Franz Bctz, kiuügl. tzrruß, Kammersnngcr. Nach einer Photographie gezeichnet Von C. Kolb. (S. 271.)
könnte er Verdacht schöpfen, Sie kennen ja sein Miß-
trauen."
Franziska nickte zustimmend und eilte von dannen,
gleich darauf trat Rabe in den Korridor.
Er schien zu stutzen, als Joseph ihm entgegenkam,
mr nächsten Augenblicke befahl er ihm durch einen Wink,
ihm zu folgen.
„Beharrt der Gärtner bei seiner Drohung?" fragte
er, als Joseph die Thüre des Arbeitszimmers geschlossen
hatte.
„Jawohl, er verlangt die Papiere bis heute Abend
zurück."
„Und morgen will er die gerichtliche Untersuchung
beantragen?"
„So sagt er, und ich glaube auch, daß er es thun
wird," nickte der Kammerdiener. „Bei mir werden die
Beamten nichts finden, aber wenn die Haussuchung wirk-
lich erfolgt, dann"
„Dann werden Sie sich ihr ohne Widerrede unterwerfen,"
Die Hand der Nemesis
R o in a n
von
ßivakd August König.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Damit bin ich einverstanden," sagte die Zofe, „aber
trotzdem lasse ich auf die gnädige Frau nichts kommen.
Wir wollen den klebrigen nichts verrathen, sonst heißt
es wieder, wir Hütten spionirt."
„Es ist nicderdrückend, wenn inan mit solchen unge-
bildeten Menschen zusammenlebcn muß."
„Apropos, wie sieht cs mit den Papieren Georgs
ans?" fragte die Zofe mit gedämpfter Stimme.
Dem Kammerdiener schoß das Blut in die Wangen.
„Wie kann ich das wissen?" erwiederte er unwirsch.
„Er bleibt bei seiner Behauptung, daß Sie —"
„Er ist ein Esel!"
„Joseph, weshalb wollen Sie mir ge-
genüber leugnen? Ich habe Ihnen da-
mals ja verrathen müssen, wo die Pa-
piere lagen, und wenn Marianne ein
besseres Gedächtniß hätte, wäre ich in
die Geschichte mit verwickelt worven.
War's wirklich ein Tagebuch?"
„Nein."
„Von uns war in den Papieren gar
keine Rede?"
„Ich weiß es wirklich nicht, Fränz-
chen, und wenn Sie mich todtschlügen,
könnte ich Ihnen keinen Aufschluß darüber
geben. Ich habe die Papiere gar nicht
gesehen, geschweige denn gelesen."
„Sie haben sie dem Herrn gegeben?"
„Fragen Sie mich nicht weiter, ich
kann und werde nichts sagen, wenigstens
jetzt noch nicht. Mir ist die Geschichte
ärgerlich genug, könnte ich sic rückgängig
machen, würde ich es sicher thun."
„Und das ist Ihr Vertrauen zu
mir?" schmollte die Zofe.
„Seien Sie mir nicht böse, Frünz-
chen, man darf nicht immer Alles sagen,
was man weiß, später sollen Sie's er-
fahren."
Franziska sah ihn forschend an, er
bemerkte es nicht, er sah den Gutsbesitzer
aus dem Park zurückkehren, und die
Frage, welchen Zweck der kurze Spa-
ziergang gehabt haben könne, beschäf-
tigte ihn jetzt ausschließlich.
„Fürchten Sie die Drohungen Georgs
nicht?" fragte sie.
Der Kammerdiener schrak wie aus
einem Traume empor.
„Nein," erwiederte er hastig, „mag
er thun, was er will, mir kann er nichts
beweisen, und Sie werden mich nicht vcr-
rathen. Der Herr kommt, Fränzchen,
wenn er uns hier beisammen sieht,
fiel Rabe ihm mit scharfer Betonung in's Wort. „Ich
kann das nicht verhüten, und Sie haben ja die Genng-
thuung, daß auch das übrige Dienstpersonal diese Haus-
suchung über sich ergehen lassen muß. Wo ist die Braunt-
weinflasche geblieben?"
„Ich habe sie Ihnen gegeben."
„Mir?"
„Sollten Sie das nicht mehr wissen?" erwiederte
Joseph sarkastisch. „Sie forderten ja die Flasche zugleich
mit den Papieren, und gestern noch sagten Sie mir, Sie
wollten mir am Abend die Flasche geben, damit ich sie
in den Park zurückbringe."
„So?" fragte Rabe gedehnt. „Dann warten Sie
einen Augenblick, ich will im Nebenzimmer Nachsehen."
Das anstoßende Zimmer, in welches er hineinging,
war sein Schlafgemach, und als er ans demselben zurück-
kehrte, trug er eine halbgefüllte Mineralwasserflasche in
der Hand.
„Gießen Sie den Inhalt aus, dann werfen Sie die
Flasche in den Park," sagte er. „Sie
können das sofort thun, der alte Mann
wird Sie nicht überraschen, ich habe
ihn in unfern Wald geschickt, vor einer
Stunde kann er nicht zurückkehren."
„Damit erreichen wir weiter nichts,
als daß wir das letzte Beweismittel ans
dem Schlosse entfernen," erwiederte der
Kammerdiener, indem er mit sichtbarem
Zögern die Flasche nahm. „Sie hätten
den alten Narren sofort entlassen sollen—"
„Schweigen Sie und befolgen Sie
meine Befehle!" fuhr Rabe ärgerlich
heraus, „eine Kritik meiner Handlungen
kommt Ihnen nicht zu. Es liegt in
Ihrem eigenen Interesse, meine Anord-
nungen zu befolgen, denn auf Ihnen
ruht der Verdacht, und es dürfte
Ihnen schwer, wenn nicht unmöglich
werden, diesen Verdacht zu entkräften.
Hätte ich nur eine Ahnung davon ge-
habt, daß Sie die Aufgabe in einer so
täppischen Weise lösen würden, so wäre
meinerseits niemals ein Verlangen nach
diesen Papieren ausgesprochen worden,
sie enthielten ohnedies, wie ich von vorne
herein vermuthete, nicht das, was ich
erwartete."
„Ich habe ihren Inhalt nicht er-
fahren," schaltete Joseph ein, den das
Mißtrauen, welches in den Augen des
Gutsbesitzers deutlich sich spiegelte, be-
fremdete. „Ich besaß das Kästchen kaum,
als der Gärtner auch schon mir auf den
Leib rückte, und Sie werden sich erin-
nern, daß ich es Ihnen verschlossen über-
reichte."
„Der Inhalt war wirklich nicht der
Mühe Werth, wenn ich meine offene
Meinung äußern soll, so mnß ich die
Vermnthung aussprechen, daß diese No-
tizen und Bemerkungen nur ein Mann