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Das Buch für Alle.

Hrst 23.

Die Herrgottshän-ler in Tyrol
(Siehe das Bild aus Seite 585.)
(Nachdruck verboten.)
Ein eigenthümliches Gewerbe in den dentichen Alpen ist
dasjenige der sogenannten Herrgottshändler, d. h. der
Hausirer, welche ihre selbstverfertigten oder ans den Schnitzer-
schulen oder den mit Holzschnitzerei nnd Holzbildhauerei sich
befassenden Gemeinden oder Thälern bezogenen Kruzifixe und
Heiligenbilder landauf landab von Stadt zu Stadt, von
Dorf zu Dorf wandernd feilbieten. An Absatz fehlt es den
Leuten nicht, denn die schlichte Frömmigkeit des Aelplers in
Tyrol, Vorarlberg, Salzburg nnd Oberbayern verschafft die-
sen Maaren immer einigen Absatz, und der Herrgottshändler
steht in der Werthnng des Bauers hoch über dem gewöhnlichen
Dörcher oder Hausirer. So gern der Bauer feilscht, wenn er
etwas kauft, so wagt er doch nie mit dem Herrgottshändler
zu markten, wenn er sich ein Kruzifix oder ein kleines Stand-
bild feines Schutzheiligen bei ihm kaufen null; nnd da der
Händler immer mild und freundlich ist nnd seine Maare selbst
vor Denjenigen bereitwillig zur Schau stellt, welche nicht in
der Lage sind, eine solche Figur zu kaufen, so ist er bei Jung
nnd Alt gern gesehen Nnd eine Art Respektsperson, welcher
man um ihres frommen BeruseS willen auch selten Gastfreund-
schaft verweigert. Im Grödener Thal und anderwärts, wo
die Bildschnitzern zu .Hause ist, werden diese Herrgöttl oder
Kruzifixe und die Bilder der beliebtesten Heiligen zu Tausen-
den verfertigt und durch Hausirer vertrieben. Häufig aber
ist der Herrgottshändler selbst der Verfertiger seiner Maare,
ein ans sich selbst gewordener Künstler oder Autodidakt, der
ohne alle Vorbildung nnd oft ohne andere Muster als die-
jenigen, welche er in der Dorfkirche nnd in den Häusern wohl-
habender Bauern sieht, mit den dürftigsten Werkzeugen aus
zähem Birnbanmholze diese Bilder schnitzt nnd selbst bemalt,
was ihm namentlich in den langen Wintern auf seinem ein-
samen Gehöft eine willkommene Beschäftigung gibt und dann
im Hochsommer nach Vollendung der Feldarbeiten Gelegenheit
verschafft, bei dem Verkauf feiner Maare ein Stückchen von
der Welt außerhalb seines heimathlichen Thales zu sehen.

welche die Avennes unter rechtem Winkel schneiden, sich er-
strecken. Man hat es früher auch mit verschiedenen Systemen
von Straßen-Eifenbahnen versucht, welche durch stehende Dampf-
maschinen betrieben werden; da aber die Fahrgeschwindigkeit
dieser sogen. Seilbahnen nicht den gewünschten Grad erreichte,
so ist man zu Ltraßen-Eisenbahnen übergegangen, welche mit-
telst Lokomotiven betrieben werden. Um nun die Ge-
fahren zu beseitigen, welche der Dampfbetrieb nnd die Fahr-
geschwindigkeit dieser Bahnen für die Fußgänger und die ge-
wöhnlichen Fuhrwerke verlirsachen würde, hat man einen Theil
dieser Straßenbahnen unterirdisch angelegt, d. h. in ziemlich
tiefe Einschnitte der gewöhnlichen Straßenbahn verlegt. Dies
war aber nur zulässig in Straßen von ungewöhnlicher Breite,
wie z. B. in den Avennes. Die Querstraßen dagegen sind
meist nicht breit genug, nm derartige versenkte Geleise zu er-
lauben, und so gelangte man zu dem neuen System, welches
unser Bild Seite 585 veranschaulicht, das System einer auf
Einzelnpfosten ruhenden, sogenannten „schwebenden" Eisen-
bahn. Diese kühne Idee ist denn auch in der That praktisch
verwirklicht, seit einiger Zeit im Gebrauch nnd gilt trotz ihres
halsbrecherischen Aussehens für ziemlich sicher. Die eisernen
Pfosten in V-Form sind durch zwei eiserne Seitenbüge ver-
stärkt nnd tragen einen schmiedeeisernen gitterförmigen Ober-
bau oder Rost, auf welchem über eisernen Querschivellen die
Schienen liegen. Die Bahn dient natürlich nur dem Personen-
verkehr, und jeder Zug besteht nur aus einer kleinen Loko-
motive und zwei kleinen Personenwagen zu je 40 Sitzplätzen.
Die Fahrgeschwindigkeit beträgt etwa 25 Kilometer in der
Stunde, nnd der Stationen sind wenige, so daß die Bahn
die für den amerikanischen Geschäftsmann erwünschte Schnellig-
keit hat und darum auch gern benützt wird, obwohl der erste
Anblick dieser Bahn dem Fremden wohl unwillkürlich ein ge-
lindes Gruseln erweckt.

