Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Griechische Ikonographie mit Ausschluss Alexanders und der Diadochen (Band 1): Die Bildnisse berühmter Griechen von der Vorzeit bis an das Ende des V. Jahrh. v. Chr. — München, 1901

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1043#0224
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
SOKRATES' KÖRPERBILDUNG. ALKIBIADES 205

bloss für die hellenistischeZeit gelten, nichtfürdie Periode, in welche wir
die Ursprünge des Sokratesbildnisses glaubten setzen zu müssen. Für
diese sind aus allgemeinen Wahrscheinlichkeitsgründen idealisierte
Formen allein denkbar. Die Statue der Athener konnte den Sokrates
unmöglich mit einem Schmerbauch darstellen. Es wäre keine Ehren-
statue mehr gewesen, sondern ein Spottbild. Aber auch später dürfte
nur ausnahmsweise von diesem Vorgang abgewichen worden sein, und
wesentlich nur bei Werken der Kleinkunst. Aus der Analogie des
Aesop darf nicht allzuviel geschlossen werden. Das Problem war bei
ihm doch ein anderes, genreartiges; bei Sokrates handelte es sich aus-
schliesslich um ein Porträt. Im Prinzip scheint daher der Restaurator
der Petersburger Statue (28) das Richtige getroffen zu haben, wenn
er den Kopf mit einem normal gebildeten Torso verband. Ob frei-
lich ein etwas weniger vornehmer Mantelumwurf wie z. B. der des
schon erwähnten capitolinischen Zeno nicht besser gepasst hätte, ist
eine andere Frage.

Alkibiades1

Alkibiades (ca. 450—404), der Neffe des Perikles, unter dessen
Obhut er seine Knaben- und Jünglingsjahre verlebte, that sich schon
vom zwanzigsten Jahre an als Staatsredner hervor. Bis zur sicilischen
Expedition (415) verfolgte er eine antispartanische Politik, dann als
Verbannter mehrere Jahre eine spartanerfreundliche, bis es ihm ge-
lang, noch einmal von der herrschenden Partei an die Spitze der
athenischen Flotte berufen zu werden. Aber seine Erfolge entsprachen
nicht den gehegten Erwartungen. Er wurde zum zweitenmal ver-
bannt und starb höchstens sechsundvierzig Jahre alt.

Alle Schriftsteller stimmen überein in dem Ruhm seiner ausser-
gewöhnlichen Schönheit2, einer Schönheit, welche sich, wie Plutarch

1 Die Ikonographie des Alkibiades ist behandelt von Heibig in den Annali dell'
Instit. 1866. p. 228 ff. und in den Rendiconti della R. Acad. dei Lincei. scienze mor.
Ser. V. I. 1892. p. 199ff., allerdings mit unhaltbaren Resultaten. Vgl. auch Houssaye
in der Oaz. d. beaux-arts 1873. p. 473.

- Princeps forma in ea aetate. Plin. 36. 28; die übrigen Stellen bei Houssaye
a. a. O.
 
Annotationen