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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0109
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90 KORINNA. TELESILLA

zeigen eine andere Haartracht (Diana von Gabii). Indes in einer
Kopie nach Silanion würde doch der Porträtcharakter schwerlich so
ganz verwischt sein. Auch ist nicht gesagt, dass einer der grossen
uns bekannten Künstler der Urheber dieser Statuette resp. ihres
Originals sein musste. Wohl aber ist es wahrscheinlich, dass die-
selbe für Tanagra, die Vaterstadt der Korinna und die Heimat so
vieler verwandten Darstellungen, gemacht wurde.

Ob Repliken vorhanden sind, weiss ich nicht. Die bei Arndt-
Amelung Einzelaufnahmen No. 1188 und 1189 aus dem römischen
Kunsthandel abgebildete Herme1 und die weiter angeführten im
Museo Chiaramonti No. 256 (abgeb. Ouattani Mon. ant 1785.2.3),
und in Athen (Phot. beim arch. Inst.) kann ich nicht als solche an-
erkennen. Sie unterscheiden sich, abgesehen von dem tiefer sitzenden
Haarknauf sowohl durch die Binden als durch die viel zahlreicheren
Melonenfurchen und, soweit derselbe in Betracht kommt, auch durch
den Gesichtstypus. Besser würden der schöne Kaulbach'sche Kopf
in München, den Arndt kürzlich publiciert hat (Ztschr. des Münchn.
Alterthumsvereins XI. 1900. p. 1 ff.) und seine Wiederholungen im
Musensaal des Vaticans 524, auf Monte Pincio und in Athen
übereinstimmen.

Die pompejanischen Bilder, die vermutungsweise auf den
Wettstreit zwischen Pindar und Korinna bezogen werden (Heibig
Wandgemälde No. 1378 u. 1378b), sind wohl eher genreartiger Natur.

Telesilla

Telesilla von Argos, die Dichterin von Schlachtliedern, soll an der Spitze
der argivischen Frauen ihre Vaterstadt gegen Kleomenes von Sparta verteidigt
haben (510 v. Chr.). Ein Reliefbild im Tempel der Aphrodite daselbst stellte
sie dar im Begriff sich einen Helm aufs Haupt zu setzen (Paus. II. 20. 8). Eine
Statue von ihr von der Hand des Atheners Nikeratos erwähnt Tatian (Tat. orat. ad
Qraec. II. 53).

glauben, dass der moderne Restaurator einen nach Charakter, Material und Grösse
so vollkommen passenden Kopf, welcher der Statue fremd war, zur Hand gehabt
hätte. Und an seinem Altertum scheint ein Zweifel nicht zulässig.
1 Wiederholt Rev. arch. 1Q00. p. 170 und 171.
 
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