
Sachverzeichnis.
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers wie des Verlegers bringen
wir ein Kapitel aus dem Werke in diesem Hefte zum Abdruck. Es behandelt
ein bisher noch lange nicht seiner Wichtigkeit im Baufache entsprechend ge-
würdigtes Thema. Sp.
B 183]
Ferd. Thielemann,
Bof-Klempnermeisfer Sr. fflajesfäf des Kaisers und Königs,
BGRüIIl SW., Ritterstrasse 46.
Kupferbedachungen,
Kupfer* und ZinkbIech=Ornamente,
Kunstgewerbliche Treibarbeiten
Gegründet 1801«. in Kupfer, Bronze, Ulessing. 17 mal prämiiert
B 75
Ihre Rechtfertigung dürfte unsre Eingabe darin finden, dass die beabsich-
tigten einschneidenden Änderungen in den Kreisen der Künstler und Kunst-
freunde ganz Deutschlands als eine künstlerische Angelegenheit von allgemein
deutscher Bedeutung betrachtet werden, deren Lösung man, wie einem hohen
Rate nicht unbekannt geblieben ist, vielfach mit Sorge entgegensieht.
Der Rat der Stadt Dresden wolle beschliessen:
1. Ein allgemeines deutsches oder auf einen grösseren Kreis geladener
Architekten beschränktes Ausschreiben ergehen zu lassen, welches die bau-
künstlerische Gestaltung der Augustusbrücke in einem edlen Material auf Grund-
lage der nunmehr festgelegten praktischen Forderungen und technischen Be-
dingungen zur Hauptsache macht.
2. Mit diesem Ausschreiben die Umgestaltung des altstädtischen und im
Falle der Möglichkeit auch des neustädtischen Ufers zu einer einheitlichen
Aufgabe zusammenzuschliessen.
3. Bei diesem einheitlichen Ausschreiben in den Erklärungen durch Wort
und Aufriss wohl eine eingehende Darstellung des Wünschenswerten zu geben,
aber der schöpferischen Phantasie der Baukünstler nur durch die Bedingungen
Grenzen zu stecken, welche hinsichtlich der Brücke als nunmehr unumstösslich
mit den in Betracht kommenden behördlichen Faktoren vereinbart sind.
4. Dieses Ausschreiben mit wenigstens ein Jahr hinausgeschobenem Schluss-
termin zu erlassen, es mit entsprechend hohen Preisen und der Aussicht auf
Teilnahme an der Bauausführung auszustatten und schliesslich dabei wenigstens
das Schaubild in Maasstäben zu fordern, die eine ernsthafte Beurteilung der
baukünstlerischen Leistung erlauben.
Begründung:
Zu 1: Als unabänderlich wird vorausgesetzt, dass die Augustusbrücke als
baufällig und der Schiffahrt hinderlich im alten Bestand auch nicht durch den
Umbau ihres mittleren Teils erhalten werden kann. Daraus folgt, dass gerade
das Wesentliche ihrer Schönheit: der wuchtige Eindruck ihrer engegedrängten
Pfeiler, der Reiz ihrer schmalen Bögen und der mannigfaltigen Überschnei-
dungen, die sie gewähren, nicht zu retten ist. Es wird also nicht möglich
sein, mit den geringen Erinnerungsresten, die vom Kunstwerke Pöppelmanns
auf einen Neubau übertragen werden können, diesem einen ausreichenden
künstlerischen Eigenwert zu geben. Die bisherige zunächst zur Ausführung
vorgeschlagene letzte Planung des Tiefbauamts, die gewiss das Resultat un-
ermüdlicher Mühewaltung und hohen technischen Scharfsinnes ist, muss aus
diesem Grund als in ihren Voraussetzungen durchaus verfehlt bezeichnet werden.
Hier bedarf es einer künstlerischen Neugeburt, die von nichts als den prak-
tischen Forderungen ihre Lebensbedingungen erhält.
Das Verlangen nach einem edlen Material rechtfertigt sich dadurch, dass
jede wahrhaft monumentale Leistung nur in einem solchen erdacht werden
kann. Auch darin versähe es die bisherige Planung, wenn sie tatsächlich einen
Betonkern mit Hausteinen nach den beiden Aussenseiten hin umkleiden will.
Zu 2: Es erscheint als unumgängliche künstlerische Notwendigkeit, soll
anders die Brücke in ihren Baumassen und Stilformen und in der Raum-
gestaltung im harmonischem Verhältnis zu den baulichen Neuanlagen der Ufer-
gelände stehen, dass das Ganze als eine einheitliche architektonische Gruppe
entworfen und geplant werde. Der aus der gleichen Anschauung geflossene
§ 6, des für die Ausgestaltung des Theaterplatzes erlassenen Ausschreibens,
der Vorschläge für Änderungen der Brückenarchitektur fordert oder freistellt,
greift aber darin fehl, dass er die Hauptaufgabe der Nebenaufgabe fakultativ
unterordnet. In logischer Weiterführung der in diesem Paragraphen immerhin
ausgesprochenen Erkenntnis wird sich nun aber der Rat der Stadt der Notwendig-
keit nicht verschliessen können, dass auch die Gestaltung des Neustädter Ufer-
geländes der Hauptsache dem Brückenbau anzugliedern und unterzuordnen sei.
