Heft 2.
seine militärischen Angelegenheiten. Er hörte jedoch ſeine
Tochter gelaſſen an. Als sie geendet, ließ er den Adjutanten
kommen und befahl ihm, einen Kehrbesen bringen zu lassen.
Verdutzt ſah der Offizier ſeinen Vorgesetzten an, doch das ge-
fürchtete Stirnrunzeln desselben gab ihm Flügel. Der Ge-
neral überreichte dann den Besen seiner Tochter mit den
Worten: „Da du dich nun einmal durchaus in ſoldatiſche
Dinge mengen willst, sſo wirst du jett sofort den Wachtpoſten
unten vor dem Hauptthor ablöſen. – Und Sie,“ wandte er
sich an den entsetzt zuhörenden Adjutanten, „übergeben mir
Ihren Degen und begeben ſich in Arreſt, weil Sie meinem
Befehle, niemand vorzulassen, nicht Folge geleiſtet haben."
Und so geſchah es. Mit dem Besen in der Hand mußte
die junge Gräfin zwei Stunden lang Schildwache vor dem
Thore stehen. Sie zog ſich auf der zugigen Straße ~ es
war im Winter = eine starke Erkältung zu, die ſie Wochen
hindurch ernstlich aufs Krankenlager warf.
Die blutige Strenge, mit welcher d'Espagne die ihm
untergebenen Provinzen behandelte, wurde ihm übrigens
später noch verhängnisvoll. Nachdem er seines Amtes und
aller Würden entsetzt worden war, mußte er Spanien ver-
laſſen und sollte über die franzöſiſche Grenze gebracht werden.
Als er derſelben ſchon nahe war, wurde er troy der ihn be-
Da s Buch für A lle.
gleitenden militärischen Bedeckungsmannſchaften ~ wahrschein-
lich sogar im geheimen Einversſtändnisse mit denselben – von
den erbitterten Kataloniern erſchlagen und ſein Leichnam ins
Meer geworfen. : ; C. Schl.
Ein origineller Ehevertrag. ~ Die um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts gefeierte Pariſer Schauſpielerin Dufresne
kam, um sich einen hochtönenden Namen zu verschaffen, zu
dem Entſchluß, ihre Hand einem heruntergekommenen Edel-
mann, dem Marquis v. Fleury, zu reichen. Es entſpann sich
zwischen beiden eine Korreſpondenz über diese Angelegenheit,
und die einzelnen Teile dieſes ſchriftlichen Gedankenaustauſches
wurden dann ſpäter zu einem rechtsverbindlichen Ehevertrag
zusammengestellt. Nachstehend lassen wir die einzelnen Be-
dingungen der Künſtlerin und die jedesmaligen Antworten des
Marquis auf dieſelben folgen.
Erster Artikel. Der Marquis v. Fleury wird Mittwoch
am 28. dieſes Monats in der Kirche Saint-Roch erſcheinen,
um sich mitmir ehelich zu verbinden. Da ich weder Zeit noch Luſt
habe, mich mit den hierzu nötigen Dokumenten und mit den
Kosten derselben zu befassen, so werde ich ihm zur Besorgung
dieſer Obliegenheit fünfzig Laubthaler übersenden, welche er,
nachdem er mir sein Einverſtändnis erklärt hat, erhalten soll.
Antwort. Angenommen für Mittwoch den . 28. dieses
. p (:
55
Monats. Fünfzig Thaler werden wohl hinreichend sein. Ich
werde alles pünktlich besorgen, doch mache ich Mademoiselle
Dufresne darauf aufmerksam, daß ich noch außerdem zwanzig
Thaler brauche, da ich mir einen neuen Rock und eine
Perücke anschaffen muß.
Zweiter Artikel. Der Marquis wird einen ſeiner Freunde
mitbringen. Ich bringe ebenfalls einen solchen mit. Der
Marquis wird mir seine Hand reichen und mich zum Trau-
altare führen, wo man uns vermählen wird.
. Antwort. Angenommen, obwohl es etwas demütigend für
mich iſt, daß ich Sie nicht aus Ihrer Wohnung abholen darf.
Abschlagen muß ich die Bedingung hinsichtlich eines Freundes.
Alle haben sich von mir zurückgezogen. Bestehen Sie aber auf
Ihrer Forderung, so werde ich meinen Schuſter mitbringen;
er iſt der einzige Mensch, der mir treu geblieben iſt.
