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Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0203
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184 THUKYDIDES. SOKRATES

dass sie erst nachträglich nach jener beschrieben worden sei. Allein
was durchaus nicht stimmen würde, das ist der Bart, der beim
Thukydides der Doppelherme kurz und stramm, auf den Münzen
lang herabhängend gebildet ist, so dass der Kopf sich eigentlich
ebensoweit vom Münztypus entfernt, wie der des Herodot. Vielleicht
wird man auch sagen müssen, dass das etwas jüngere Lebensalter,
obgleich im Ganzen kein grosser Unterschied ist, eher dem späteren
als dem früheren Geschichtsschreiber zukommt. Es scheint daher
kaum statthaft, die Marcellinusstelle auf diese Weise mit den Denk-
mälern in Einklang zu bringen. Michaelis1 ist geneigt, dieselben als
unverbürgte Tradition völlig preiszugeben.

Sokrates

[Taf. XXI—XXIV]

Sokrates gehört noch ganz dem 5. Jahrhundert v. Chr. an; die
zweite Hälfte seines Lebens deckt sich so ziemlich mit der Dauer des
peloponnesischen Kriegs. Er war in niedrigem Stande geboren (469),
lebte stets in tiefer Armut, ein Philosoph von Gottes Gnaden, der
seine Weisheit nicht um Geld verkaufte, sondern aus innerem Drang
den Empfänglichen unter der athenischen Jugend mitzuteilen suchte,
erhaben über Ruhmsucht und Eitelkeit, furchtlos seinem Märtyrer-
schicksal entgegengehend. Als er zum Giftbecher verurteilt wurde,
stand er im siebzigsten Lebensjahre.

Diese schöne und tapfere Seele wohnte aber bekanntlich in
einem unschönen Leibe, an dem namentlich die Ähnlichkeit mit dem
Silenstypus der griechischen Kunst auffiel.2 Nach den zum Teil ihm
selber in den Mund gelegten, eben deshalb vielleicht etwas über-
triebenen Schilderungen seines hässlichen Äusseren hatte er eine
untersetzte, breitschultrige Figur mit hängendem Schmerbauch8,

1 Mich. a. a. O. p. 7.

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3 Xen. a. a. O. II. 19.
 
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