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der kurzen Sommerszeit bewirtschaftet wird. Aber es bedarf
deſſen kaum, der moderne Nordlandsreiſende bringt ja ſein
Hotel mit sich, in einem herrlichen Gaſthauſe, ausgestattet
mit allem Luxus und aller Bequemlichkeit der Neuzeit, fährt
er dahin durch die stillen nordiſchen Meere, läßt die Wunder
der Natur wie in einem Wandelpanorama an ſich vorüber-

Das Buch für Alle.

gleiten, die Seen- und Felſenlabyrinthe der Fjorde, die
wilde Urwelt der Lofoten, die Eisgipfel Spit}bbergens, der
düstere Glanz der Mitternachtsſonne ~ alles das betrachtet
er mit Muße vom Deck des prächtigen Dampfers aus, wäh-
rend ewiges Tageslicht, die wärmere Helle des Tages oder
der kalte, stählerne Glanz der nordiſchen Sommernacht, ihn

Heft 7.

umgibt. Und an Gefährten, an Geſellſchaft, ſich auszuſpre-
chen fehlt es wahrlich nicht. Die Schisse ſind ſtets gut be-
setzt, und ihre in die Tracht städtiſcher Ziviliſation gekleideten
Insassen gewähren einen ſseltſämen Gegensat zu der wilden
Welt des Nordens rings umher. Anschaulich und reizvoll bringt
das unser Bild auf S. 160 u. 161 zum Ausdruck, das uns











Humoriſltiſches.

Die ſ<sne Landſhaft.













einen Blick auf das Deck eines solchen Dampfers während
der Nordlandsfahrt thun läßt. Da sehen wir Vergnügungs-
reiſende aller europäiſchen Nationen, auch hübſche junge Damen
fehlen nicht. Des Schauens, Staunens und Bewunderns iſt
kein Ende, und nur eintretendes ſchlechtes Wetter treibt die
Pasſſagiere unter Deck, oder der stets willkommene Klang der
Tiſchglocke, die' zu einem üppigen, überreichlichen Mahle ruft,
wie es nur die Wirtstafel eines Gaſthofes ersten . Ranges zu
liefern vermag. Der Unterschied von Tag und Nacht iſt in

Ü EIER E

der Hochſommerzeit so ziemlich verwiſcht, die Sonne ver-

schwindet gar nicht oder nur kurze Zeit unter dem Horizonte;

bei den häufigen Nebeln, die gleich grauen Fahnen und Feten
um die Klippen und Bergrieſen flattern, den Himmel über-

ziehen und ein fahles, graues, ziemlich gleichmäßiges Dämmer

herſtellen, . würde man ohne die Tiſchglocke oft nicht recht

wissen, ob Tag oder Nacht iſt. Das Deck iſt denn auch ſtets

belebt, man verliert die geregelte Tageseinteilung, ſchläft
ein paar Stunden, wenn man ſich gerade müde fühlt, und

t

wandert dafür, wenn es schön und klar iſt, nachts oben umher,
um den Zauber der nordiſchen Mitternachtssonne auf ſich wirken
zu laſſen. Tauſende von Deutschen haben in den letten
Jahren schon die Nordlandsfahrt, wenigstens bis nach Dront-
heim, Hammerfest oder dem Nordkap gemacht, und alljährlich
wird der Andrang derer stärker, die einen Blick in diese
fremdartige, große Welt thun wollen, und neuer, unver-
geßlicher Eindrücke voll heimkehren. : '
 
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