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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0142
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SOPHOKLES. SEIN ÄUSSERES. EHRENSTATUEN 123

der zweite oder der dritte sein, erhalten sein soll, gerettet durch die
Verehrung eines herculanischen Epikureers. Auch die schmale Tänie
als Abzeichen der lakedämonischen Königswürde — denn anders
kann sie doch nicht erklärt werden — entbehrt aller Analogieen.

Sophokles1

[Taf. XIII—XVI]

Sophokles (496—406) soll als sechzehnjähriger Jüngling erkoren
worden sein, den Reigen beim salaminischen Siegesfest zu führen2,
was allgemein als ein seiner Körperschönheit gezollter Tribut an-
gesehen wird. Und diese Schönheit scheint ihm sein Leben lang eigen
geblieben zu sein; noch die Grabschrift3 giebt ihm ein ^/j^c erspd-
Taxov. Er starb kurz vor dem Ausgang des peleponnesischen Krieges,
einundneunzig Jahre alt.

L. Munter4 wollte den Schädel des Dichters in Dekelea wieder
aufgefunden haben, eine Annahme, der anfangs auch Virchow bei-
pflichtete, die aber jetzt mit Rechtallgemein verworfen wird, schon des-
wegen, weil das Grab des Sophokles aller Wahrscheinlichkeit nach
nicht in Dekelea, sondern in seinem Geburtsort Kolonos bei Athen
zu suchen ist.5 Doch wird auch das kürzlich beim Kolonoshügel ent-
deckte Grab0 kaum auf grössere Authenticität Anspruch erheben
dürfen.

Von den litterarisch überlieferten Bildnissen sind nament-
lich zwei hervorzuheben: Die Statue, die ihm sein Sohn Jophon
gleich nach seinem Tode setzte7, und die Erzstatue im Theater zu
Athen, welche um mindestens ein halbes Jahrhundert später der
Redner Lykurg beantragte, zugleich mit zwei andern für Aeschylos
und Euripides8, wahrscheinlich dieselbe, die noch Pausaniassah.9 —

1 Litteratur: Welcker Annal. d. Inst. 1846. p. 129ff. = A. D. I. p. 455ff.; Wieseler
Oött. gel. Anz. 1848. p. 1220ff; Benndorf und Schöne Die Bildw. des lateran.
Museums No. 237; Jahrb. d. Inst. V. p. 160; XI. p. 170ff.

2 Vita Soph.; Athen. I. p. 20. 3 In der Vita Soph.

4 Das Grab des Sophokles 1893.

5 Vgl. Wolters in den Athen. Mittheil. 1895. XX. p. 508f.

6 Berl. philol. Wochenschr. 1900. p. 703. ' Vita 6.

s Ps.-Plut. Vita X. orat. p. 841. F. ° Paus. I. 21. 1.
 
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