112 ASPASIA
Seitenhaaren Glypt.No. 157 (abgeb. Arndt-Bruckm.417,418) ein Exem-
plar erhalten wäre, istwenigwahrscheinlich. Zu einer solchen Annahme
müsstedenn doch eine bestimmtere Ähnlichkeit der Gesichtszüge vor-
liegen. Ich glaube, man kann sicher behaupten, dasshier eine andere
Person dargestellt sei. Es gab im 5. Jahrhundert noch manche tüch-
tige Feldherrn, denen die Ehre der Bildsäule zu teil werden mochte;
war es keiner der Perserkriege, dann wahrscheinlich einer des pe-
loponnesischen Kriegs.
Aspasia
Aspasia von Milet, die durch ihre Schönheit und ihren Geist
berühmte Freundin und spätere Gattin des Perikles. Bei dem be-
deutenden Einfluss, den sie auf diesen und die damalige attische Ge-
sellschaft ausübte, ist es wahrscheinlich genug, dass schon die mit-
lebenden Verehrer ihr Bild in Marmor festzuhalten suchten. Die
Nachwelt hatte im Grunde weniger Ursache dazu, da Aspasia nichts
geschaffen oder nichts Bleibendes hinterlassen, für das man sich be-
geistern konnte. Wenn dennoch später Bildnisse von ihr gewünscht
oder gemacht wurden, so wird man sich an die überlieferten Züge
gehalten und keine freie Schöpfung der Phantasie gegeben haben,
zumal da, wo sie etwa mit Perikles zusammen aufgestellt wurde,
dessen Bildnis ebenfalls überliefert war.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts ist in der Nähe von Civita-
vecchia (am Lido von Castronuovo)' die bekannte Schleierherme ge-
funden worden, welche unten am Schaft die Aufschrift ACnACIA trägt,
jetzt im Musensaal des Vati.cans No.523 [Abb. 21]2; neben der Ko-
rinnastatuette das einzige inschriftlich beglaubigte Bildnis einer be-
rühmten Griechin: ein Porträt mittleren Alters, mit rundlichem Ge-
sicht, schlichten, etwas hausbackenen Zügen, an dem ausser dem
Schleier hauptsächlich nur die zierliche Anordnung der Haare in
1 Alla Chiaruccia.
- Visc. Icon. gr. I. Taf. 15a; Baumeister I. p. 140; Brunn-Bruckmann Denkm. No.
157; Arndt-Bruckmann Portr. 419. 420; der Hermenschaft Pio Clem. VI. 30. Vgl.
KaibelNo. 1143.
Seitenhaaren Glypt.No. 157 (abgeb. Arndt-Bruckm.417,418) ein Exem-
plar erhalten wäre, istwenigwahrscheinlich. Zu einer solchen Annahme
müsstedenn doch eine bestimmtere Ähnlichkeit der Gesichtszüge vor-
liegen. Ich glaube, man kann sicher behaupten, dasshier eine andere
Person dargestellt sei. Es gab im 5. Jahrhundert noch manche tüch-
tige Feldherrn, denen die Ehre der Bildsäule zu teil werden mochte;
war es keiner der Perserkriege, dann wahrscheinlich einer des pe-
loponnesischen Kriegs.
Aspasia
Aspasia von Milet, die durch ihre Schönheit und ihren Geist
berühmte Freundin und spätere Gattin des Perikles. Bei dem be-
deutenden Einfluss, den sie auf diesen und die damalige attische Ge-
sellschaft ausübte, ist es wahrscheinlich genug, dass schon die mit-
lebenden Verehrer ihr Bild in Marmor festzuhalten suchten. Die
Nachwelt hatte im Grunde weniger Ursache dazu, da Aspasia nichts
geschaffen oder nichts Bleibendes hinterlassen, für das man sich be-
geistern konnte. Wenn dennoch später Bildnisse von ihr gewünscht
oder gemacht wurden, so wird man sich an die überlieferten Züge
gehalten und keine freie Schöpfung der Phantasie gegeben haben,
zumal da, wo sie etwa mit Perikles zusammen aufgestellt wurde,
dessen Bildnis ebenfalls überliefert war.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts ist in der Nähe von Civita-
vecchia (am Lido von Castronuovo)' die bekannte Schleierherme ge-
funden worden, welche unten am Schaft die Aufschrift ACnACIA trägt,
jetzt im Musensaal des Vati.cans No.523 [Abb. 21]2; neben der Ko-
rinnastatuette das einzige inschriftlich beglaubigte Bildnis einer be-
rühmten Griechin: ein Porträt mittleren Alters, mit rundlichem Ge-
sicht, schlichten, etwas hausbackenen Zügen, an dem ausser dem
Schleier hauptsächlich nur die zierliche Anordnung der Haare in
1 Alla Chiaruccia.
- Visc. Icon. gr. I. Taf. 15a; Baumeister I. p. 140; Brunn-Bruckmann Denkm. No.
157; Arndt-Bruckmann Portr. 419. 420; der Hermenschaft Pio Clem. VI. 30. Vgl.
KaibelNo. 1143.