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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Beilage zu: 1904, März
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Flammensichere Hölzer
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[Rezension von: Adressbuch für das gesamte Baugewerbe Deutschlands, Verzeichnis der für das Baugewerbe in Betracht kommenden Fabrikanten und Lieferanten, 2. Jahrgang 1903/1904]
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0311

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B 62

DER BAUMEISTER * 1904, MÄRZ * BEILAGE.

Flammensichere Hölzer.
Ijic Versuche, Holz feuersicher zu machen, sind schon alt. Es musste die
1—''wissenschaftlich forschende Technik reizen, dem als bestes Baumaterial
seit uralter Zeit erkannten Stoff seine einzigen schädlichen Eigenschaften zu
nehmen. Die statischen und mechanischen Vorzüge des Holzes, desse'n Struktur
den allseitig günstigsten Festigkeitskoeffizienten ergiebt, dessen Festigkeit und
Elastizität sich mit Leichtigkeit und leichter Bearbeitungsfähigkeit paart, das
äusser seinem schlechten Wärme- und Schallleitungsvermögen die grösste
künstlerische Anpassungsmöglichkeit sowohl in Farbe, als in Struktur und
Formgebung besitzt und das vor allem billig und fast überall vorhanden oder
doch leicht zu beschaffen ist, diese Vorzüge mussten dahin führen, mit allen
Kräften danach zu streben, dem Holz seine letzten störenden Eigenschaften
zu nehmen, seine geringe Widerstandsfähigkeit gegen wechselnden Einfluss von
Nässe und Luft, Fäulnisgefahr, Ungeziefer, Schwammbildung — und gegen das
Feuer.
Die Fäulnisimprägnierung, der Schutz gegen Verwitterung, Wurmfrass,
Schwammbildung ist längst in die Praxis eingeführt. Es giebt so viele des-
infizierende Mittel, dass es erübrigt, sie besonders namhaft zu machen. Anders
ist es mit den Feuerschutzmitteln.
Die empfohlenen Stoffe, Wasserglas, Chlorcalcium, Ammonsulfat usw. haben
entweder ihren beabsichtigten Zweck der Feuersicherung nicht voll oder nur
auf Kosten irgend einer anderen guten Eigenschaft des Holzes erreicht. Auch
wurden sie mit der Zeit durch Zerfallen unwirksam oder machten das Holz
stark hygroskopisch.
Soll ein Verfahren Aussicht haben, in der Praxis eine Rolle zu spielen, so
darf es vor allem dem Holz keine seiner sonstigen Eigenschaften rauben.
Ferner muss es billig sein und leicht anwendbar.
Das Holz muss fest, elastisch und leicht bearbeitungsfähig bleiben. Das
kann nur dadurch geschehen, dass eine Flüssigkeit in die Poren eingeführt
wird, die das Holz nicht angreift. Nun ist aber speziell das Harz ein nicht
unwichtiger Faktor in der Konstitution des Holzes, und Harz ist leicht brennbar.
Man müsste also versuchen, die Funktion der Harzstoffe durch andere zu er-
setzen, die gleich wirksam, aber weniger leicht brennbar sind. Dies kann
durch eine energische Verseifung des Fett- und Harzgehaltes geschehen.
Hierbei würde eine vollständige Durchdringung mit der Flüssigkeit erzielt und
zugleich eine porenverstopfende Koagulation von Eiweiss und Brüchigwerden
des Holzes vermieden.
Als sicherstes, dem Holz unschädlichstes feuerschützendes Mittel hat sich
bisher das Ammonium in seinen verschiedenen Verbindungen gezeigt. Die
Schwierigkeit seiner Anwendung bestand in dem Zerfallen und Sauerwerden
der Lösungen unter Wasseranziehung aus der Luft. Damit wurde auch die
Dauer der Imprägnierung illusorisch. Zur Beseitigung dieser Hygroskopizität
wurde vorgeschlagen, Ammonsulfat in Gestalt von Doppelsalzen mit Magnesium,
Zink, Nickel, Kupfer etc. mit oder ohne Zusatz von Borsäure anzuwenden
(britische Patentschrift No. 14897/98 und deutsche Patentschrift No. 124409),
