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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0075
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56 AESOP. PHEREKYDES

Inst. III. Tai 14. I)1: Eine auf einem lehnenlosen Stuhle sitzende
Figur ohne Unterkleid, den Mantel über die linke Schulter und um
die Beine geschlagen, in der Linken eine (wahrscheinlich ergänzte)
Rolle. Von einem fehlerhaften Körperbau, den sie nach Art der
Krüppel bemüht sei, durch ihre Stellung zu verdecken (E. Braun), ist
absolut nichts zu erkennen. Sollte die zwiefache Darstellungsweise
derselben Person eben in der Unsicherheit der Überlieferung ihren
Grund haben, so dass der ursprünglich für sich allein erfundene Kopf-
typus später bald mit einem normalen, bald mit einem verbildeten
und zwerghaften Körper verbunden wurde? Oder aber ist die Ähn-
lichkeit des Kopfes in Wirklichkeit gar nicht so zwingend und haben
wir es am Ende mit zwei verschiedenen Personen zu thun? Ich halte
das Letztere bis auf Weiteres für sehr wohl möglich.2

Die zusammen mit der vaticanischen Statuette publizierte Relief-
büste einer Thonlampe3 unterscheidet sich durch einen längeren
Bart und eine eckigere Kopfform und ist von mehr als zweifelhafter
Identität. An die albanische Herme erinnert sie hauptsächlich nur
wegen der gleichen Armstümpfe.

Als Aesop endlich, der sich vom Fuchs erzählen lässt, wird von
Einigen gedeutet die auf einem Stein sitzende karikierte Mantelfigur
auf einem Vasenbild im Vatican (abgeb. Mus. Gregor. II. 80. 2a)4.

Pherekydes

Die Aufschrift Pherekydes findet sich auf zwei Hermen, in Madrid und in
Brocklesby Park (Lincolnshire), beidemal modern.

Die Herme in Madrid, Hübner No. 176 (abgeb. Overb. Plast. I4. p. 242)5,
wurde von Azära in der Nähe von Tivoli (Villa der Pisonen) gefunden, und ihres
altertümlichen Stiles wegen bei der Ergänzung mit der Aufschrift 'iHov/.-Jor^6 ver-

1 Gipsabg. in Bonn, Kekule Akad. Kunstmus. No. 511.

2 Amelung hat sich auf meine Bitte bemüht, zu der verschlossenen Statuette vor-
zudringen, um die Sache klar zu stellen. Leider ohne Erfolg. Auf den Abguss in
Bonn bin ich erst zu spät aufmerksam geworden (s. Nachtrag).

3 Bei Braun a. a. O. Taf. 14. 3.

4 Jahn Arch. Beitr. Taf. 12. 2, vgl. p. 434.

5 Guattani Mon. ant. 1784. Taf. II. Vgl. Wolters Gipsabg. No. 231, wo auch die
Litteratur.

0 Kaibel Inscr. falsae 267.
 
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