Ist das aus praktischen Ursachen jetzt nicht möglich, so dürfte an eine Neu-
gestaltung des Neustädter Geländes doch erst dann, etwa in einem anschliessenden
Ausschreiben gegangen werden, wenn die Form der Ausführung für die Brücke
selbst feststeht. Wenn hier bereits eine endgültige Planung vorläge, so müsste
das als verfrüht und bedenklich erscheinen.
Zu 3: Im Interesse der Sache und einer glücklichen Lösung erscheint es
gefährlich, die freie Gestaltung auch nur hinsichtlich der baulichen Grundriss-
Anordnung mehr, als durchaus zwingend notwendig ist, einzuengen. Schon
das Ausschreiben für den Theaterplatz legt da Dinge als Bedingungen fest,
die kaum eine glückliche architektonische Gestalt gewinnen können. So würde
z. B. die Hauptwache in alter Gestalt an der neuen Stelle nicht nur gänzlich
äusser Beziehung zum Schlosse stehen, sondern die Architektur ihrer Front
würde auch, in den bisherigen Abmessungen beibehalten, aus der vervielfachten
Schauweite spielerisch und kleinlich wirken. Aller Voraussicht nach die Mög-
lichkeit einer günstigeren Lösung ergäbe es dagegen, wenn entweder mit der
Beseitigung des Waffenplatzes die Strasse genügend verbreitert und der aus
Eigenem schöne Bau zu anderen Zwecken erhalten bliebe und an der geplanten
Stelle eine neue Hauptwache aus den besonderen Raumbedingungen der neuen
Lage erbaut würde, oder aber, wenn der alle Bau an alter Stelle mit alter
Bestimmung im rechten Winkel zur Zwingerfront soweit als nötig zurückgerückt
würde. — Ferner könnte dadurch, dass man die Uferstrasse sogleich hinter
der Unterführung der Brücke zum Theaterplatz hinaufführte, die Lage des
Helbig-Ersatzbaues dicht am Wasser und damit eine einzigartige Stätte un-
mittelbaren Naturgenusses erhalten bleiben.
So dürfte es sich auch im Interesse einer freien und bedeutenden Neu-
schöpfung empfehlen, bei dem Ausschreiben der Brücke wohl die Durch-
fahrtbreite und Raumhöhe der Bögen, nicht aber die genaue Stärke der Pfeiler
festzulegen.
Zu 4: Nur bei einem langen, wenigstens ein Jahr hinausgeschobenen
Schlusstermine sind gründlich durchgereifte Planungen zu erwarten, nur reich-
liche Preise und nur das zugestandene selbstverständliche Recht, das auf dem
Papier Erdachte auch selbst im Raum mit auszugestalten, gewährleisten eine
Teilnahme auch der ersten, viel beanspruchten Baukünstler. In diesen prak-
tischen Punkten hat das erlassene Ausschreiben für den Theaterplatz in Archi-
tektenkreisen zu ebenso scharfer wie im wesentlichen berechtigter Kritik Anlass
gegeben. Auch die Masstäbe, die es fordert, sind für das Schaubild wenigstens
durchaus unzulänglich, da sie für das eingeschossige Gebäude etwa eine Höhe
von kaum 3—4 Centimeter ergeben. Der Dürer-Bund,
i. A.: Ferdinand Avenarius.
Vom Büchermarkt.
Foerster, Max, Lehrbuch der Baumaterialienkunde zum Gebrauche an
technischen Hochschulen und zum Selbststudium. Heft 1. Die
natürlichen Gesteine. Mit einer Tafel. Leipzig. Wilhelm Engelmann.
Mark 4.—.
Das ganze Werk soll in 6 Heften erscheinen, deren erstes hier vorliegt.
Das 2. wird die künstlichen Steine, das 3. das Holz, das 4. die Verbin-
dungsstoffe, das 5. die Metall- und das 6. die Baustoffe des inneren Ausbaues
behandeln. Bei der Wichtigkeit der Materialienkunde für das Baufach ist es
zu verwundern, dass diesem Gegenstände im allgemeinen noch nicht die ihm
gebührende Aufmerksamkeit geschenkt worden ist, insbesondere in streng
wissenschaftlichem Sinne. Die in der Technik übliche Benennung eines Ge-
steines steht oft in grossem Widerspruch mit seiner wissenschaftlich petro-
graphischen Bezeichnung. Ebenso werden oft bei den Prüfungen der Gesteine
erheblich verschiedenartige, und eine sehr voneinander abweichende Zu-
sammensetzung zeigende Materialien unter einem Sammelbegriff bezeichnet.
Es ist die Materialienkunde noch nicht mit der Mineralogie in Einklang gebracht
worden, was doch zu einer richtig verstandenen Baumaterialienkunde unbedingt
notwendig ist. Es macht sich daher das Bestreben in technischen Kreisen
geltend, zugleich mit der seither üblichen technischen Gesteinprüfung, eine
petrographische Untersuchung zu verbinden und auf eine genaue Artbestimmung
der Gesteine einzugehen. Demnach muss auch der Bautechniker in der Bau-
materialienkunde dieErgebnisse derpetrographischen und geologischen Forschung
sich nutzbar machen. Dies ist die Grundidee des Verfassers bei Bearbeitung
des ersten vorliegenden Heftes dieses Werkes.
