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Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

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Beilage zu: 1904, September
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Die Koptoxyl-Technik
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https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0386

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BEILAGE nCD DAI IMPIQTED MONATSHEFTE FÜR ARCHITEKTUR
zu: l^jLZtx 10/4. vJ i T 1 UND BAUPRAXIS
1904, SEPTEMBER. II. JAHRGANG, HEFT 12.

Die Koptoxyl-Technik.

r-1 ine Neuerung von einschneidender Bedeutung auf dem Gebiete der Holz-
bearbeitung im allgemeinen und der Tischlereitechnik im besonderen ist
die seit einigen Jahren bekannt gewordene Koptoxyl-Technik. Dieselbe, von
der Firma B. Harras in Böhlen in Thüringen ins Leben gerufen, verfolgt das
an sich bekannte Prinzip der kreuzweisen Verleimung, das in sach- und fach-
gemässer Weise weiter entwickelt wurde, zu dem Zweck, fabrikationsmässig
haltbare, „tote“ Holzflächen von grosser Flächenausdehnung herzustellen, was
bekanntlich bei der auf Tischlerart erfolgenden Verleimung bez. Absperrung
nur in einer meist nicht befriedigenden Weise und mit erheblichen Kosten zu
erreichen ist.
Koptoxyl wird nach eigenem Verfahren unter hydraulischem Druck verleimt,
und es haben sich diese Produkte und daraus hergestellte Paneele, Decken
und andere Innenarchitekturarbeiten in den vier Jahren ihres Bestehens vor-
züglich bewährt. Sogar in der ständigen trockenen Hitze der Zentralheizung,
zu deren Ummantelung in geschmackvoller Weise ausgeschnittene Koptoxylgitter

weiteres verwenden kann. Es können also die alten Konstruktionsmethoden
wie z. B. der Bau auf Rahmen und Füllung wegfallen, die man seither an-
wenden musste, um die nötige Haltbarkeit in Holzarbeiten hineinzubekommen,
wodurch viele Arbeit erspart wird. In Fällen, wo der Füllungscharakter bei-
behalten werden soll, kann man das gleiche dekorative Aussehen leicht da-
durch erzielen, dass man die gewünschte Füllungsteilung durch Aufleimen von
Rahmenstücken aus gewöhnlichem Holz auf die Koptoxylplatte herstellt. Man
kann also auf einfachste Art z. B. eine Füllungsthüre aus Koptoxyl herstellen
mit ungleich viel grösserer, ja unverwüstlicher Haltbarkeit und Standfestigkeit.
Die Möglichkeit der Entwicklung in der Fläche bei völliger Zuverlässigkeit
des Holzes bietet dem Architekten willkommenen Anlass bei der Ausstattung
des Hauses wieder, wie in alten Zeiten, mehr mit Holz zu rechnen.
Moderne Bestrebungen erhalten durch die Koptoxyltechnik noch insofern
eine Förderung, als ihr eine eigenartige, höchst reizvolle Ornamentierungsart
durch Intarsien oder Flachrelief eigen ist. Sie werden nach einem eignen

immer mehr verwendet wer-
den, bleibt dieses abgesperrte
Holz ohne jegliche Verände-
rung, wie die zahlreichen
behördlichen und privaten
Attestierungen bekunden.
Der Umstand, dass Kop-
toxyl seither nur in geringer
Stärke — anfangs 3 mm,
später bis zu 7 mm steigend —
angefertigt werden konnte,
that der schnellen und all-
gemeinen Einführung dieses
vorzüglichen Materials Ein-
busse. Es erfordert Hinter-
konstruktionen aus Leisten-
gerüsten und die Beobachtung
gewisser technischer Eigen-
heiten, welche dem Bau- und
Möbeltischler nicht geläufig
waren, sodass dieser nur
schwer sich dazu herbeiliess,
sich die gebotenen Vorteile
nutzbar zu machen.
Neuerdings ist es nun der
Fabrik gelungen, das Ver-
fahren dahin zu vervollkomm-
nen, dass das früher nur
schwache Koptoxyl in jeder
beliebigen Stärke hergestellt
werden kann. Statt der seither
verwendeten Fourniere werden
jetzt stärkere Hölzer kreuz-
weise zu ihrer Faserrichtung
miteinander verleimt, wobei
die starke Mittellage nicht aus
vollen Brettbreiten besteht,
sondern aus schmalen 5—10cm
breiten Streifen, die unverleimt
nebeneinander zu liegen
kommen. Bekanntlich „ar-
beitet“ das Holz nur in der
Breitenrichtung des Stammes,
je schmäler also ein Holz-
stück ist, desto geringer ist
die ihm innewohnende Be-
wegungskraft, und diese
wird durch die auf beiden


Zimmer in Koptoxyl-Technik ausgestattet.