Dritter Artikel. Sofort nach der Trauung empfängt der
Marquis dreihundert Livres als vierteljährliche Pension von
zwölfhundert Livres, welche ich ihm bis zu seinem Tode all-
jährlich durch meinen Anwalt auszahlen zu lassen mich ver-
biuylch mache. Das Kapital dazu wird hypothekarisch an-
gelegt.
Antwort. Einverſtanden wegen der dreihundert Livres; ich
brauche sie höchſt notwendig. Bezüglich des hypothekariſch anzu-
Das Hengerſchloß in Tegernſee, Sommeraufenthakt der deutſchen Kaiſerin. (S. 51)
legenden Kapitals muß mir eine zahlungsfähige Person Bürg:
ſhaft leiſten, denn ich will meinen Namen nicht umſonſt her-
zeben. ;
§ Vierter Artikel. Nach der Trauung verlassen Sie mich
augenblicklich. Niemals dürfen Sie mein Haus betreten, und
sollten wir uns auf der Straße begegnen , so thun wir, als
würden wir uns nicht kennen. ;
Antwort. Von ganzem Herzen zugestanden und ange-
nommen.
Dieser Vertrag wurde am 22. Oktober 1775 in Paris
unterzeichnet, worauf eine Woche später die Trauung voll-
zogen wurde. . Th. S.
/ Mißglückter RekkCameverſu<ß. ~+ Eines Morgens, als
Edwin Booth, der berühmte, unlängst verstorbene amerikanische
Schauſpieler, sich gerade anſchickte, zur Probe zu gehen, öffnete
ſich die Thür, und ein seltſam aussehendes Individuum trat
ins Zimmer.
Un komme, Ihnen einen Vorschlag zu machen, Mr. Booth,"
agte der Beſucher; „ich bin der Geschäftsführer des Bazambees
Auction Houſe in der Market Street; wir haben das größte Klei-
dermagazin in der ziviliſierten Welt, über 50,000 Paletots . . ."
; „Ich danke, ich brauche keine Paletots; ich bin mit allem
versehen." :
; „Aber ich will Ihnen ja auch gar keine verkaufen," ver-
setzte der andere; „ich kam nur, um Jhnen einen Vorſchlag
zu machen; schlagen Sie ein, werter Herr, ſchlagen Sie ein!“
„Ich bin Schauſpieler und kein Kaufmann.!“
„Das weiß ich; aber sehen Sie, die Hauptsache iſt die
Reklame. Ich war gestern in Ihrer Vorstellung, und da fiel
mir ein, daß Sie ab und zuunſer Geschäft erwähnen könnten ~
wir würden das brillant bezahlen."
„Wie meinen Sie das ?"
„Nun, Sie sollten bei paſſenden Gelegenheiten eine An-
sſpielung anbringen; zum Beisſziel im „Hamlet“, da könnten
Sie bequem in dem ersten Akte bei der Stelle:
„Scheint, gnädige Frau? Nein, iſt! Mir gilt kein ſcheint!
Nicht nur mein düsterer Mantel, gute Mutter, ;
Noch die gewohnte Tracht vom ernsten Schwarz,‘
hinzufügen: „Wie sie bei Bazambees für vierundzwanzig
Dollars verkauft wird.. Das würde die Aufmerksamkeit des
Publikums erregen und uns viel Kundſchaft zuführen.“
„Meinen Sie?" rief Booth, in dem die Wut förmlich
kochte, und ergriff ein römisches Schwert, das in der Ecke
lehnte. !
„Sie könnten so an jedem Abend hundert Dollars ver-
dienen,“ fuhr der Unternehmungsluſtige fort, „und könnten
diese Anspielung auch noch in anderen Stücken anbringen. |
In „Othello“ würden Sie zum Beispiel zu Desdemona ſagen:
„Desdemona, wo haſt du das Taſchentuch, das ich dir bei
Bazambees gekauft habe ?‘
„Jett machen Sie aber, daß Sie hinauskommen,"
brüllte Booth und ergriff das Schwert, „oder ich durch-
bohre Sie !"
E verdutzt, daß der Künſtler auf seinen freundſchaft-
lichen Vorschlag nicht eingehen wollte, verließ der Reklameheld
eiligſt das Zimmer. Ln.
