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Illu]trirte Fan

rilien-Jeitung.







_ das Geſtrüpp hinglei-

gen Zweigen gehalten

Die Schuld des Arztes.

Roman

von

I ul. Mary.

(Fortsetzung.)






(Rachdruck verboten.)

ei der Hindeutung des Jägers auf die Dor-
“LI nenschlucht erinnerte ſich Bringuetaille, daß
der Briefträger um zehn Uhr vormittags
behauptet hatte, er habe aus dieſer Richtung
Schüſſe vernommen.

undurchdringlicher wurde, je tiefer man
hinabgelangte, verlor Bringuetaille den Hund

wiederholt aus den Augen, doch kam das tluge Tier

immer wieder zum

Vorsſchein, bis es mit

einemmal vor einem

ſehr dichten, fast un-

utter

ches aber von keiner

großen Ausdehnung
_ war, denn man konnte

jenſeits desſelben die
Fortſezung des ab-
ſchüſſigen Geländes
erkennen.

„Nun, Tyras, was
giebt's denn?“" fragte
Bringuetaille zit:
ternd, indem er ſeine
Laterne emporhob und
deren gelbes Licht über

ten ließ.

Plötzlich stieß er
einen dumpfen Schrei
aus. „Joſeph ~ Jo-
ſeph ! Bruder! Um des
Himmels willen –~

Richardier lag mit
dem Rücken quer über
dem Dorngebüſch, ohne
daß sein Körper den
Boden berührt hätte,
da er von den niedri-

wurde.
Er war tot, der
Körper starr und steif.
Mit einem wilden
Ausschrei warf ſich
Margarete über ihn,
daß sie ſich Geſicht und Hände an den Dornen verletzte.
„Vater! mein teurer Vater !“ ;

Inmitten des Dickichts, welches immer





1

|

[ unfälle in dieſer Weiſe vollziehen.
| an einem Zweig hängen geblieben und hatte den Schuß

ſetliche Bild des gewaltſamen Todes untersſcheiden.
Die Augen ſtanden weit offen, der Mund war ver-
zerrt durch einen furchtbaren Schmerz und das Ent-

qſetzen über den unerwarteten Tod; die Kleider des

Oberkörpers waren von dem Blut besſudelt, welches der
todbringenden Wunde entquollen war.

Die Flinte Richardiers lag neben ihm in dem Ge-
strüpp, mit der Mündung gegen ihn gekehrt; ein Lauf
war abgeſchoſſen, der andere nicht. :
f uf welche Weiſe konnte sich das Unglück ereignet
haben?

Offenbar hatte Richardier über das Dornengesträuch
ſeßen wollen, um keinen Unweg machen zu müſſen und
um Zeit zu gewinnen. Er hatte die Waffe aber nicht
gegen das Losgehen gesichert, sondern war mit ihr ohne
weiteres über das Gebüſch geklettert. Eine solche Un-
vorsichtigkeit war bei einem so alten und erfahrenen
Jäger ganz unbegreiflich, obſchon ſich âie tzeiſtét Jagd-

er Drücker war

Erbprinz Friedrich zu Wied und ſeine Braut, Frinzeſſin Dauline von Württemberg. (S. 547)

zum Entladen gebracht. Richardier, aus nächster Nähe |

getroffen, war wie von einem Blitsſtrahl niedergeſtreckt

Die Männer waren nähergetreten, und bei dem worden; der Tod mußte augenblicklich eingetreten sein.

vereinigten Licht der fünf Laternen konnte sie das ent-

Nachdenklich stand Bringuetaille da. Sein Bruder,







Jahrg.

der so ruhig, so Herr seiner ſelbſt war, sollte eine der-
artige Unvorsichtigkeit begangen haben? War das denk-
bar? Er erwog dieſe Frage, während einer der Jäger
Margarete zu sich zu bringen ſuchte. Der andere, der
ſpähend um ſich blickte, ließ einen Ausruf des Stau-
nens vernehmen und rief dann: „Herr Bringuetaille ~
Herr Bringuetaille !“

Der Gerufene eilte herbei, und der Jäger, der seine
Laterne hoch emporgehoben hatte, deutete auf eine Stelle
in dem Gestrüpp, indem er sagte: „Sehen Sie dort?
Cine tote Schnepfe, aufgeſpießt auf den spitigenZweigen ! “

In der That hing eine Schnepfe an der bezeichneten
Stelle mit herabhängenden Flügeln und einem Tropfen
Blut an der Spitze des langen Schnabels. Sie war
beim Herabfallen dort hängen geblieben.

Richardier hatte ſie von der anderen Seite des
Dornbuſches geſchoſſen, Tyras war herbeigeeilt, um
ſie zu apportieren, hatte sie aber nicht erreichen können,
und nun hatte sich ſein Gebieter in das Gestrüpp ge-
drängt, dabei die erforderliche Vorsicht außer acht ge-

j laſſen und derart das
Unglück herbeigeführt.

Zwei Männerwa-
ren bereits daran ge-
gangen, Aeste abzu-
schneiden, um sie zu
einer Tragbahre zu-
sſammenzubinden, auf
die dann der Körper
des armen Richardier
gelegt wurde. Da-
gegen gestattete Brin-
guetaille nicht, daß
man die Flinte be-
rühre, und so wurde
ſie in dem Gebüſſch be-
laſſen. Es mußte ja
jedenfalls eine Unter-
ſuchung ſtattfinden,
die Behörden würden
ſich an Ort und Stele.
einfinden und feſt-
ſtellen wollen, in wel-
cher Weise ſich Richar-
dier getötet habe. Be-
vor Bringuetaille den
toten Körper entfer-
nen ließ, prägte er .
ſich deſſen Lage ge-
nau ein, um darüber

können. Und um ganz
ſicher zu gehen, for-
derte er auch die bei-
den Jäger auf, das
gleiche zu thun. ~

Mitternacht war
nicht mehr fern, als
; der traurige Zug im
Schlosse anlangte. Hier ließ Bringuetaille sofort einen
leichten Wagen anspannen und fuhr nach Saint-Laurent,
um von dort nach Blois an die Behörde zu telegra-

| phieren. Dabei machte er einen kleinen Umweg und

Aufklärung geben zu -
 
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