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Fern im Süd.

Roman

von

W
(2)0 Woldemar Urban.

:
J A (Nachdruck verboten.)

( I Erltes Fapitelk.
F § [) run ist unter allen nordspanischen Städten
N ohne Zweifel die am meiſten maleriſch und
/! romantiſch gelegene. Von drei Seiten vom
Meer umgeben, ähnlich wie Cadix im Süden,
und nur durch eine ziemlich ſchmale Land-
zunge mit dem Festland verbunden, ſteigt
es für den von der Seeſeite Kommenden aus
den blauleuchtenden Fluten des herrlichen
Golfes von Biscaya herauf wie ein mittelalterliches
Ueberbleibſel aus der eiſenklirrenden Zeit des Helden
Roland, der nicht weit davon, im Thal von Ronces-
valles, sein Ende fand, oder des tapferen Cid.

Neben dem benachbarten, durchaus modernen Villen-
ort und vielbeſuchten Seebade San Sebaſtian erſcheint
Jrun mit seinen altersgrauen, finsteren Gebäuden, die
eng zuſammengedrängt und feſtungsähnlich auf dem
mäßig großen Felſen stehen, wie ein Zauberbild aus
längst entſchwundenen Zeiten, das mit seiner abenteuer-
lich ausgezackten Silhouette über Nacht aus dem ſpiegel-
glatten Meere hervorgetaucht iſt und in der nächſten
Stunde wie Geiſterſpuk wieder verſchwinden muß.

Wie indessen die Geschichte von Jrun bis in alters-
graue Zeiten zurückreicht, ſo werden voraussichtlich auch
noch Jahrhunderte vergehen, ehe die grauen Mauer-
massen des Kommunalpalaſtes, die von den höheren
Straßen nach dem Meere hinunterführenden Felſen-
treppen, die Mauern, welche die niederen Gaſſen beim
Sturm gegen die Wellen ſchützen, und die hochragenden
gotischen Kirchtürme, die ſich so charakteriſtiſch und
ſuyuggrot von dem klarblauen Horizont abzeichnen,
verſchwinden. . . .

Es war in den Abendstunden eines ſsehr heißen
. Oltobertages. Von der über die Pyrenäen herführen-
den Landstraße herab kam ein junger, etwa ſechs- bis
t Neur. qe Gesc ee

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volle Panorama, das ſich ihm hier bot, bis zu den
Küſtenstrichen und bis über das Meer hinaus übersehen
konnte, blieb er tief aufatmend stehen. Er ſchwenkte
jauchzend seine runde baskiſche Wollmütze, und dis
huullen. Uugen blitten funkelnd und leuchtend im freu-

igen Stolz. /

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das alte Irun! Wie unzähligemal ist mir dein einziges
Bild im Traum erſchienen! Wie tauſendfach habe ich
dein gedacht in weiter Ferne, du liebe Stadt, in der
ſie weilt, der mein Herz gehört! Manuela, meine ſüße
uuuucls. wartet du auf mich? Biſt du mix treu
éblieben?

H Wie von einem plötzlichen heftigen Verlangen vor-
wärtsgetrieben, ſchritt der junge Mann mit eiligen









Des Hauſes HSonnenſchein.
Nach einem Gemälde von P. Wagner. (S. 5)
 
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