Eine Heirat zur Anterhaktung. + Die Kaiserin Eugenie
von Frankreich hielt sich nach Eröffnung des Suezkanals im
Jahre 1869, der sie beigewohnt, noch längere Zeit am
ägyptischen Hofe auf, woselbſt man wetteiferte, die Tage ihrer
| Anwesenheit so angenehm als möglich zu gestalten.
|
Cines Tages wünſchte sie einmal einer arabiſchen Hochzeit
der hohen Stände beizuwohnen, und sofort wurde ihr Wunsch
erfüllt. Der Khedive Ismail Paſcha befahl einfach seinem
gerade diensthabenden Adjutanten, sich ungesäumt zu ver-
mählen, und bestimmte ihm eine seiner Töchter zur Frau.
Selbstverſtändlich trug er für eine angemessene Mitgift und eine
großartige Ausführung des Hochzeitsfeſtes, das noch an dem-
selben Abend stattfand, Sorge, und die schöne Eugente, welche
der Feier von Anfang bis Ende beigewohnt, erklärte, sich noch
nie so vortrefflich unterhalten zu haben als bei dieser. M.
D'rofeſſor und Stiefeklpußer. + Der Professor Blackie
an der Universität zu Edinburgh, einer der bekanntesten eng-
liſchen Gelehrten, gehörte zu den auffallendsten Erscheinungen
dieser Stadt. Er war ein würdiger alter Herr mit glatt-
raſiertem Gesicht und langem Haar, das ihm in Locken ticf
über die Schultern herabfiel. :
Eines Tages fragte ihn ein ſehr schmutziger kleiner
Stiefelputzer, ob er ihm die Stiefel putzen Jſollte. ;
Dem Professor fiel das intelligente Gesicht des Jungen
auf, und er sagte: „Nein, ich danke, mein Junge; aber wenn
du dort an den Brunnen gehſt und dir das Gesicht wäſchest,
so werde ich dir einen Sixpence ſchenkenn. U
„Schön, Herr,“ erwiderte der Junge, ging an den Brunnen
und wuſch sich, um dann zu dem Professor zurückzukehren.
„Das haſt du gut gemacht, mein Junge!“ meinte der Pro-
feſſor. „Du hast dir dein Geld redlich verdient; hier iſt es."
„Ich brauche Ihr Weld nicht,“ entgegnete der kleine
Stiefelputzer mit stolzer Miene. „Behalten Sie es, und lassen
Sie sich dafür lieber die Haare ſchneiden." L~Ön.
seine militärischen Angelegenheiten. Er hörte jedoch ſeine
Tochter gelaſſen an. Als sie geendet, ließ er den Adjutanten
kommen und befahl ihm, einen Kehrbesen bringen zu lassen.
Verdutzt ſah der Offizier ſeinen Vorgesetzten an, doch das ge-
fürchtete Stirnrunzeln desselben gab ihm Flügel. Der Ge-
neral überreichte dann den Besen seiner Tochter mit den
Worten: „Da du dich nun einmal durchaus in ſoldatiſche
Dinge mengen willst, sſo wirst du jett sofort den Wachtpoſten
unten vor dem Hauptthor ablöſen. – Und Sie,“ wandte er
sich an den entsetzt zuhörenden Adjutanten, „übergeben mir
Ihren Degen und begeben ſich in Arreſt, weil Sie meinem
Befehle, niemand vorzulassen, nicht Folge geleiſtet haben."
Und so geſchah es. Mit dem Besen in der Hand mußte
die junge Gräfin zwei Stunden lang Schildwache vor dem
Thore stehen. Sie zog ſich auf der zugigen Straße ~ es
war im Winter = eine starke Erkältung zu, die ſie Wochen
hindurch ernstlich aufs Krankenlager warf.
Die blutige Strenge, mit welcher d'Espagne die ihm
untergebenen Provinzen behandelte, wurde ihm übrigens
später noch verhängnisvoll. Nachdem er seines Amtes und
aller Würden entsetzt worden war, mußte er Spanien ver-
laſſen und sollte über die franzöſiſche Grenze gebracht werden.
Als er derſelben ſchon nahe war, wurde er troy der ihn be-
Da s Buch für A lle.
gleitenden militärischen Bedeckungsmannſchaften ~ wahrschein-
lich sogar im geheimen Einversſtändnisse mit denselben – von
den erbitterten Kataloniern erſchlagen und ſein Leichnam ins
Meer geworfen. : ; C. Schl.
