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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 5 (1904, Februar)
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Wallé, Peter: Martin Gropius
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0061

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DER BAUMEISTER * 1904, FEBRUAR.

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liehen nicht in glei-
chem Masse geklärt
warenwie heute, und
das Pavillon-System
noch nichtim grösse-
ren Umfange beach-
tet wurde. Auch sind
auf Grund der neue-
sten Erfahrungen
von den Architekten
die genauesten Be-
rechnungen für die
Erneuerung der Luft
der gewaltigen An-
lage beigegeben.
Hier also hat der
Baumeister ebenfalls
bahnbrechend ge-
wirkt, indem er nicht
einen einzigen Punkt
hygienischer Für-
sorge seiner Auf-
merksamkeit ent-
gehen liess. Auf
die architektonische


massen zu beleben
und die flachbogig
überwölbten Öffnun-
gendurchbesondere
Profilsteine hervor-
zuheben. Daneben
haben die wichti-
geren Gebäude weit
vortretende Holz-
gesimse erhalten,
sowie unter den
herausgestreckten
Schichten Friese von
Thonplatten mit fei-
nem grün glasiertem
Grunde.
Durch diese und
andere Arbeiten
wurde Gropius für
Krankenhausbauten,
Kliniken und ähn-
liche Anlagen eine
Autorität ersten
Ranges, wozu sicher
sein offener Blick

Gestaltung der ein-
zelnen Pavillons war

Abbildung 10. Konzertsaal des Gewandhauses zu Leipzig.

für technische kon-
struktive Einzel-

im allgemeinen kein allzugrosses Gewicht zu legen, indem sich
hierfür eine willkommene Gelegenheit bei dem Verwaltungs-
gebäude fand, das durch seine bevorzugte Lage die Gesamt-
gruppenzu repräsentieren berufen war. Unter Verwendung
von feinmodellierten
Terrakotten und
einem reichen Ge-
simse, zeigt [die
Verbindungshalle
zwischen den beiden
Vorderflügeln neben
dem Hauptportal das
oft wiederkehrende
Motiv eingeschossi-
ger flachgewölbter
Arkaden, wodurch
dieser Eingang ge-
fälliger und zugleich
würdiger gestaltet
wird. (Abb. 16.)
Die guten Erfah-
rungen, die bei der
Ausführung des
Krankenhauses am
Friedrichshain ge-
macht wurden, ver-
anlassten dasKriegs-
ministerium, unmit-
telbar nachher dem
Architekten den Bau
des neuen Garni-
sonlazarettes in
Tempelhof zu
übertragen, wobei
nach dem kombinier-
ten Pavillonsystem
Unterkunft für 500
Personen zu schaffen
war. Naturgemäss
blieb ein einfacher
Architekturcharakter
geboten, doch ge-
lang es auch hier,
durch die Einlage
von hellen gelben
Streifen die Ziegel-
flächen einiger-

heiten beitrug, der während der Studienjahre auf der Gewerbe-
akademie geschärft worden.
Wie sehr er jede Aufgabe originell und praktisch zugleich
zu lösen verstand, zeigen die Arbeiten und Entwürfe für die
Reichsbankgebäude
in Kiel, Erfurt und
Stolp, neben denen
völlig in seinem
Sinne wie boden-
ständig emporwuch-
sen das nach völlig
neuen praktischen
Gesichtspunkte ent-
worfene Haus des
Berliner Kassen-
vereins in der
Oberwallstrasse
(Abb. 13) und dann
die kleine prächtige
Fassade für Haus
Mendelsohn (Jä-
gerstrasse 52), die
eine edle Fülle ar-
chitektonischen Rei-
zes in konzentrier-
testerForm darbietet.
(Abb. 9.) Neben all
diesen eigenartigen
und bedeutsamen
Arbeiten und be-
wehrt mit dem Rüst-
zeug reicher Er-
fahrung ging der
Meister an die letzte
Leistung seines Le-
bens heran, an das
Kunstgewerbe-
museum, das im
Äusseren den Hort
der darin ange-
sammelten Schätze
der Kleinkunst an-
deuten, und als Kern
des Ganzen einen
Prunkhof für dieAus-
stellungen deutscher
kunstgewerblicher


Abbildung 11. Entwurf zum Kuppelraum des Domes zu Berlin. Wettbewerb 1867.
 
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