Die Launen des Kaisers.
Historische Erzählung
von
Kekir Lilka. (Nachdruck verb°k-n.)
Kaiser Paul l. von Rußland, der 1796 zur Re-
gierung gelangte, war der launenhafteste Mensch, den je
der Purpur schmückte.
Seine Mutter, die große Katharina, hatte ihn höchst
unweise von allen Regierungsgeschäften und Staatsange-
legenheiten entfernt gehalten und ihm eine nichts weniger
als zweckmäßige Erziehung geben lassen, welche verursachte,
daß sein Geist verschroben wurde. Sein Charakter war
eine sonderbare Mischung entgegengesetzter Eigenschaften,
neben strenger Gerechtigkeitsliebe herrschte darin grau-
same Willkür. Gesetze, die das Herkommen geheiligt,
trat er mit Füßen, und doch konnte jeder Bedrängte
sich ihm nahen und Gehör finden. In der Ueberstürzung
seines Jähzorns konnte er Wohl Angeklagte ohneUrtheil
nach Sibirien schicken, welches Unglück z. B. auch den
deutschen Lustspieldichter Kotzebue ereilte, und am näm-
lichen Tage war er im Stande, Thränen des Mitleids
zu vergießen, wenn ein alter Bauer sich ihm nahte und
seine besondere Noth klagte.
Katharina hatte die Aufklärung geliebt und beför-
dert, Paul legte den Geist in Fesseln. Er untersagte
jeden Berkehr mit Ausländern; es durften keine Bücher,
keine Zeitungen, keine Mnsikalien eingeführt werden.
Die geselligen Clubs und wissenschaftlichen Vereine aller

Die Strakell-Eisenbahnen in Kew-Horlr.
(Siehe das Bild auf Seite 585.)
(Nachdruck verboten.)
„Zeit ist Geld," ist ein allgemeines Motto für den Ame-
rikaner, und zumal in einer Stadt von dem ungeheuren, fieber-
haften, quecksilberartigen Geschästsleben, wie es New-Park bat.
Kein Wunder daher, daß die Beeiferung in der größtmöglichen
Entwickelung und Beschleunigung des Verkehrswesens in New-
Bork eine für uns Deutsche ganz ungeahnte Höhe erreicht hat.
Die Pserde-Eisenbahnen oder Tramways, welche nun alle
lebhafteren Haupt- und Verkehrsstraßen von New-Port durch-
ziehen, genügen nicht mehr, obwohl sie über alle Avennes oder
Hauptstraßen, welche vom Hasen aus in meridianer Richtung
sich über die Manhattan-Halbinsel hinanziehen, nnd über die
meisten der mit Nummern bezeichneten parallelen Querstraßen,