Ein origineller Ehevertrag. ~ Die um die Mitte des
vorigen Jahrhunderts gefeierte Pariſer Schauſpielerin Dufresne
kam, um sich einen hochtönenden Namen zu verschaffen, zu
dem Entſchluß, ihre Hand einem heruntergekommenen Edel-
mann, dem Marquis v. Fleury, zu reichen. Es entſpann sich
zwischen beiden eine Korreſpondenz über diese Angelegenheit,
und die einzelnen Teile dieſes ſchriftlichen Gedankenaustauſches
wurden dann ſpäter zu einem rechtsverbindlichen Ehevertrag
zusammengestellt. Nachstehend lassen wir die einzelnen Be-
dingungen der Künſtlerin und die jedesmaligen Antworten des
Marquis auf dieſelben folgen.
Erster Artikel. Der Marquis v. Fleury wird Mittwoch
am 28. dieſes Monats in der Kirche Saint-Roch erſcheinen,
um sich mitmir ehelich zu verbinden. Da ich weder Zeit noch Luſt
habe, mich mit den hierzu nötigen Dokumenten und mit den
Kosten derselben zu befassen, so werde ich ihm zur Besorgung
dieſer Obliegenheit fünfzig Laubthaler übersenden, welche er,
nachdem er mir sein Einverſtändnis erklärt hat, erhalten soll.
Antwort. Angenommen für Mittwoch den . 28. dieses
. p (:
55
Monats. Fünfzig Thaler werden wohl hinreichend sein. Ich
werde alles pünktlich besorgen, doch mache ich Mademoiselle
Dufresne darauf aufmerksam, daß ich noch außerdem zwanzig
Thaler brauche, da ich mir einen neuen Rock und eine
Perücke anschaffen muß.
Zweiter Artikel. Der Marquis wird einen ſeiner Freunde
mitbringen. Ich bringe ebenfalls einen solchen mit. Der
Marquis wird mir seine Hand reichen und mich zum Trau-
altare führen, wo man uns vermählen wird.
. Antwort. Angenommen, obwohl es etwas demütigend für
mich iſt, daß ich Sie nicht aus Ihrer Wohnung abholen darf.
Abschlagen muß ich die Bedingung hinsichtlich eines Freundes.
Alle haben sich von mir zurückgezogen. Bestehen Sie aber auf
Ihrer Forderung, so werde ich meinen Schuſter mitbringen;
er iſt der einzige Mensch, der mir treu geblieben iſt.
Dritter Artikel. Sofort nach der Trauung empfängt der
Marquis dreihundert Livres als vierteljährliche Pension von
zwölfhundert Livres, welche ich ihm bis zu seinem Tode all-
jährlich durch meinen Anwalt auszahlen zu lassen mich ver-
biuylch mache. Das Kapital dazu wird hypothekarisch an-
gelegt.
Antwort. Einverſtanden wegen der dreihundert Livres; ich
brauche sie höchſt notwendig. Bezüglich des hypothekariſch anzu-
Das Hengerſchloß in Tegernſee, Sommeraufenthakt der deutſchen Kaiſerin. (S. 51)
legenden Kapitals muß mir eine zahlungsfähige Person Bürg:
ſhaft leiſten, denn ich will meinen Namen nicht umſonſt her-
zeben. ;
§ Vierter Artikel. Nach der Trauung verlassen Sie mich
augenblicklich. Niemals dürfen Sie mein Haus betreten, und
sollten wir uns auf der Straße begegnen , so thun wir, als
würden wir uns nicht kennen. ;
Antwort. Von ganzem Herzen zugestanden und ange-
nommen.
Dieser Vertrag wurde am 22. Oktober 1775 in Paris
unterzeichnet, worauf eine Woche später die Trauung voll-
zogen wurde. . Th. S.
/ Mißglückter RekkCameverſu<ß. ~+ Eines Morgens, als
Edwin Booth, der berühmte, unlängst verstorbene amerikanische
Schauſpieler, sich gerade anſchickte, zur Probe zu gehen, öffnete
ſich die Thür, und ein seltſam aussehendes Individuum trat
ins Zimmer.
Un komme, Ihnen einen Vorschlag zu machen, Mr. Booth,"
agte der Beſucher; „ich bin der Geschäftsführer des Bazambees
Auction Houſe in der Market Street; wir haben das größte Klei-
dermagazin in der ziviliſierten Welt, über 50,000 Paletots . . ."
