2(0 Das Buch für Alle. gqheſt 8.
Stillſtand der Wagen herbeiführen, iſt für die . deutet, empor zu dem Firmament, an dem die
größtmöglichſte Sicherheit gesorgt. Die Fahrge- Mondſichel und die ewigen Sterne erglänzen.
ſchwindigkeit iſt ſo fseſtgeſetztt, daß die ganze Fahrt Und noch höher hinauf, über die dort oben krei-
nur 5 Minuten dauert. Die züge verkehren alle senden unzähligen Welten, trägt der Bote Gottes
71/2 bis 10 Minuten bis nachts 11 Uhr 30 Minuten. das Unsterbliche des kleinen Erdenbürgers „zur
Die Einrichtung der Bahn iſt eingleiſig mit Aus- ewigen Heimat". Das führt uns das Bild des
weichegleis in der Mitte, sie läßt daher die gleich- Meisters vor die Augen, aber zugleich spricht aus
zeitige Beförderung von je zwei Wagen zu Berg seinem Bilde etwas von jenem ſehnsüchtigen Ge-
und Thal zu, so daß täglich etwa hundert Züge fühl, das uns mitunter auf unserem Lebenswege
zu Berg und ebenſoviele zu Thal befördert werden. überkommt, und dem Karl Gerok, der Dichler der
Wie großartig der Verkehr iſt, läßt ſich daraus „Palmblätter“, die ergreifenden Worte geliehen hat:
entnehmen, baß im Jahre 1896 528,542 Per- „Ich möchte heim, mich zieht's dem Vaterhauſe,
ſonen befördert wurden. ; “ p*t Vaterherzen ti y §
Fort aus der Welt verworrenem Gebrauſe
Zur ſtillen, tiefen Ruh;
Mit tauſend Wünſchen bin ich ausgegangen,
Heim kehr’ ich mit bescheidenem Verlangen,
Noch hegt mein Herz nur einer Hoffnung Keim.
Ich möchte heim.“
Zur ewigen Heimat.
- (Siehe das Bild auf Seite 201.)
„Wenn die Kinder ſchlafen ein,
Wachen auf die Sterne,
Und es ſteigen Engelein
Nieder aus der Ferne;
Halten wohl die ganze Nacht
Bei den frommen Kindern Wacht,“
lautet ein Kinderſpruch. Die Engel gelten ja als
die Vermittler zwiſchen Himmel und Erde, und
jedem Kindlein iſt ein besonderer Schutzengel zu-
geteilt. Er überwacht es bei seinen Spielen und
schützt es vor Gefahren; wenn aber der unerforſch-
liche Ratſchluß der Vorſehung eines dieser Kleinen
von der Erde abruft, so trägt er es empor zum
Himmel. Auf dem schönen Bilde von W. v. Kaul-
bach, das unser Holzſchnitt auf S. 201 wiedergiebt,
sehen wir tief unten die von Nacht umhüllte Erde
ruhen. In einem der Häuſer der Stadt, die dort
beiderseits der Mündung eines Flusses ſich ausdehnt,
hat ein zartes Kindlein den letzten Atemzug gethan.
Noch ehe die holde Knoſpe ſich ganz erſchloſſen
hat, mußte sie welken. Der Schuyengel aber
nimmt das tote Kind in seine Arme und trägt
es durch die Lüfte empor. Die Eltern ſind der
Verzweiflung nahe, das Kind war ihr Stolz und
ihre Freude. Sie hegten und pflegten ihr Lieb-
tes, überwachten jeden seiner Schritte, aber den-
hoh veraicn 1 die staut nei riht hon f>§ entfernt, befand sich noch auf der öffenen.