dem verstiegenen Thier von oben oder von unten am besten
beikommen kann. In dem Falle, an welchen unser Bild auf
Seite 586 anknüpft, ist die Ziege alleni Anscheine nach lang-
sam waidend und die würzigen Kräuter äsend an einer jähen
Wand allmählig herabgeklettert, bis sie auf einer ifolirteu
Felsenkanzel stand, wo sie nicht mehr vorwärts noch zurück,
weder abwärts noch aufwärts konnte und schließlich selbst
bange ward, als sie ihre Lage erkannte. Da muß nun der
Gaisbub sich an einem Strick hinunterlassen und sich an Leg-
föhren und Büschen, an Felsenzacken und Steinritzen anklam-
mern, bis er zu der Ziege hinuntergelanaen, ihr die Beine
über's Kreuz binden und sich das Thier aus den Rücken hängen
kann, woraus er von gefälligen Holzkuechteu oder Hirten
sammt der Ziege emporgezogen wird, denn ließe er das Thier
allein, so würde dasselbe sich in seiner Angst oder Ungeduld
„verstürzen". Häufig ist die Wand auch so hoch und der vor-
handene Strick so schwach, daß er nicht wagen dars, fein
Eigengewicht und das der Ziege demselben auzuvertrauen; so
muß er daun die Ziege zuerst emporziehen lassen und erst
dann sich selber. Hat aber eine Ziege sich so verstiegen, daß
ihr der Gaisbub nicht beikommeu kann, und sind Adler oder
Geier in der Nähe, so ist das Thier gewöhnlich verloren, denn
wenn die Raubvögel es entdecken, so fliegen sie heran und
scheuchen die Ziege durch ihren Flügelschlag zum Absprung,
so daß sie sich verstürzt und drunten den Vögeln zur leichten
Beute wird.

Der Ltör-Fischmarkt in Hamburg.
(Siehe das Bild auf Seite 581.)
(Nachdruck verboten.)
Der Stör ist einer der für den menschlichen Haushalt
wichtigsten und größten Seefische, welche in den deutschen Ge-
wässern der Nord- und Ostsee vorkommen und ost in unge-
heurer Menge weit in den direkt in's Meer mündenden Flüssen
und Strömen heraussteigen. Alles an dem Fische ist werth-
voll: das Fleisch ist nahrhaft und fett; die Blase gibt die
werthvolle Hausenblase, die Haut vortrefflichen Leim, aus dem
Rogen bereitet man den beliebten Kaviar. Dabei ist der Stör
ein Fisch, welcher eine Länge von 6—15 Fuß und ein Ge-
wicht von 100 bis 1000 Pfund erreichen kann, und auf
welchen die Fischer deshalb mit größtem Eifer Jagd machen.
Daher spielen denn sowohl der gemeine Stör, wie der kleinere
Sterlet auf den Fischmärkteu unserer deutschen Hafenstädte,
und so namentlich auch aus dem Hamburger Fischmarkte, eine
bedeutende Rolle, und aus diesem Fischmarktleben entlehnen
wir auf unserem interessanten Bilde Seile 581 eine Scene.
Der Hamburger Stör-Fischmarkt eutfaltet sich besonders