; „Ich danke, ich brauche keine Paletots; ich bin mit allem
versehen." :
; „Aber ich will Ihnen ja auch gar keine verkaufen," ver-
setzte der andere; „ich kam nur, um Jhnen einen Vorſchlag
zu machen; schlagen Sie ein, werter Herr, ſchlagen Sie ein!“
„Ich bin Schauſpieler und kein Kaufmann.!“
„Das weiß ich; aber sehen Sie, die Hauptsache iſt die
Reklame. Ich war gestern in Ihrer Vorstellung, und da fiel
mir ein, daß Sie ab und zuunſer Geschäft erwähnen könnten ~
wir würden das brillant bezahlen."
„Wie meinen Sie das ?"
„Nun, Sie sollten bei paſſenden Gelegenheiten eine An-
sſpielung anbringen; zum Beisſziel im „Hamlet“, da könnten
Sie bequem in dem ersten Akte bei der Stelle:
„Scheint, gnädige Frau? Nein, iſt! Mir gilt kein ſcheint!
Nicht nur mein düsterer Mantel, gute Mutter, ;
Noch die gewohnte Tracht vom ernsten Schwarz,‘
hinzufügen: „Wie sie bei Bazambees für vierundzwanzig
Dollars verkauft wird.. Das würde die Aufmerksamkeit des
Publikums erregen und uns viel Kundſchaft zuführen.“
„Meinen Sie?" rief Booth, in dem die Wut förmlich
kochte, und ergriff ein römisches Schwert, das in der Ecke
lehnte. !
„Sie könnten so an jedem Abend hundert Dollars ver-
dienen,“ fuhr der Unternehmungsluſtige fort, „und könnten
diese Anspielung auch noch in anderen Stücken anbringen. |
In „Othello“ würden Sie zum Beispiel zu Desdemona ſagen:
„Desdemona, wo haſt du das Taſchentuch, das ich dir bei
Bazambees gekauft habe ?‘
„Jett machen Sie aber, daß Sie hinauskommen,"
brüllte Booth und ergriff das Schwert, „oder ich durch-
bohre Sie !"
E verdutzt, daß der Künſtler auf seinen freundſchaft-
lichen Vorschlag nicht eingehen wollte, verließ der Reklameheld
eiligſt das Zimmer. Ln.
Eine Heirat zur Anterhaktung. + Die Kaiserin Eugenie
von Frankreich hielt sich nach Eröffnung des Suezkanals im
Jahre 1869, der sie beigewohnt, noch längere Zeit am
ägyptischen Hofe auf, woselbſt man wetteiferte, die Tage ihrer
| Anwesenheit so angenehm als möglich zu gestalten.
|
Cines Tages wünſchte sie einmal einer arabiſchen Hochzeit
der hohen Stände beizuwohnen, und sofort wurde ihr Wunsch
erfüllt. Der Khedive Ismail Paſcha befahl einfach seinem
gerade diensthabenden Adjutanten, sich ungesäumt zu ver-
mählen, und bestimmte ihm eine seiner Töchter zur Frau.
Selbstverſtändlich trug er für eine angemessene Mitgift und eine
großartige Ausführung des Hochzeitsfeſtes, das noch an dem-
selben Abend stattfand, Sorge, und die schöne Eugente, welche
der Feier von Anfang bis Ende beigewohnt, erklärte, sich noch
nie so vortrefflich unterhalten zu haben als bei dieser. M.
D'rofeſſor und Stiefeklpußer. + Der Professor Blackie
an der Universität zu Edinburgh, einer der bekanntesten eng-
liſchen Gelehrten, gehörte zu den auffallendsten Erscheinungen
dieser Stadt. Er war ein würdiger alter Herr mit glatt-
raſiertem Gesicht und langem Haar, das ihm in Locken ticf
über die Schultern herabfiel. :
Eines Tages fragte ihn ein ſehr schmutziger kleiner
Stiefelputzer, ob er ihm die Stiefel putzen Jſollte. ;
Dem Professor fiel das intelligente Gesicht des Jungen
auf, und er sagte: „Nein, ich danke, mein Junge; aber wenn
du dort an den Brunnen gehſt und dir das Gesicht wäſchest,
so werde ich dir einen Sixpence ſchenkenn. U
„Schön, Herr,“ erwiderte der Junge, ging an den Brunnen
und wuſch sich, um dann zu dem Professor zurückzukehren.
„Das haſt du gut gemacht, mein Junge!“ meinte der Pro-
feſſor. „Du hast dir dein Geld redlich verdient; hier iſt es."
„Ich brauche Ihr Weld nicht,“ entgegnete der kleine
Stiefelputzer mit stolzer Miene. „Behalten Sie es, und lassen
Sie sich dafür lieber die Haare ſchneiden." L~Ön.