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E h:



Illuſtrirte Familien-Zeitung. j

Jahrg. 1898.









Fern im SHüd.

Roman von Woldemar Urban.

(Fortsetzung.)



gant auf, “ wendete Doña Joſefa ein.

(Nachdruck verboten.)

Ich verſtehe so was nicht,“ bemerkte die Generalin
neckend; „wenn ich ein Offizier wäre und wüßte, daß

ich ginge damit zu Bett.“

„Frau Generalin, ich bin glücklich, Sie begrüßen | bleicher wie sonst?

zu dürfen," antwortete der Offizier; „leider verhindert





„Verabſchieden?“ fragte seine Mutter verwundert.
„O, ich meinte nur für kurze Zeit. Ich denke in

mich die Uniform so unwiderstehlich kleidete wie Sie, | einer Stunde etwa zurück zu ſein. “

„Wie siehſt du denn aus, Francisco? Biſt du nicht

Iſt dir nicht wohl?“

„Wohl wie immer, Mutter. Mein Wort darauf.

leiſten. Ich kam, um mich ~ mich zu verabſchieden. “ | die Uniform nicht anhabe.“

G“ Galvän tritt aber doch sehr nobel und ele- | mich eine dringende Besorgung, Ihnen Geſellſchaft zu | Ich komme dir vielleicht etwas bleicher vor, weil ich

„Das thut er, aber was
beweiſt das? Es beweist, daß das
nicht mit rechten Dingen zugeht.
Und er ſollte . meine Nichte hei-
her? Gott ſoll mich bewahren!

er _. ! .

Ein leiſes, diskretes Klopfen
an der Thür unterbrach die be-
trie Entrüſtung der Generalin

ereño

„Was iſt's?“ fragte Dosa
Josefa. ;

Eine Dienerin trat ein.

„Señora werden verzeihen ; es
find zwei Herren da, die mit
Herrn Lieutenant Francisco zu
ſprechen wünſchen, “ sagte sie.

„Mein Sohn iſt in ſeinem
Zimmer,“ antwortete Doña Jo-
ſefa; „führe die Herren dorthin.“

Die Dienerin ging wieder fort.

„Wer sind die Herren?“ fragte
die Generalin.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht
Kameraden. “ ;

„Es waren Herren in Zivil.
Ich ſah es durch die Thür.“

„Auch möglich. Wer weiß,
um was es ſich handelt! Es kom-
men manchmal Leute zu ihm,
frühere Freunde oder auch neue,
die er hier kennen gelernt. Es
waren ſchon heute morgen zwei
Herren hier, mit denen er ver-
handelt hat. “

„Was?"

„Ich weiß es nicht. Ich habe
ihn heute noch gar nicht gesehen. “
T „Was thut er denn den ganzen

ag ?‘ f

„Er sitzt und ſchreibt in einem

grt. ' -

„Was denn?"
:. 11.4
Voter Hlugenbiick trat raſch
und eigentümlich erregt der Lieute-
nant Mandrito ins Zimmer.
„Mutter, ich ~ begann er
haſtig, brach aber, als er die
Generalin bemerkte, plögtlich ab
und fuhr mit einer Verbeugung
fort: „O, ich bitte um Verzeihung,
wenn ich störe. Ich wußte nicht ~“
„Nur immer näher, Herr
Lieutenant. Und wie? In Zivil?

.

Tiroler und ſein Kind. (S. 63)
Gemälde von E Schürenberg, nach einer Photographie von B. Johannes in Garniſch.



„Ich weiß nicht –

„Doch, doch. So wird's ſein, “
ertgegnete der Lieutenant eifrig.
In ſeiner Hand hielt er einen Brief,
und als er ihn jett seiner Mut-

ter geben wollte, bemerkte man,

daß er leicht zitterte.
„Was haſt du denn da?“ sragte

. seine Mutter.

„Nun, es iſt – ~ eine Be-
stellung an Señorita Carmen
Muñoz.. .“ ;

„Was?“ ſfiel die Generalin
raſch ein.

na, ein Bekannter hat ſie

mir soeben übergeben. Wenn ih

in einer Stunde nicht zurück sein
sollte, Mutter –~

„Aber was haſt du denn, Fran-
cisco?" fragte seine Mutter wie-
der aufgebracht. Ihr Sohn pro-
teſtierte. Sie aber sah ihn nun
genauer an und bemerkte mit dem

ſcharfen Mutterauge die ungewöhn-

liche Erregung des jungen Mannes.

„Zrancisco,“ ſchrie' ſie er-
ſchrocken auf, „du verbirgſt mir
etwas. Was iſt dir? Biſt du
krank? Heraus damit! Ich bin
deine Mutter.“

„Aber Mutter, du irrſt dich.“

„Nein,. nein, ich irre mich
nicht. Deine Hand zittert, dein
Auge iſt unstet. Was iſt's ?"

„Nichts, nichts, ich versichere
icl ..!‘ .

! Feia, Francisco, ich laſſe dich
[ph her fie gt cor tur

„weißt du, was mir die Haare

bleich und die Sinne furchtſam
und ängstlich gemacht hat? Das
iſt die Sorge um dich geweſen.
Wenn du auf dem Meere warſt
oder ich dich nicht ganz wohl
wußte, weißt du, wie ich die Hände
gerungen dort vor dem Mutter-
gottesbild ? Und nun läufst du fort,
ohne mir zu ſaggen . ,
„Aber Mutter, du ereiferſt dich
umsonst. Ich habe Nachricht aus
Cadix bekommen und muß wahr-

ſceinlich wieder in den Dienſt

an Bord. Dos ift alles. Ich
gehe jett nach dem Telegraphenant,
 
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