an der sogen. Holzbrücke; von Holz ist an dieser aber nichts
mehr zu sehen, sie ist vielmehr eine der größten und solidesten
Steinbrücken der Stadt, welche ihren bescheidenen Namen noch
aus alter Zeit hat. Breite Treppen führen zn beiden Seiten
neben der Brücke auf eine große Terrasse oder Perron herab,
vor welcher die Elbkühne und Fahrzeuge aulegen, die von der
Ober- oder Unter-Elbe kommen und der volkreichen Stadt
ihre verschiedenen Lebensmittel-Vorräthe zufllhren. Es herrscht
daher an der Holzbrücke immer ein äußerst reges Leben, das
auf den Treppen und dem Perron ebbt und fluthet. Die
schmucken kräftigen Mädchen und Frauen von den Vierlanden
und den, Alterwärder in ihren malerischen Trachten bringen
aus den gelandeten Schiffen die Gemüse- und Garten-Erzeug-
nisse nach der Stadt; srische Mägde kommen herunter, nm
Einkäufe zu machen, und die Schiffer und Markthelfer sind
geschäftig beim Ein- und Ausladen. Das Interessanteste aber,
ivas der Fremde aus dem Perron bei der Holzbrücke sehen
kann, ist die Versteigerung der gefangenen Störe, welche hier
stattsindet. Beinahe täglich legen nämlich hier Schiffe an,
welche die gewaltigen Störe von der Elbmündnng nnd den
Küsten der Nordsee bringen; der Binnenländer staunt schon
diese großen Fische von 8 bis 10 Fuß Länge, an denen ost
mehrere kräftige Männer zu tragen haben, nicht wenig an,
noch mehr aber den Prozeß der Zerstückelung mittelst Beil
und Säge, der nun mit jedem Fisch beginnt, und den der
Versteigerung der einzelnen Theile, deren Fleisch von verschie-
dener Qualität ist. Der Hamburger pflegt nämlich zu sagen:
der Stör -gebe Rind-, Kalb- und Schweinefleisch, da das
Fleisch der einzelnen Theile in der That an Textnr nnd Fettig-
keit sehr von einander verschieden ist nnd daher auch verschie-
dene Preise erzielt. Sobald ein Fisch zerstückt ist, beginnt
die Versteigerung der einzelnen Stücke, welche unter Lärm
und Geschrei von den Fischweibern erstanden und stadtwärts
geschafft werden, wo das Störfleisch, das frisch und geräuchert
ein Nahrungsmittel der unteren Volksklassen bildet, dann im
Detail und nach Maßgabe des Bedarfs an die Konsumenten
ausgehauen wird. Die Holzbrücke mit ihrem Fischmarkt ist
daher einer der interessantesten Züge in der Physiognomie des
Hamburger Straßenlehens, sowohl wegen der charakteristischen
Scene der Seestadt mit dem mächtigen Fluß und den Schiffen,
wie wegen der fremdartigen, bunten und ungemein belebten
Staffage, die sich auf diesem Hintergründe der Wasserseite der
berühmten Handelsstadt entfaltet.

