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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0182
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PROTAQORAS. GORGIAS. - DEMOKRIT 163

PPOTAr (sie) auf der oberen Fläche der. Plinthe trägt (abgeb. in flüchtiger Umriss-
zeichnung bei Mariette Le Serapeum de Memphis, publie par Maspero 1882 pl. Ic).
Es ist eine sitzende, so viel als nackte Figur, die nur um die Lenden mit einer
schmalen Draperie bekleidet ist und mit beiden Armen rechts neben sich ein Kästchen
von der Form einer Sonnenuhr hält. Obgleich die Aufschrift nicht wohl anders als
zu Jlponayöpas ergänzt und auf den Sophisten bezogen werden kann, und auch aus
den mitgefundenen Statuen (Pindar, Plato, Homer?) hervorzugehen scheint, dass es
sich um eine Gruppe von Dichtern und Philosophen handelt, darf man sich doch
nicht verhehlen, dass das Motiv schlecht zu dem Namen stimmt. Ein Protagoras in
diesem heroischen Kostüm wäre eine überaus auffällige Erscheinnng, entschieden
auffälliger als der nackte Anakreon, den ein Künstler recht wohl als zweiten Apollo
darstellen konnte. Die Aufschrift wird daher wie bei Pindar (s. den Nachtrag zu
diesem) noch genauer auf ihre Echtheit und Richtigkeit zu untersuchen sein.

Goroias. - Von dem berühmten Sophisten und Gegner des Sokrates,
Gorgias von Leontini (ca. 487—379)', gab es Standbilder in Olympia und in Delphi.
Das in Olympia hatte ihm Eumolpos, der Enkel seiner Schwester, errichtet. - Die
Widmungsaufschrift auf schwarzem Marmor wurde bei den Ausgrabungen wieder
gefunden.3 Es stellte ihn ohne Zweifel als Greis dar, da es erst nach seinem Tode
gesetzt war und Gorgias 108 Jahre alt gestorben sein soll. — Das sehr anspruchs-
volle vergoldete in Delphi4 hatte er sich wahrscheinlich selbst gesetzt, zum An-
denken an sein glänzendes Auftreten bei den pythischen Spielen. Doch stimmen
die Nachrichten über Material und Urheber nicht überein.5

Gorgias war auch mit Anderen auf einer Steinplatte (rparaiCa) am Grab des
Isokrates in Athen dargestellt.6

Demokrit

Demokritos von Abdera (ca. 460 — gegen 370), ein weitgereister und be-
sonders kenntnisreicher Naturphilosoph, zusammen mit seinem Lehrer Leukippos
der Begründer der materialistischen Atomenlehre, war ein Zeitgenosse des Sokrates
und des Plato, obgleich wahrscheinlich persönlich nicht mit ihnen bekannt.

Quellen und Notizen, welche für sein Bildnis massgebend sein könnten, giebt
es keine. Denn die (übrigens von Plutarch dementierte) Sage, dass er sich selbst des
Augenlichts beraubt habe, würde, wenn auch wahr oder geglaubt, schwerlich bei
seinem Porträt Ausdruck gefunden haben. Und der Gegensatz des lachenden und
des weinenden Philosophen (Demokrit und Heraklit, vgl. p. 85) ist eine römische
Erfindung.

1 Über seine Lebenszeit vgl. Fränkel in d. Arch. Zeitg. 1877 p. 43.

2 Paus. VI. 17. 6. 3 publ. Arch. Ztg. a. a. O.

4 Paus. X. 18. 7. 6 Vgl. Fränkel a. a. O. p. 46.

6 Pseudo-Plut. Vit. X. orat. Isocrat.; vgl. Arch. Ztg. 1870 p. 73 (2).
 
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