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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Heft 5 (1904, Februar)
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Wallé, Peter: Martin Gropius
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0062

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54

DER BAUMEISTER * 1904, FEBRUAR.

Erzeugnisse bieten
sollte. Der bereits in
dasjahr!873zurück-
gehende Plan für die
Ecke der Königs-
grätzerstrasse, ge-
genüber dem Völker-
museum, rief einige
Bedenken hervor,die
dem Architekten in
der Folge den von
allen Seiten frei-
liegenden idealen
Platz gegenüberdem
jetzigen Abgeord-
netenhaus eintrugen.
Im Äusseren ging
Gropius in höchst
charakteristischer
Weise auf den gerad-
linigen Abschluss der
Öffnungen zurück,
die seiner Vorliebe
für die henenische
Bauart entsprang,
die auch für die
Decken im Innern
wie für die Einzel-
heiten im Äussern
zu grosser Schön-
heit führte und das
ganzeHausals einen
Markstein unserer
Zeit erscheinen lässt.
Abb. 3 und 4.) —
Im Innern wirkt die
Anwendung weitge-
spannterFIachbogen
auf schmalen Pfeilern
in treffender Weise
entscheidend für den
Eindruck des grossen
Prunkhofes, dessen
Arkaden unter der
Glasdeckeleicht und
luftig zur Höhe
streben. (Abb. 14.)
Die Architektur
des Museums, die


Abbildung 12. Sitzungssaal im ehemaligen provisorischen Reichstagsgebäude in Berlin.


Abbildung 13. Bank des Berliner Kassenvereins. Oberwallstrasse.

Architekten Gropius u. Schmieden.

Reichtum der For-
men tritt kein Detail
aufdringlich hervor,
und die wohlthuende
Wirkung der Flächen
und Öffnungen zu
einander beruht auf
den edelstenVerhält-
nissen. Die Majo-
liken der Friese
zeigen die höchste
Stufe der Leistungs-
fähigkeit heimischer
Technik und der Ge-
dankenreichtum der
einzelnen Erfin-
dungen bleibt für
immer ein rühmen-
des Zeugnis archi-
tektonischen Kunst-
geistes. Das Ganze
war aber von ihm
in allen Teilen als
eine vollkommene
Verkörperung des
deutschen Kunstge-
werbes in seinen
verschiedenen
Zweigen gedacht. —
Nach den Angaben
Jacobsthals sind bei
weitem nicht alle
Ideen, die der
Architekt beim Mu-
seum verwirklichen
wollte, zur Ausfüh-
runggekommen; so
hat er vor allem auf
einen grosenTeilvon
farbigen Dekoratio-
nen, die er geplant
hatte, wieder ver-
zichten müssen. —
Aber auch so ist
dieseprächtigeStätte
der Kleinkunst ein
kostbaresVermächt-
nis des Meisters, der
in der harmonischen

überall die sichere Hand des Meisters erkennen lässt, tritt dem
Beschauer als eine festgeschlossene Komposition entgegen,

Durchbildung seinesWerkes imGegensatz zu sonstigen öffentlichen
Bauten, hier einen grossen Triumph seines Wesens feiern konnte.

die durch die Zusammen-
fassung der beiden Haupt-
geschosse einen grossen
Massstab erhalten hat.
Sie gewinnt dadurch ein
monumentales Gepräge,
das in glücklichster Weise
durch die rundlaufenden
Skulpturenfriese verstärkt
und im Gesamteindruck
durch die kunstreiche
Behandlung der drei-
teiligen Öffnungen unter-
halb des Hauptgesimses
wird. Der Aufbau der
einzelnen Achsen ist von
ausserordentlicher Vor-
nehmheit und die Frische
und Fülle des Schmuckes
aller Einzelteile ein glän-
zender Fortschritt im
Geiste einer hellenischen
Renaissance. Bei allem

Abbildung 14. Lichthof des Kgl. Kunstgewerbe - Museums in Berlin.


Wie derBerlinerDom, so
hatte auch der deutsche
Reichstag sein reges
Interesse gefunden bei dem
grossen Wettbewerb des
Jahres 1872, nachdem es
ihm vorher schonvergönnt
war, das provisorische
Reichstagsgebäude in
derLeipzigerstrasse in aller
Eile herzurichten (Abb. 12).
Hier fiel ihm als Haupt-
aufgabe die künstlerische
Behandlung des grossen
Sitzungssaales zu, der
durch harmonische Wir-
kung und feinempfundene
Farbenstimmung sich aus-
zeichnete.
Das Konkurrenzpro-
jektvon Gropius u.Schm ie-
den zeigt ebenfalls als
Glanzpunkt die künst-
 
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