t ; ; yer Zu ; zweigeleisiaen Strecke und fuhr mit halbem
yard. fufoebgter, m és qu jstte und dem Leben Herzog Friedrich Wilhelm von Meckkeuburg-Schwerin +. (S. 199) Iz s fam nämlich [y s eine
au Y e h ubs ges k wer hittlihe ; schiefe Ebene herunter und befand ſich auf ziem-
ſind wie vernichtet über dieſen herben Verlust, die Geschwister | rückt wurde, daß ihm die Schmerzen und Nöte erspart bleiben, | lich hohem Damm. Der Lokomotivführer hatte den Regu-
und Gespielen jammern und klagen. „O weinet nicht," scheint | die das Leben über jeden bringt, der ſeine ganze Bahn durch- lator nur halb geöffnet, durfte ihn aber nicht ganz schließen,
ihnen allen die ergreifende Komposition des berühmten Meisters messen muß!“ Immer höher ſchwebt der Engel mit dem Kinde, | da er ſonst die Gewalt über den Zug verloren hätte. Wenn
zu sagen, „beklagt es nicht, daß euer Liebling der Welt ent- | fort von der duntlen Erde, auf die der Finger seiner Linken | er aber so wie jetzt weiterfuhr, war alles in Ordnung.
Eiue Entgleiſuug.
Ans dem modernen Eiſenbayhnleben.
Von Ulr. Myers.
nf (Nachdruck verboten )
z er gemiſchte Zug Nr. 348 kam am Nach-
F) mittag eines Herbsſttages in vorſchrifts-
% mäßiger Geschwindigkeit gegen die Sta-
tion N. gefahren. Der Zug hatte die höchſt-
zulässige Hahl von 110 Achsen, führte hinter
der Maschine und dem Packwagen vier Per-
sonenwagen mit dritter und vierter Klasse,
dann kamen zehn hohe gedeckte Güterwagen
mit Stückgut, hinter dieſen eine Anzahl von
Kohlenlowries, dann wieder zehn hohe gedecte
Wagen mit lebendem Vieh, größtenteils Ochſen
und Kühe, den Schluß bildeten große und kleine
Güterwagen, teils leer, teils beladen.
Der Zug war von dem Bahnhofsgebäude
der Station N. noch ungefähr zwei Kilometer
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IE:
Ö
n1111111;[1111111111um11
Die Irahlſeilßahn Loſchwiß Weißer Hirſch (Sachſen). Nach einem Lichtdruck von Röm m ler & Jonas, K. Hofphotographen in Dresden. (S. 199)
Stillſtand der Wagen herbeiführen, iſt für die . deutet, empor zu dem Firmament, an dem die
größtmöglichſte Sicherheit gesorgt. Die Fahrge- Mondſichel und die ewigen Sterne erglänzen.
ſchwindigkeit iſt ſo fseſtgeſetztt, daß die ganze Fahrt Und noch höher hinauf, über die dort oben krei-
nur 5 Minuten dauert. Die züge verkehren alle senden unzähligen Welten, trägt der Bote Gottes
71/2 bis 10 Minuten bis nachts 11 Uhr 30 Minuten. das Unsterbliche des kleinen Erdenbürgers „zur
Die Einrichtung der Bahn iſt eingleiſig mit Aus- ewigen Heimat". Das führt uns das Bild des
weichegleis in der Mitte, sie läßt daher die gleich- Meisters vor die Augen, aber zugleich spricht aus
zeitige Beförderung von je zwei Wagen zu Berg seinem Bilde etwas von jenem ſehnsüchtigen Ge-
und Thal zu, so daß täglich etwa hundert Züge fühl, das uns mitunter auf unserem Lebenswege
zu Berg und ebenſoviele zu Thal befördert werden. überkommt, und dem Karl Gerok, der Dichler der
Wie großartig der Verkehr iſt, läßt ſich daraus „Palmblätter“, die ergreifenden Worte geliehen hat:
entnehmen, baß im Jahre 1896 528,542 Per- „Ich möchte heim, mich zieht's dem Vaterhauſe,
ſonen befördert wurden. ; “ p*t Vaterherzen ti y §
Fort aus der Welt verworrenem Gebrauſe
Zur ſtillen, tiefen Ruh;
Mit tauſend Wünſchen bin ich ausgegangen,
Heim kehr’ ich mit bescheidenem Verlangen,
Noch hegt mein Herz nur einer Hoffnung Keim.
Ich möchte heim.“
Zur ewigen Heimat.
- (Siehe das Bild auf Seite 201.)
