Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0066
DOI issue:
Heft 5 (1904, Februar)
DOI article:Tscharmann, Heinrich: Die Neugestaltung des Dresdner Theaterplatzes, [1]
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DER BAUMEISTER * 1904, FEBRUAR.
Abbildung 7.
Entwurf der Architekten Ernst Kühne und Otto Beyrich.
der Brühlschen Terrasse zu ihrer weltberühmten Wirkung
steigert. Ein geradezu abschreckendes Beispiel bietet der
Entwurf: Kleeblatt, dessen Idee ist: von der Carolabrücke
Abbildung 8.
Zum Entwurf Diestel.
Entwurf von Architekt Richard Schleinitz.
zum Fernheizwerk eine endlos lange Mauer, zum Teil mit
zwei Reihen von Stichbogenarkaden, durchzuführen in un-
beschränkter, trostloser Einförmigkeit. Und dem zu liebe
soll fallen: der Gondelhafen, das Belvedere, der Brühlsche
Garten mit seinem Baumbestände, die Bastionen der Brühlschen
Terrasse —■ sonst nichts.
Da eine Ausfahrt zwischen dem neuen Restaurant und der
Elbe dem Lastverkehr dienen soll, so ist der Reiz, den das
jetzt direkt über dem Wasser liegende Restaurant bietet, dahin.
Der Blick auf die Neustadt wird nach Durchführung der dortigen
Hochuferstrasse wesentlich verlieren, es bleibt nur das Bild der
neuen Augustusbrücke und des Stromes. Dagegen würde bei
einer besseren Zusammenfassung der Wände des Theaterplatzes
dieser mit einem lebhaften Volkstreiben bei den Sommerabend-
konzerten ein köstliches, für Dresden neues Bild geben. Sehr
Abbildung 9.
Entwurf von Architekt K. Diestel.
interessant hat alle einschlägigen Fragen Kurt Diestel in seinem
ausführlichen Erläuterungsbericht besprochen.
Der Wettbewerb dürfte zu der Erkenntnis geführt haben, dass
die Wände des Platzes zur Hebung seiner künstlerischen
Wirkung enger geschlossen werden müssen. Möchte es
den neun Siegern, welche zu einem engeren Wettbewerbe
aufgerufen sind, gelingen, der schönen und ehrenvollen Aufgabe
Lösung zu finden.
An eine im Programm nahegelegte Bearbeitung der Architektur
der neuen Augustusbrücke sind wenige der Bewerber gegangen.
Das ist sehr zu bedauern. Dem jetzigen Entwürfe, der sonst
sehr hoch zu stellen ist, wurde in pietätvollem Streben das
Kleid der alten Brücke wieder angepasst. Das ist ungefähr,
als ob man nach dem Tode des kleinen Cohn dessen Hosen
seinem Widerspiel, dem Riesen Machnow, anpassen wollte.
Nein, die Architektur der neuen Brücke kann nur von einem
Künstler geschaffen werden, der dem Meister der letzten
Dekoration der alten Brücke, Pöppelmann, die Hand reicht.
DER BAUMEISTER * 1904, FEBRUAR.
Abbildung 7.
Entwurf der Architekten Ernst Kühne und Otto Beyrich.
der Brühlschen Terrasse zu ihrer weltberühmten Wirkung
steigert. Ein geradezu abschreckendes Beispiel bietet der
Entwurf: Kleeblatt, dessen Idee ist: von der Carolabrücke
Abbildung 8.
Zum Entwurf Diestel.
Entwurf von Architekt Richard Schleinitz.
zum Fernheizwerk eine endlos lange Mauer, zum Teil mit
zwei Reihen von Stichbogenarkaden, durchzuführen in un-
beschränkter, trostloser Einförmigkeit. Und dem zu liebe
soll fallen: der Gondelhafen, das Belvedere, der Brühlsche
Garten mit seinem Baumbestände, die Bastionen der Brühlschen
Terrasse —■ sonst nichts.
Da eine Ausfahrt zwischen dem neuen Restaurant und der
Elbe dem Lastverkehr dienen soll, so ist der Reiz, den das
jetzt direkt über dem Wasser liegende Restaurant bietet, dahin.
Der Blick auf die Neustadt wird nach Durchführung der dortigen
Hochuferstrasse wesentlich verlieren, es bleibt nur das Bild der
neuen Augustusbrücke und des Stromes. Dagegen würde bei
einer besseren Zusammenfassung der Wände des Theaterplatzes
dieser mit einem lebhaften Volkstreiben bei den Sommerabend-
konzerten ein köstliches, für Dresden neues Bild geben. Sehr
Abbildung 9.
Entwurf von Architekt K. Diestel.
interessant hat alle einschlägigen Fragen Kurt Diestel in seinem
ausführlichen Erläuterungsbericht besprochen.
Der Wettbewerb dürfte zu der Erkenntnis geführt haben, dass
die Wände des Platzes zur Hebung seiner künstlerischen
Wirkung enger geschlossen werden müssen. Möchte es
den neun Siegern, welche zu einem engeren Wettbewerbe
aufgerufen sind, gelingen, der schönen und ehrenvollen Aufgabe
Lösung zu finden.
An eine im Programm nahegelegte Bearbeitung der Architektur
der neuen Augustusbrücke sind wenige der Bewerber gegangen.
Das ist sehr zu bedauern. Dem jetzigen Entwürfe, der sonst
sehr hoch zu stellen ist, wurde in pietätvollem Streben das
Kleid der alten Brücke wieder angepasst. Das ist ungefähr,
als ob man nach dem Tode des kleinen Cohn dessen Hosen
seinem Widerspiel, dem Riesen Machnow, anpassen wollte.
Nein, die Architektur der neuen Brücke kann nur von einem
Künstler geschaffen werden, der dem Meister der letzten
Dekoration der alten Brücke, Pöppelmann, die Hand reicht.