583

Art wurden aufgehoben, die Bibliotheken unter Schloß
und Riegel gestellt und alle Druckereien bis auf zwei,
die mau durchaus nicht entbehren konnte, geschlossen.
Diejenigen jungen intelligenten Russen, die ans auswärtigen
Universitäten ftndirten, wurden zurückgerusen, und wehe
ihnen, wenn sie einen freisinnigen Gedanken mitbrachten.
Wie Blitze aus heiterem Himmel fielen die wunder-
lichsten Ukase unter das Nussenvolk.
Eine Verordnung verbot die runden Hüte; eine an-
dere befahl, daß Jedermann ohne Ausnahme sich nnr
entblößten Hauptes der kaiserliche» Residenz uähern dürfe;
welches Wetter auch herrsche» möge, mau solle den Hut
bereits hundert Schritte vor dem Schloßportal ehrfurchts-
voll abnehmeu. Ein dritter Kabinetsbefehl endlich gebot,
daß Jeder, der dem Kaiser auf der Straße begegne,
aus dem Wagen oder vom Pferde steigen und sich de-
inüthig vor der Majestät in den Staub werfen solle.
Dieser letzte Ukas veranlaßte einen höchst eigenthüm-
lichen Vorfall, den wir erzählen wollen.
Es war nämlich nicht immer so leicht, den kaiser-
lichen Wagen zu erkennen. Seit Peter dem Großen
haben die unumschränkten Herrscher des Russenreiches
dem merkwürdigen Brauche gehuldigt, in ganz einfachen
Wagen, ohne Dienerschaft und Gefolge, nur mit dem
bärtigen unansehnlichen Kutscher auf dem Bock, ihre
Ausfahrten in den Straßen der Residenz zu machen.
Auch Paul Pflegte auf so unscheinbare Weise in einer
simplen Droschke umher zu kutschiren.
Im Jahre 1799, an einem schönen Sommerabend,
eben vor Einbruch der Dämmerung, fuhr er über den
Isaak-Platz.
Da raste eine leichte einspännige Karriole an ihm
vorüber, ohne daß der Insasse, der selber sein feuriges
Kosakenroß lenkte, die kaiserliche Droschke beachtete. Ent-
weder gewahrte der Unglückliche des Kaisers Majestät
nicht, oder er wollte absichtlich die schuldige Reverenz
nicht erweisen. Paul vermuthete das Letztere. Er hatte
erkannt, daß der Missethäter eine Offiziersuniform trage,
doch nicht zu entdecken vermocht, welcher Art dieselbe
sei, und ebenso wenig hatte er das Antlitz des Sünders
deutlich gesehen.
Der Kaiser gerietst in den heftigsten Zorn und be-
fahl deni Kutscher, ans die beiden Pferde eiuzuhauen,
uni den unverschämten Einspänner möglichst rasch ein-
zustolen. Der Kutscher kam diesem Befehle unverzüg-
lich nach und fünf Minuten später hatte der Zweispän-
ner den Einspänner beinahe erreicht.
Der Führer des letzteren bemerkte rechtzeitig, daß
mit wahrhaft Polizeiwidriger Geschwindigkeit ein Wagen
hinter ihm herrasselte.
Von einer düsteren Ahnung ergriffen, schaute er sich
ängstlich um und erkannte mit seinen scharfen jugend-
lichen Augen den ergrimmten Kaiser.
Schon wie er auf deni Jsaaksplatz an der unschein-
baren Droschke vorüber stürmte, war es ihm so vor-
gekommen, als ob der hohe Herr darin sitze, aber sein
Kosakenpferd war zu sehr im schnellen Galop gewesen,
als daß er hätte anhalten und die übliche Formalität
erfüllen können.
Jetzt fiel ihm sein „Verbrechen" schwer auf's Herz.
Erstens war cs verboten, in den Straßen Petersburgs
übermäßig rasch zu fahren — nur der Zar selbst durfte
sich solche Freiheit herausnehmen — gegen dieses Verbot
hatte er gefehlt; zweitens hatte er nicht die schuldige
Reverenz erwiesen, das war ein noch viel größeres Ver-
gehen.
Der Schuldige war ein junger Lieutenant eines In-
fanterieregiments, aus guter angesehener Familie in der
Provinz, erst vor Kurzem nach der Residenz gekommen,
voll stolzer ehrgeiziger Hoffnungen. Alle diese Hoff-
nungen konnten ja nun in der Blüthe geknickt werden
durch des Kaisers Zorn, durch die unberechenbare Laune
des Monarchen. Möglich, daß es bei einem einfachen
Verweis sein Bewenden behalten haben würde, denkbar
war aber auch allerhöchstes Mißfallen und dauernde
Ungnade, und darauf durfte der Jüngling es nach seiner
Meinung nicht ankommcn lassen. Ein derartiges Miß-
geschick hätte seine ganze Carriöre ruinirt.
Das richtigste Mittel in solcher Noth schien ihm zu
sein, auf die oft erprobte Schnelligkeit seines Pferdes
zu vertrauen, um unter dem Schutze der immer mehr
hereinbrechenden Dämmerung dem gefährlichen Verfolger
zn entkommen. Auf die Ausdauer des feurigen Steppen-
rosses konnte er sich verlassen, das wußte er Wohl.
Also gab er dem treuen Thier einen Peitschenhieb,
der veranlaßte, daß es mit rasender Schnelligkeit fort-
sprengte.
Die Entfernung zwischen dem Einspänner nnd dem
Zweispänner wurde von Minute zu Minute größer.
Der Kaiser merkte den Plan des Unbekannten und
schrie dem Kutscher von Neuem den Befehl zu, daß er
auf die Pferde losschlageu solle und wenn sie auch da-
bei zu Grunde gingen.
Nun begann eine seltsame Hetzjagd über die breite
Fontankabrücke und dann die meilenlange PrüchtigeNewski-
perspektive hinab. Die leichten Räder wirbelten über
das funkensprühende Granitpflaster; Menschen und Thiere
sprangen erschrocken auf die Seite; die Hunde fingen an
 
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