und diese Verbindung scheint sich auch bewährt zu haben. Es muss aber
die Verwendung der Metalldoppelsalze das Verfahren in dem Masse verteuern,
dass es für die Praxis keine Bedeutung gewinnen konnte.
Neuerdings wird nun statt dessen vorgeschlagen, Ammonborat in geeigneter
Dosierung in Verbindung mit Ammonsulfat anzuwenden. Da die Selbst-
zersetzung des Ammonborates früher einsetzt als das Sauerwerden des Ammon-
sulfats, unterhält das Borat im Holze eine ständige Ammoniakatmosphäre,
die das Sauerwerden nicht zu stände kommen lässt. Durch entsprechende
Abwägung des Boratzusatzes (bis zum Mehrfachen des Sulfates) lässt sich
der Schutz gegen Hygroskopizität ausdauernd gestalten, indem so ein ständiger
chemischer Kreislauf geschaffen wird.
Ob nun das nach diesem Verfahren imprägnierte Holz bei dem doch
immerhin hohen Preise des Bors mehr Chancen hat als das frühere, muss der
Zukunft überlassen bleiben. Vielleicht finden sich auch noch andere Stoffe,
die das eigentliche Agens Ammonsulfat in gleich glücklicher, aber billigerer
Weise ergänzen. Jedenfalls genügt das so imprägnierte Holz technisch voll-
kommen den zu stellenden Anforderungen. Es zeigt weder in Farbe noch in
seiner Festigkeit und Struktur erhebliche Veränderungen und verkohlt unter
der Einwirkung eines Bunsenbrenners nur langsam ohne eigene Entzündung.
Nach dem Vorhergesagten leuchtet es wohl ein, dass ein absolutes Unver-
brennlichmachen von Holz schlechterdings unmöglich ist. Es ist auch ganz
überflüssig. Für die Praxis genügt es, dem Holz seine Entflammbarkeit zu
nehmen, das Entstehen eines Brandes und seine weitere Ausbreitung zu ver-
hüten. Mag das Holz in einer Stichflamme verkohlen, wenn es nur nicht in
eigener Flamme weiterbrennt, dann wird jeder entstehende Brand lokalisiert
bleiben und Mangels an Nahrung im Keime ersticken.
Bei einem kürzlich von der „Deutschen Oautchin-Gesellschaft“ veranstalteten
Brandversuch konnte man deutlich diese Wirkung beobachten. Es waren eine
imprägnierte Hütte und daneben zum Vergleich eine nicht imprägnierte gleiche
Hütte aus Kiefernholz aufgestellt, in deren Inneren durch Holzscheite ein
starkes Feuer angefacht wurde. Während das Vergleichshäuschen bald von
den Flammen aufgezehrt wurde, zeigten sich bei den anderen nur an verein-
zelten Stellen auftretende kurze, züngelnde Flämmchen (herrührend von den
nie ganz aufzulösenden Harznestern und den nicht imprägnierbaren Aststellen)
die sich jedoch nicht weiter entwickelten und bald verlöschten. Zum Schluss
waren einzelne Bretter, namentlich an den Ecken, durchgekohlt, die Stiele
aber zeigten durchweg beim Durchsägen einen unverletzten Kern unter einer
1—2 cm starken festen Kohleschicht. Eine grosse einheitliche Flammen-
entwickelung hatte nicht stattgefunden, das Häuschen war im ganzen fest ge-
blieben und hatte der Glut widerstanden. Die flammenschützende Impräg-
nierung dürfte demnach vom technischen Standpunkt als gelöst zu betrachten
sein. Wie stellt sich aber wirtschaftlich die Sache dar? Sind nun der all-
gemeinen Einführung Thür und Thor geöffnet.
Ganz abgesehen von dem Zögern der Baupolizei, die mit Recht erst nach
gründlichster Prüfung ihr Licet geben darf, wiegt scheinbar noch der Preis
des imprägnierten Holzes seine Vorteile auf. Das flammensichere Holz muss
aber so billig sein, dass es ein Äquivalent, ja einen Vorteil bietet für Kon-
struktionen in Stein und Eisen.
Es sind nicht die Chemikalien allein, die das Imprägnieren so teuer machen,
sondern auch das Verfahren, da speziell diese Imprägnierung geradezu die
teure Evakuierungsmethode verlangt. Um eine gründliche Durchtränkung zu
erzielen, genügt es nicht, wie bei dem Lebiodaschen oder Pfisterschen Ver-