„Wenn die Kinder ſchlafen ein,
Wachen auf die Sterne,
Und es ſteigen Engelein
Nieder aus der Ferne;
Halten wohl die ganze Nacht
Bei den frommen Kindern Wacht,“
lautet ein Kinderſpruch. Die Engel gelten ja als
die Vermittler zwiſchen Himmel und Erde, und
jedem Kindlein iſt ein besonderer Schutzengel zu-
geteilt. Er überwacht es bei seinen Spielen und
schützt es vor Gefahren; wenn aber der unerforſch-
liche Ratſchluß der Vorſehung eines dieser Kleinen
von der Erde abruft, so trägt er es empor zum
Himmel. Auf dem schönen Bilde von W. v. Kaul-
bach, das unser Holzſchnitt auf S. 201 wiedergiebt,
sehen wir tief unten die von Nacht umhüllte Erde
ruhen. In einem der Häuſer der Stadt, die dort
beiderseits der Mündung eines Flusses ſich ausdehnt,
hat ein zartes Kindlein den letzten Atemzug gethan.
Noch ehe die holde Knoſpe ſich ganz erſchloſſen
hat, mußte sie welken. Der Schuyengel aber
nimmt das tote Kind in seine Arme und trägt
es durch die Lüfte empor. Die Eltern ſind der
Verzweiflung nahe, das Kind war ihr Stolz und
ihre Freude. Sie hegten und pflegten ihr Lieb-
tes, überwachten jeden seiner Schritte, aber den-
hoh veraicn 1 die staut nei riht hon f>§ entfernt, befand sich noch auf der öffenen.
t ; ; yer Zu ; zweigeleisiaen Strecke und fuhr mit halbem
yard. fufoebgter, m és qu jstte und dem Leben Herzog Friedrich Wilhelm von Meckkeuburg-Schwerin +. (S. 199) Iz s fam nämlich [y s eine
au Y e h ubs ges k wer hittlihe ; schiefe Ebene herunter und befand ſich auf ziem-
ſind wie vernichtet über dieſen herben Verlust, die Geschwister | rückt wurde, daß ihm die Schmerzen und Nöte erspart bleiben, | lich hohem Damm. Der Lokomotivführer hatte den Regu-
und Gespielen jammern und klagen. „O weinet nicht," scheint | die das Leben über jeden bringt, der ſeine ganze Bahn durch- lator nur halb geöffnet, durfte ihn aber nicht ganz schließen,
ihnen allen die ergreifende Komposition des berühmten Meisters messen muß!“ Immer höher ſchwebt der Engel mit dem Kinde, | da er ſonst die Gewalt über den Zug verloren hätte. Wenn
zu sagen, „beklagt es nicht, daß euer Liebling der Welt ent- | fort von der duntlen Erde, auf die der Finger seiner Linken | er aber so wie jetzt weiterfuhr, war alles in Ordnung.
Eiue Entgleiſuug.
Ans dem modernen Eiſenbayhnleben.
Von Ulr. Myers.
nf (Nachdruck verboten )
z er gemiſchte Zug Nr. 348 kam am Nach-
F) mittag eines Herbsſttages in vorſchrifts-
% mäßiger Geschwindigkeit gegen die Sta-
tion N. gefahren. Der Zug hatte die höchſt-
zulässige Hahl von 110 Achsen, führte hinter
der Maschine und dem Packwagen vier Per-
sonenwagen mit dritter und vierter Klasse,
dann kamen zehn hohe gedeckte Güterwagen
mit Stückgut, hinter dieſen eine Anzahl von
Kohlenlowries, dann wieder zehn hohe gedecte
Wagen mit lebendem Vieh, größtenteils Ochſen
und Kühe, den Schluß bildeten große und kleine
Güterwagen, teils leer, teils beladen.
Der Zug war von dem Bahnhofsgebäude
der Station N. noch ungefähr zwei Kilometer
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Die Irahlſeilßahn Loſchwiß Weißer Hirſch (Sachſen). Nach einem Lichtdruck von Röm m ler & Jonas, K. Hofphotographen in Dresden. (S. 199)