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10.0) Das Buch für UAtltlke. ; Heft 4.

Und ohne eine Antwort auf dieſe Begrüßung ab- | ſetztte und einen ſchadhaften Rock des Bauern zum Aus-
l zuwarten, fuhr sie fort: „Jch komm’ eben von der | beſſern vornahm. Es war gar reinlich und gemütlich






























Schusterin. Lieber Gott, 's zwölft' is in der Nacht in der Stube, die mehr Bequemlichteiten bot, als man
angekommen, aber zum Glück iſt's schon wieder tot. | sonſt in Bauernhäuſern findet.

] Man ſagt nicht gern ſo was, aber in dem Fall Ein Sofa stand an der Längswand, und darüber
V || kann's keine Sünde sein. Acht am Leben, und für | hingen eine hübſche Wanduhr und ein paar Bilder,
U die nicht das tägliche | und auf dem Geſimſe bei der Thür waren allerlei
Brot! Und die Frau | Krüge und Kannen aufgestellt, die nicht ohne Wert
todelend! Gelt, Lis: | waren, mit ihren glänzenden Zinnbeſchlägen. Helle
beth, Ihr guckt auch | Kattungardinen ſchmückten die tleinen Fenster, von
einmal nach ihr und | denen eines halb geöffnet war, der beſte Beweis, daß
kocht ihr ein Süpple, | man auf dem Buchenhof in gewiſſem Sinn dem Fort-
daß sie wieder zu | ſchritt huldigte. Am Ofen, der allerdings noch aus
Kräften kommt. Wenn | der guten alten Zeit ſtammte und einen großen Teil
man so denkt: dort in | des Raumes einnahm, stand ein Großvaterſtuhl, der
dem Schuſtershäusle | aber nicht oft benutzt wurde. Der Bauer war noch
acht Kinder, und bei | ein kräftiger Mann, der des Abends lieber neben Feiner
Euch auf dem ſchönen | Frau auf dem Sofa ſaß, als in der Ofenecke. Und
Hof kein einzigs. 's | einen Großvater oder eine Großmutter gab's nicht im
iſt wahrlich wahr, 's iſt | Haus, so wenig als Kinder. Der alte Röder und ſein
eine närriſche Welt!“ | Weib waren ſchon seit Jahren tot, und die jetige







Die Waldschenke.

und mit seinem großen, reinlichen Hof, den im besten | Die Red-
Zuſtand befindlichen Stallgebäuden, dem angrenzenden selige
Obst- und Grasgarten, war der Buchenhos in der | ſchwieg
That ein Beſit, um den man den Andres Röder ſchon | jetzt, und
beneiden konnte. die Bäue-
Es war augenblicklich recht still auf dem ganzen | rin, in de-
Anwesen, die Erntearbeiten waren ſämtlich beendet, | ren Ant-
und jezt am Morgen, nachdem das Vieh gefüttert | lit es bei
war, regte ſich kaum etwas im Haus und ſeiner Um- | den letzten
gebung. Der Bauer und die Bäuerin hatten ihren | Worten
Frühkaffee getrunken und begaben sich an ihre häus- | der Heb-










In der Haupthalle.

amme ſeltſam ! Bäuerin war von auswärts und hatte niemand von
gezuckt hatte, | den Jhren bei ſich. Ihre Eltern lebten beim Sohn in
antwortete : | einem benachbarten Dorf.





Parklandschaft mit Blick auf die Haupthalle.

lichen Geschäfte. Der Andres ,boſſelte" überall herum,. | g„Gewiß, Bärbel, ich ſeh'
um kleine Schäden wieder gut zu machen, zu deren | bald einmal nach der Schuſterin,
Beseitigung im Sommer die Zeit gemangelt hatte. Lis- | und mit der Suppe, das werd'
beth, sein Weib, ging von Stall zu Stall, dann in | ich nicht vergeſſen, verlaßt Euch
den Milchkeller und zuletzt in die Küche, um die nötigen | drauf. Aber jetzt darf ich nicht
Anordnungen wegen des Mittagsessens zu treffen. Sie | länger ſchwaten, ich hab' drinnen
that das alles ruhig und langsam, ohne die Uebereilung | zu thun. Und Jhr werdet auch
einer gehetzten Hausfrau, die sie freilich auch nicht war. | müd’ sein, Bärbel, gelt?“

Sie konnte sich Zeit nehmen zu ihrem Thun, -es gab „Freilich wohl, wenn man
Knechte und Mägde genug zur Arbeit ~ die Frau | nachts in kein Bett gekommen
hatte nicht nötig, selbſi Hand anzulegen. Nur daß sie | iſt, da ſpürt man ſeine Knochen,
eben die Aufsicht führte, und das war jetzt nach der | man ist doch auch nimmer die
Ernte ſchnell gethan. Mutterpflichten hatte sie nicht. | Jüngste und 's iſt ein ſchweres

Auf dem Budchenhof gab's keine Kinder. Amt, das meinige. Macht's gut,
_ Die Büuerin war in der Küche fertig und trat an | Rödern !“
die niedrige Fensterbrüſtung, um einen Blick auf die Damit ging die Frau ihres

Dorfstraße zu thun. Weges, und die Lisbeth, eine noch
_ HYMit stetigem Schritt, wie er den Landbewohnern | jugendliche, stattliche Erscheinung
eigen, kam eine ältere Frau des Weges. Als sie die | mit schönen Gesichtszügen, ging
Bäuerin sah, nickte sie ihr freundlich zu und rief | langſam und nachdenklich in die
ſtehenbleibend: „Guten Morgen, Lisbeth, schon fleißig?" | Stube, wo ſie ſich an das Fenster

Bilder von der Garlenbauausſtellung in Hamburg. Originalzeichnungen von K. Müller. (S. 99)


 
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