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fahren, einfach die Flüssigkeit durch den ganzen Stamm zu drücken. Da
würde sich diese ganz ihren bequemen Weg durch die Röhren der Saftgänge
suchen und in die härteren Teile, namentlich in die einzelnen Zellen, keinen
Eingang finden. Auch das verbesserte Verfahren durch Schliessen des
anderen Stammendes verspricht nicht viel mehr, da noch immer das Auf-
schliessen der Harze durch Erwärmen oder besondere Behandlung vorangehen
müsste. Derartige Verfahren sind vorzüglich für Holzfärberei etc. geeignet,
aber nicht für vorliegende Imprägnierung. Vielleicht gelingt es aber auch da,
noch durch Studieren und Probieren billigere Imprägnierungsmöglichkeiten zu
erschliessen.
Jedenfalls steht fest, dass vorläufig die feuersichere Imprägnierung noch
Geld kostet, mehr Geld, als es wohl wirtschaftlich rentabel erscheint. Holz
nimmt etwa sein Eigengewicht an Imprägnierflüssigkeit auf. Das würde bei
dem Preise dieser Flüssigkeit rund seinen Wert verdoppeln. Ist nun aber
der doppelte Materialpreis wirklich in allen Fällen zu hoch? Auch da, wo
das Holz nicht seinem Material-, sondern seinem Arbeitswert nach bezahlt
wird? Eine schlichte imprägnierte kieferne Treppe würde ungefähr dasselbe
kosten wie eine eichene nicht imprägnierte. Da zieht man also die eichene
vor. Kommt aber nun Schnitzwerk, Profilierung etc. dazu, so stellt sich die
Treppe aus Nadelholz bei gleicher Festigkeit und grösserer Feuersicherheit
unverhältnismässig billiger. Die gesamte Inneneinrichtung überhaupt wird mehr
nach dem Arbeits- als nach dem Materialwert bezahlt. Bleiben also nur die
Konstruktionshölzer, Fachwerk, Decken, Wände, Dachstuhl.
Und da sehe ich nicht ein, warum man sich nicht mit einer blossen Ober-
flächen-Imprägnierung begnügen sollte. Was braucht der Kern des Holzes
feuerfest zu sein, bis zu ihm dringt das Feuer in der Regel nicht. Haupt-
sächlich gilt es, nur die leichte Entzündlichkeit zu beseitigen. Wenn es jetzt
schon genügt, das Holz durch feuersichere Ummantelung gegen die Einwirkung
der Flammen zu schützen, so könnte nachher nur die Erwägung massgebend
sein, die ganze Feuersichermachung zu fordern, weil die Möglichkeit dazu ge-
geben ist. Dies kann aber aus wirtschaftlichen Gründen zunächst nicht ge-
fordert werden, d. h. solange die Imprägnierung noch auf der Höhe der jetzigen
Preise sich bewegt. Wohl aber müsste die Oberflächenimprägnierung gestattet
und als feuersicher anerkannt werden, die Kosten würden sich um zwei Drittel
ermässigen, und damit liesse sich wirtschaftlich arbeiten.
Da die zur feuersicheren Imprägnierung verwendeten Salze auch eine des-
infizierende Wirkung haben, das Holz also zugleich gegen Fäulnis und Un-
geziefer geschützt wird, ist das Anwendungsgebiet noch erweitert und der
Vorteil vergrössert. Die Zukunft wird lehren, ob wir mit einer allgemeinen
Einführung der flammensicheren Hölzer rechnen müssen. Zu wünschen wäre
es unserem Baugewerbe. Jeder Fachmann ist in der Lage, sich die unabseh-
baren Umwälzungen vor Augen zu führen, die Hebung des Zimmerhandwerkes,
das Aufleben der alten kunstvollen Holzarchitektur. Der Holzbau wird sich
namentlich im Landhausbau wieder erhöhte Geltung verschaffen und allmählich
auch unserer Forstwirtschaft wieder aufhelfen. Für unsere gute Kiefer ist noch
viel Platz im märkischen Sande. Wenn sich die Aufforstung wieder lohnt,
wird auch die Landwirtschaft daraus Nutzen ziehen, sie wird im Bunde, nicht
im Kampfe mit der Industrie den Nationalwohlstand mehren. Das sind Zu-
kunftsbilder, der Gegenwart liegt es ob, die Resultate unserer angewandten
Wissenschaft zu prüfen und sich zu nutze zu machen. Wagenführ.

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Adressbuch für das gesamte Baugewerbe Deutschlands. Verzeichnis
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