Baumeister: das Architektur-Magazin (8.1909/1910)

DER BAUMEISTER . 1910, FEBRUAR • BEILAGE.

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Vorortgemeinden. Durch diese lockeren Verbände wäre auch
ein Ausgleich der Kommunalsteuern anzubahnen, der heute
ja bekanntlich viel zu wünschen übrig lässt: Es ist eine offen-
bare Ungerechtigkeit, wenn sich selbständige Villenvororte aus
Bewohnern bilden, die ihren Erwerb der benachbarten Stadt
verdanken, sämtliche Annehmlichkeiten des Zentrums mit-
geniessen, aber die meist unverhältnismässig geringen Ge-
meindesteuern ihres Vorortes zahlen. Auf der andern Seite
sehen wir, wie in Nachbargemeinden mit überwiegender
Arbeiterbevölkerung die Gemeindesteuern bis zu der unnatür-
lichen Höhe von 250, ja 300 Prozent emporsteigen, weil die
tragkräftigen Schultern sich dem Druck dieser gerechten Lasten
entzogen haben.
Dieses Reformprogramm entwickelt Mangoldt mit aller Aus-
führlichkeit, und unter gerechter und eingehender Bewertung
aller etwa entgegenstehenden Einwände. Wenn ich noch einiges
an seinem Buche vermisse, so möchte ich damit seinen Wert
als Materialsammlung gewiss nicht herabsetzen. Aber ohne
Register steht man diesem Riesenmaterial hilflos gegenüber,
denn die Disposition, wie sie das Inhaltsverzeichnis auf sechzehn
Seiten (!) bietet, ist nichts weniger als übersichtlich. Dann
der Stil! Man muss schon sehr sachlich interessiert sein, um
sich durch ihn hindurchzuwürgen. Es wäre manchem auch
gewiss erwünscht gewesen, durch einen weiterreichenden Rück-
blick in die Vergangenheit über die Anfangsformen der deut-
schen Stadterweiterung unterrichtet zu werden. Mangoldt gibt
lediglich zur Einführung einige ziffernmässige Beispiele über
die Verschiebung des Grundrentenwertes des bebauten und
über die Kaufwertentwicklung des unbebauten Landes. In dem
Abschnitt über die Reform suchen wir vergebens nach einer
Darstellung der Bodenpolitik der Stadt Ulm, die von sämt-
lichen deutschen Gemeinden bisher wohl am vorbildlichsten
und erfolgreichsten mit positiver Arbeit vorgegangen ist. Auch
hätte sich vielleicht bei Mangoldts Forderung der öffentlichen
Stadterweiterung nachdrücklicher betonen lassen, wie ausser-
ordentlich wichtig hier die Mitarbeit von sachkundigen Archi-
tekten ist. Es ist ja heute kein Geheimnis mehr, dass wir
die hygienischen wie ästhetischen Mängel unserer neuen Stadt-
viertel dem schrankenlosen Walten der allmächtigen Tiefbau-



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