Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumeister: das Architektur-Magazin — 2.1904

DOI issue:
Heft 5 (1904, Februar)
DOI article:
Wallé, Peter: Martin Gropius
DOI article:
Tscharmann, Heinrich: Die Neugestaltung des Dresdner Theaterplatzes, [1]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.49990#0063

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DER BAUMEISTER * 1904, FEBRUAR.

55

lerisch gelungene
Ausbildung des
Sitzungssaales,
während die vorneh-
me Architektur des
äusseren sehr mass-
voll gehalten war.
Das nur in gros-
sen Zügen skizzen-
haft gegebene Bild
seines Wirkens be-
dürfte zum vollen
Verständnis desaus-
gezeichnetenMannes
noch nach mancher
Seitehin einerErgän-
zung, so vielseitig
war sein Thun, sein
Wollen, sein Denken.
In der Architek-
tur, wie im Kunst-
gewerbe, im Unter-
richtswesen, wie in
Fragen des öffent-
lichen Lebens ist sein


wesen verfasste er
eine Reihe von
Denkschriften über
bedeutsame Re-
formen, wobei er
in allen wichtigen
Fragen durch eigene
Erfahrung und die
Kenntnis fremder
Einrichtungen seiner
Zeit weitvoraus war.
Kurz vor seinem
allzufrüh eingetre-
tenen Hingang
(13. Dezember 1880)
hatte er, wie schon
erwähnt, noch die
grosse Freude, im
Wettkampf um das
Gewandhaus in
Leipzig unter 75
Architekten als Sie-
ger hervorgegangen
zu sein, und zwar mit
einem Entwurf, der

Rat unausgesetztbe- Abbildung 15. Treppenhalle des Gewandhauses in Leipzig,
gehrt gewesen, da
seine kluge, zurückhaltende Art ein Vertrauen erweckte, das stets
auf das Glänzendste gerechtfertigt wurde. KeinMann vielen Redens,
kein Mann vielen Schreibens, entzog er sich doch nicht der Ehren-
pflicht, durch treue Arbeit mitzuwirken an der Förderung künst-
lerischer, ihm am Herzen liegender Dinge. So nahm er nicht un-
wesentlichen Anteil an der 1874 durch Ed. Jacobsthal herausge-

Architekten Gropius u. Schmieden. VOr allem durch die
vornehme Schlicht-
heit der Architektur und die meisterhafte Anordnung des Innern
überzeugend wirkte. — Nach dem Zeugnisse Schmiedens,
seines treuen mit ihm seit 1866 verbundenen Kunstgefährten,
rührt der durchschlagende Gedanke bei dieser schönen Arbeit
von Martin Gropius her, so dass er damit sich das letzte
Ruhmesblatt in den unvergänglichen Lorbeerkranz architekto-

gebenen „Grammatik
der Ornamente“, be-
arbeitet nach den
Grundsätzen der Tek-
tonik der Hellenen,
ebenso an den „Vor-
legeblättern für den
Zeichenunterricht“,
während er selbst zur
Veröffentlichung mus-
tergültiger Beispiele
der architektonischen
und gewerblichen Or-
namentik während
eines Zeitraumes von
fast zehn Jahren das
Archiv für ornamen-
tale Kunst, eine
Sammlung von achtzig
grossen Prachttafeln,
herausgab.
UnterMitwirkungvon
Schwechten, Schaller,
Grell, Fischbach u. a.
wurden darin die besten Arbeiten der klassischen Zeit dem Kunst-
handwerk als ein billiges Fortbildungsmittel geboten.
Im gleichen Sinn liess er es sich angelegen sein, eine
erlesene Auswahl von Schinkels Dekorationen innerer Räume
aus dem Schloss, Museum, Palais Albrecht u. s. w. herauszugeben,
um damit seiner grossen Verehrung für den Altmeister erneut
Ausdruck zu verleihen. (1881.)
Als Mitglied der Kommission für das technische Unterrichts-

nischer Ehrung ge-
flochten hat. Nach
seinen Ideen und in
seinem Geiste sind
dann die unvergleich-
lichen Räume entstan-
den, die alle mit tiefer
Bewunderung erfüllen.
(Abb. 5, 10, 15.)
Martin Gropius,
dessen Farbenfreude
den heimischen Back-
steinbau rasch mit zu
Ehren brachte, gehört
zu jenen seltenen Men-
schen, die aus eigener
Kraft ihre Kunst fest
und sicher gestalten,
einenTeil ihres Wesens
wie einen Abglanz der
Persönlichkeit in ihr
Werk hineintragen und
auf Grund einer ge-
klärten und unwandel-
baren Anschauung ihre Ideen in reife unverkennbare Schöp-
fungen umsetzen. Durch die grosse Treue und die talent-
volle Sicherheit, mit der er an dem hellenischen Kunstprinzip
festhielt und dasselbe für die grossen Aufgaben der Gegenwart
in gleicher Weise verwertete, steht er in unserer Baugeschichte
wohl einzig da, für immer wert der grössten Anerkennung
und Verehrung.


Abbildung 16. Das städtische Krankenhaus im Friedrichshain in Berlin.

Die Neugestaltung des Dresdner Theaterplatzes.

Die älteste grosse Steinbrücke Deutschlands ist dem Unter-
gänge geweiht. Dresdens Augustusbrücke wird fallen.
Sie ist baufällig seit langen Jahren; trotz steigender

Reparaturkosten ist der Verfall, der seine Ursache in der flachen
Gründung der mächtigen Pfeiler hat, nicht aufzuhalten. Zudem
bilden die engen Bogenöffnungen ein schweres Hindernis für
 
Annotationen