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520

Das Buch für Alle.

Hlst 22.

Die Garderoben der Choristen und Statisten waren in den
oberen Stockwerken. Als der Feuerlärm die dort befindlichen
Unglücklichen von ihrer Gefahr benachrichtigte, fanden sie die
Treppen schon lichterloh brennend und wurden vom Qualm
und Ranch zurückgetrieben. So blieb ihnen kein anderer
Ausweg zur Rettung, als durch die Fenster der obersten
Etagen. Die Mehrzahl sprang aus den Fenstern hinab,
mehrere schon in ihren Theaterkostttmen (siehe unser Bkld auf

S. 521); viele verletzten sich bei dem tiefen Sturze schwer, trotz
der Matratzen, welche man auf den Boden gehäuft hatte. Tragisch
war das Schicksal einer Garderobedienerin, Fran Lallier, welche
erst einige von ihren Collegiunen zu retten bemüht gewesen war,
ehe sie selbst sich zu retten versuchte; man hatte ihr aus einem
Nebenhausc einen Strick zugeworsen, den sie ergriff, worauf sie
den Sprung wagte, wie auf unserem Bilde zu sehen ist; allein
der Strick beschrieb einen Kreisbogen, die unglückliche Frau

stieß mit der Schläfe an ein Gesims, ließ den Strick los,
stürzte mit einem Schrei des Entsetzens herab und brach beide
Schenkelkuochen. Der Chef des Orchesters, Desmarets, blieb
vom Rauch und Qualm betäubt an einem Fcusterkreuz hängen,
über das er sich nicht hinüberschwingen konnte, und verbrannte
angesichts seiner Fran, die machtlos von einer benachbarten
Straße aus dies mit ausehcn mußte. Die amtlich sestgestellte
Zahl der verunglückten Personen beläuft sich auf 20. Das

Eine »cur Robiusonadc: Die aus die Crozet-Inseln verschlagene Mannjchast des niitergegangenen „Ttrathmorc" gibt Signale, um die Slnsmcrksamkcit eines vornbcrscgclnden SchigeS
z» erregen. (S. 519.)


Theater war 1775 erbaut worden und hatte also — entgegen
der landläufigen Annahme, die eineui Theatergebäude nur eine
durchschnittliche Lebensdauer voll 30 Jahren gibt — ein volles
Jahrhundert Dienste geleistet.

Die Macht des Darart Heils.
Roman von Isriedricl) Ariedrich.
' (Fortsetzung.) (Nachdruck verböte».)
,,Was ist das? — Nein, das kann ich nicht an-
nehmen!" rief die Fran bestürzt.
„Sie können es," versicherte Balder. „Als Sie .noch

jung waren, haben da nicht auch Ihr Herz stolze Hoff-
nungen erfüllt?"
Die Fran blickte ihn überrascht an.
„Haben Sie, ehe Sie Ihren Mann kennen lernten,
nicht einen Anderen geliebt?"
„Woher wissen Sie dies?" rief die Frau erstaunt,
während dunkle Röthe sich über ihr bleiches Glicht
ergoß.
 
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