Um allgemeine Gesetzmässigkeiten zwischen der Zusammensetzung, Struk-
tur u. s. w. eines Gesteines und dessen physikalischen, im besonderen dessen
Festigkeitseigenschaften festzustellen und um in bestimmten Gruppen aus den
Forschungsergebnissen in der einen Richtung auf ein Verhalten in der anderen
schliessen zu können, ist es unbedingt notwendig, dass die wissenschaftliche
Gesteinkunde und die technisch-wissenschaftliche Prüfung Hand in Hand mit-
einandergehen.
Einmal in die petrographisch-wissenschaftliche Klassifikation der mineralogischen
Baumaterialien eingedrungen, ergibt sich von selbst als nächstliegende Folge
für den Bautechniker, äusser der Herstellung und Bearbeitung der Baustoffe
sich auch mit den üblichen Prüfungsmethoden näher bekannt zu machen, um
deren Nutzwert besser beurteilen und deren Festigkeitsverhältnisse und Wider-
standsfähigkeit benutzen zu können. Es hielt daher der Verfasser für ange-
bracht, auch auf diesen Gegenstand näher einzugehen, so weit es der Rahmen
des Werkes gestattet. Schliesslich will der Verfasser auch den Anforderungen
und Bedürfnissen der baulichen Praxis insofern Rechnung tragen, als er die
Verwendungsweise der Baumaterialien in zusammenhängender Weise einer
eingehenden Besprechung unterzieht.
Der Text des vorliegenden Werkes ist kurz gefasst und rein sachlich ge-
halten. Viele an sich gediegene Werke finden wohl nicht die allgemeine An-
erkennung, welche man erwartet hatte, weil sie zu sehr der Rhetorik huldigen.
Die Rhetorik ist ja eine sehr schöne Sache, dazu geschaffen, mit vielen Worten,
so wenig als möglich zu sagen, wie es in der Politik angebracht ist. Anders
verhält es sich mit einem dem Studium gewidmeten Buche. Die Zeit des
Studierenden ist knapp bemessen, er will nur das rein sachliche, unbedingt
zum Verständnisse der Materie Notwendige; für ihn ist es zwecklos, seinen
Kopf mit schönen Redensarten zu beschweren. Er verlangt von einem Buche
zu seinem Studium gerade das Gegenteil, viel Inhalt in wenig Worten.
Der Verfasser teilt die zur Herstellung von Baulichkeiten aller Art ver-
wendeten Stoffe in drei Hauptgruppen, je nach dem Zwecke, welchen sie im
Bau erfüllen sollen, ein:
I. Hauptbaustoffe zur Verwendung für die tragenden Konstruktionen:
1. Die natürlichen Gesteine (Heft 1).
2. Die künstlichen Steine (Heft 2).
3. Das Holz (Heft 3).
4. Die Metalle, insbesondere das Eisen (Heft 4).
II. Verb in dungsstoffe zur Vereinigung getrennter Materialstücke (Heft 5):
1. Die verschiedenen Mörtelarten.
2. Die Asphalte.
3. Die Kitte.
III. Hilfsbaustoffe, insbesondere für den inneren Ausbau (Heft 6):
1. Das Glas.
2. Die Anstrichmittel.
3. Die Dichtungsmittel.
4. Pappe, Linoleum, Rohr, Tapeten und dergleichen.
Den ersten der Hauptbaustoffe, die natürlichen Gesteine, deren Beschreibung
den Inhalt des vorliegenden 1. Heftes bildet, behandelt der Verfasser in
5 Kapiteln:
1. Die gesteinbildenden Mineralien, die Einteilung und die baulich
wichtigsten Eigenschaften der natürlichen Gesteine.
2. Die baulich wichtigen natürlichen Gesteine.
3. Die Gewinnung und Bearbeitung der natürlichen Bausteine.
4. Die Prüfung der natürlichen Gesteine.
5. Die wichtigeren baulichen Verwendungsgebiete der natürlichen Gesteine.
Den Schluss bildet ein äusserst reichhaltiger Quellennachweis und ein
Sachverzeichnis.
Mit freundlicher Genehmigung des Verfassers wie des Verlegers bringen
wir ein Kapitel aus dem Werke in diesem Hefte zum Abdruck. Es behandelt
ein bisher noch lange nicht seiner Wichtigkeit im Baufache entsprechend ge-
würdigtes Thema. Sp.
B 183]
Ferd. Thielemann,
Bof-Klempnermeisfer Sr. fflajesfäf des Kaisers und Königs,
BGRüIIl SW., Ritterstrasse 46.
Kupferbedachungen,
Kupfer* und ZinkbIech=Ornamente,
Kunstgewerbliche Treibarbeiten
Gegründet 1801«. in Kupfer, Bronze, Ulessing. 17 mal prämiiert