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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 3 (1903, Dezember)
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Zu den Tafeln (XII-XV) / Alte Bauformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0043

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DER BAUMEISTER * 1903, DEZEMBER.

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dahinter liegenden Schulhof schliessende Thorbogen
scheint freilich so lange eine schöne Hoffnung bleiben
zu wollen, als die Ansicht, welche in dieser Zusammen-
führung — durch einen Thorbogen — eine Profa-
nierung des Heiligen sieht, vorherrschend bleibt.
Das Haus Elgert, 1898—1899 erbaut, war veran-
schlagt auf 112000 Mark, welcher Betrag indessen
nicht eingehalten wurde. Das Erdgeschoss enthält
einen grossen Eckladen mit zwei Schaufenstern, da-
neben einen kleineren Laden, sowie zwei weitere
kleinere Läden, die zurückliegen. Von letzteren
war einer für eine Bäckerei bestimmt, zu deren Be-
trieb alles Erforderliche vorhanden ist. Die Ober-
geschosse enthalten je eine Fünfzimmer- und zwei
Dreizimmerwohnungen mit Zubehör. Die eine der
letzteren — am Platz gelegen — hat andere Höhen-
lagen der Fussböden, um den Gebäudeteil nach der
Kirche zu niedriger gestalten zu können. Den Aus-
gleich in der äusseren Erscheinung vermittelt der
Turm in der einspringenden Ecke.
Was das Material angeht, so sei noch angeführt,
dass der Sockel in Basalt, das Erdgeschoss und die
weiteren Hausteinteile nach oben in rotem Sandstein
ausgeführt sind. Der Erker hat ein Kupferdach, sonst
ist die Deckung mit Schiefer erfolgt.
Bemerkt sei noch, dass die Bauleitung nicht in den
Händen des Architekten lag.
Zur Ausführung des Rippenwerks unter dem Erker
wurde vorher ein Modell im Zehntel der Naturgrösse
hergestellt und an diesem die Auskehlung des Profils
usw. bestimmt. Leonh. Kraft.


Architekt Prof. Karl Hofmann.

Haus Elgert in Darmstadt.


XIII. Das Gemeindehaus
St. Laurentius und St. Stephan
der Neumarkt-Gemeinde in
Halle a. S.
Architekten: Th. Lehmann und Gg. Wolff in Halle a. S.
Hierzu Tafeln No. 20 und 21.
Dieses in der Albrechtstrasse belegene,
jüngst seinem Zwecke übergebene Haus
liefert uns einen neuerlichen erfreulich-
willkommenen Beweis dafür, was aus dem
Reihenhause auch heutigen Tages noch zu
machen ist, wenn die Kasernen heischende
Boden- und Rente-Spekulation nicht bei ihm
Gevatter steht, und der Baukünstler sich ver-
ständig und liebevoll der Lösung der Raument-
wickelung von innen nach aussen, aus dem
Zwecke in die Erscheinung unterzieht. Das
führt stets zu dem, was wir an den auch noch
so einfachen Hinterlassenschaften früherer Zeiten
schätzen: zu einer starken Einzelwirkung, die
sich willig in das Strassenganze fügt, ohne matt
und schablonenhaft darin aufzugehen.
Man muss es der Stadt Halle lassen: sie
ist nicht arm an solchen bemerkenswerten neu-
zeitlichen Leistungen, von denen eine nennens-
werte Zahl den genannten Architekten zu Ge-
winn zu schreiben ist.
Der folgerichtigen Entwickelung des Raum-
schlusses hält die materialsgerechte Einfachheit
in der Erscheinung des Baues die Wage.
Nicht das geringste Schmuckstück ist äusserlich
hinzugetragen, so dass sich das mehr betonte
Eingangsmotiv zwanglos von innen heraus er-
giebt. Es scheint den kräftigen, schlichten
Treppenturm darüber breitspurig auf den
Rücken genommen zu haben, und der
 
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