patentierten Verfahren billig
hergestellt, und es muss her-
vorgehoben werden, dass
die Intarsien echte, allerdings
maschinell hergestellte Ein-
legearbeit, darstellen. Die
Fabrik bedient sich dazu keiner
Formen und Schnitte, sodass
alles Schablonenhafte vermie-
den wird und nach jedem
fremden Entwurf gearbeitet
werden kann.
Beim Innenausbau findet
Koptoxyl vorzugsweise Ver-
wendung zur Herstellung von
Thüren, Paneelen und Täfe-
lungen aller Art, Decken,
Stellwänden, Heizmänteln,
Möbeln und dergleichen mehr.
Die Fabrik hat es sich zur
Aufgabe gemacht, ihr Material
zunächst zur Weiterverarbei-
tung an den Tischler zu liefern,
der es in verschiedener Art
beziehen kann:
1. als Rohmaterial in den
Fabrikationsdimensionen zum
Selbstfournieren je nach Be-
darf,
2. als fertiges mit be-
liebigen Edelfournieren ver-
sehenes Material in Fabri-
kationsgrösse, oder auch in
abgepassten Grössen;
3. als fertig dekoriertes
Material, d. h. mit Intarsia-
oder Flachrelief-Ornamentie-
rung, oder auch mit diago-
naler Fournierung, Kreuzfuge,
Federfries versehen, oder mit
Zusammenstellung verschie-
dener Holzarten.
Es ist somit dem Bau-
meister nahe gelegt, die Ver-
gebung seiner Holzarchitek-
turen von vornherein seinem
Tischler die Verwendung von
Koptoxyl zur Bedingung zu

Seiten erfolgende Verleimung mit mehreren gekreuzten Holzlagen vollends
beseitigt. Würde man, wie es der Tischler thut, anstatt der schmalen Mittel-
hölzer ganze Bretter nehmen, oder würde man diese bis zur benötigten Breite
der herzustellenden Holzplatte verleimen, so würde ein kräftiger Zug vorhanden
sein, dessen Kraft auch nach der Verbindung mit anderen gekreuzten Hölzern
nicht gänzlich überwunden sein würde. Hierin liegt ein grosser Teil des
Erfolges des Koptoxyls.
Grundbedingung ist natürlich die Verwendung von allerbest getrockneten
Hölzern. Aber auch bei Beobachtung aller hier geschilderten Punkte würde
der Erfolg ohne eine weitere, Geheimnis der Fabrik bildende Fabrikations-
methode ein nur teilweiser sein. Nur so viel sei hier mitgeteilt, dass die Ver-
leimung und Weiterbearbeitung auf grossen und kostspieligen Spezialmaschinen
vorgenommen wird und dass insbesondere die demnächst fertig werdende
Neuanlage der Koptoxylfabrik hydraulische Pressen von den bisher nirgends
existierenden Riesendimensionen von 5 m Länge und 1,50 m Breite aufweist.
Durch diese Art der Herstellung und die fabrikationsmässige Massen-
produktion ist es allein möglich, in Preislagen zu kommen, die kaum halb so
hoch sind, als wenn sich der Tischler die Holzplatten auf gewöhnliche Art
fünffach absperrt. Da ausserdem das Material viel zuverlässiger ist und er
der vielen Scherereien des Holzeinkaufs, der Holzpflege, der umständlichen
und sperrigen Verleimerei enthoben ist, so liegt nichts näher, als dass die
Tischlereien statt eines umfangreichen Holzlagers dieses fertig abgesperrte
Holz auf Lager halten und es allgemein verarbeiten. Dann werden endlich
die gerissenen, zusammengetrockneten oder verquollenen Holztäfelungen,
Thüren und Möbel verschwinden und die Tischlerei wird aus sich selbst heraus
mehr Qualitätsarbeiten liefern. Nach dieser Richtung hin erfüllt Koptoxyl eine
kulturelle Aufgabe.
Es ist einleuchtend, welch ungeheurer Vorteile die Tischlereitechnik dadurch
teilhaftig wird, dass sie nun nicht mehr mit dem „Arbeiten“ des Holzes zu
rechnen hat, vielmehr es nun in beliebig grosser Flächenausdehnung ohne

machen, damit er sicher sein kann, gute, dauernd haltbare Arbeit zu be-
kommen.
Von Seiten der Koptoxylfabrik wird eine zweijährige Garantie für das
Material übernommen.
Auch mit der Fabrikation fugenloser Eichenriemen- und dergleichen Fuss-
böden hat die Fabrik jetzt begonnen, doch liegen betreffs derselben noch
keine Erfahrungen vor. Interessant und jedenfalls vielversprechend ist dieser
neuartige Fussboden, bei dem ein Hochgehen der Fugen wie beim gewöhn-
lichen Riemenboden nicht mehr vorkommen kann. Koptoxylfussboden hat die
ansehnliche Dicke von 35 mm, erspart somit den Blindboden. Er ist dreifach
abgesperrt, die oberste Absperrungsdicke ist 6 mm starke Eiche. Die be-
deutende Fabrikationsgrösse erlaubt Verlegung des Bodens in Platten bis zu
7*/a qm Grösse. Das Problem eines fugenlosen Parkettbodens scheint also
gelöst zu zein.
In Thüren macht die Firma B. Harrass bereits ein umfangreiches Geschäft,
da die fugenlose Koptoxylthüre, nachdem sie nicht mehr wie früher hohl ge-
liefert wird, eigentlich alles in sich vereinigt, was man von einer Idealthüre
erwarten kann. Abgesehen von Zimmerthüren steht besonders die glatte
fugenlose Krankenhausthüre bei allen hygienischen Einrichtungen im
Vordergründe des Interesses. Durch die grosse Widerstandskraft, welche die
aus fünf starken Holzlagen kreuzweis verleimten Thüren haben, ist es auch
die beste Thür für Irrenhäuser und Gefängnisse.
Rohe Koptoxylthüren kosten:
ganz glatt in Fichte . . . . M. 11.— per qm
in Eiche .... „ 12.50 „ „
in Eiche mit Intarsia „ 14.25 „ „
Füllungsthüren M. 14.— bis 18.— per qm,
Echt eichene Paneele werden schon von M. 11.50,
Decken „ „ 9.— per qm an geliefert.
 
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