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Doktor Zimmermann konnte sich zwar nicht sogleich
entschließen, der Kranken einen von ihren Lieblingen zu
nehmen; als diese ihm jedoch zeigte, daß sie drüben in
dem großen Käfig, der etwas im Dunllen hing, noch
eine ganze Kanarienzucht besitze, nahm er das Geſchenk
an. Der Käfig mit dem Peterle wurde eben sorgfältig
in eine Hutſchachtel gepackt, als Georg eintrat und mel-
dete, daß der Schaden am Schlitten ausgebeſsert sei.

„Nun, auch wir sind glücklich mit unserer Reparatur

zu stande gekommen,“ versetzte der Arzt, auf Marie deutend.
„Ich bitte nun, mir noch zwei- oder dreimal nach Hannover
zu lot, fie t hie teiluts yaltsicht. Huß die Kranke
wieder völlig geſund wird, dafür bür ;

Zuerſt §e Georg seinen U etui, dann wäre
er dem Arzte am liebſten um den Hals gefallen. Einen
solchen glücklichen Erfolg hätte er nie zu hoſfen gewagt.

„Mutter,“ rief er, die ebenfalls glückſtrahlende alte
Frau bei den Händen faſſend, „jet werdet ihr mich
hid lsst f kriegt mich der Vetter in Hildesheim
nicht zu sehen!“ !

)t zl fc aſche ich euch auch noch alles Glück für
euren ferneren Lebensweg, !“ warf der Arzt ein. „Daſz
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unter den Arm und war, ehe es ſich Georg verſah, zur
Thür hinaus.

Georg wäre ihm am liebsten nachgeeilt, er hatte ihm
ja eigentlich noch gar nicht gedankt; aber er war von
seinen Gefühlen so überwältigt, daß er nicht ſo schnell
zur Besinnung kommen konnte, und gleich darauf hörte
man das Schellengeläute des Schlittens, der nach Herz-
berg zu davonfuhr. ~

Den alten Amtmann vermochte der berühmte Arzt
freilich nicht mehr zu retten; um so nachhaltiger hatte
er seiner Andreasberger Patientin geholfen. Marie befand
sich mit jedem Tage wohler, ſie fühlte, wie sich das kranke
Bein beständig mehr belebte, und sich auch ihr ganzer
Organismus mehr und mehr hob; ſchon nach acht Tagen
konnte sie die ersten Gehverſuche machen. Das meldete
dann alsbald Georg triumphierend nach Hannover und
stattete dabei ſeinen herzlichſten und innigſsten Dank für
die erfolgreiche Hilfe ab. :

Schon nach einer Woche lief eine Antwort ein. Der
Arzt sprach seine Befriedigung über die Geneſung der
Patientin aus, und dann kam er gleich auf das Peterle.
Das sei ein ganz prächtiger Kerl, der schlage, daß alles
darüber erſtaune. Einen solchen Sänger habe man in
ganz Hannover noch nicht gehört, und von allen Seiten
werde er angegangen, doch noch mehr solcher Kanarien-
vögel zu beschaffen. Er frage daher an, ob er nicht
wenigstens für die Frau Kammerrat v. Zinkberg und für
den Herrn Major v. Witleben je cinen ſolchen Schläger
erhalten könnte. Die Frau Kammerrat wolle gern zwei
harte Thaler für einen guten Schläger geben, und der
Herr Major werde auch wohl nicht weniger zahlen.

Das wären ja vier Thaler auf einen Schlag! Georg
wußte vor Erſtaunen gar nicht, was er ſagen ſollte.
Durch die Krankheit Mariens waren die kleinen Er-
ſparnisse recht auf die Neige gegangen, bei Frau Gericke
sowohl wie bei ihm, denn er hatte ganz in der Stille,
und ohne daß es weiter auffiel, mancherlei beſchafft,
wodurch die arme Kranke Erleichterung hatte. Mit dem
Verdienſt aber war es doch immer nur mager gewesen,
so sehr er ſich auch gequält hatte. Hier nun eröffnete
sich auf einmal eine neue Einnahmequelle: hatte doch
der Doktor v. Zimmermann geschrieben, daß nicht nur die
Frau Kammerrat und der Herr Major, sondern auch noch
andere einen guten Schläger wünschten. Ja,. sſo sorg-
fältig, wie durch Marie, wurden die zarten Tierchen auch

wohl nirgends aufgezogen, er hatte das immer ſchon be:

merkt, und es war daher möglich, daß man nirgend
sonst so kräftige Sänger antraf. Diese Sorgfalt und
dieſes Geschick sollten nun aber mit Hilfe des glücklichen
Zufalls auch klingende Früchte tragen.

Vorläufig konnte er aber leider dem Wunſche des
Leibarztes noch nicht entsprechen, da die jungen Vögelchen
noch des Rollers als Vorſchlägers und Lehrmeisters in der
Sangeskunst bedurften. Er ſchrieb dies zunächst nach
Hannover; als ſich dann im Frühlinge die jungen Tierchen
zu guten Sängern herangebildet hatten, machte er sich
ſelbſt mit sieben kleinen Kanarienkäfigen auf, in jedem
der Käfige ein ſchmuckes gelbes Vöglein. Mit ihm zog
der erſte Harzer Kanarienvogelhändler aus den Bergen
hinaus in die Ebene; viele Hunderte sollten ihm im
Laufe der Zeit folgen. Denn in Hannover gefielen die
Vögel außerordentlich; nicht weniger denn zwanzig Thaler
heimſte Georg ein, da verschiedene Herrſchaften für die
tzſigeres Schläger auch wesentlich mehr als zwei Thaler
ahlten. F
Ö Zwanzig Thaler! Er wußte sein Glück kaum zu
faſſen. Sofort kaufte er verſchiedene ſchöne Wirtſchafts-
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Anzahl von Bestellungen nahm er mit ſich.

gZunächſt führte er ſeine neu erblühte, geliebte Marie
heim und richtete ſich ſein Hauswesen so behaglich wie
möglich ein, war es ihm doch immer noch, als habe er
sich sein Glück eben noch gerade in letter Stunde retten



Das Buch für Alle.

können. Dann aber ging er daran, mit aller Sorgfalt
mehrere große Brutkäfige für je drei Weibchen zu bauen;
er stellte ſie weſentlich zweckentſprechender her, als dies
bisher bei solchen Züchtungen geſchehen, brachte Schut-
vorrichtungen gegen Zug und zu grelles Licht an, wobei
ihm der Rat und die Erfahrungen Mariens sehr zu
statten kamen. Darauf hatte er alsbald die Freude,
beobachten zu können, daß diese Sorgſamkeit den besten
Erfolg hatte; der Ertrag der Brut war äußerst günſtig;
aus jedem der Brutkäfige lugten ihm vier bis fünf kleine
Vöglein entgegen, deren Wartung und Pflege nun Marie

übernahm. Das wiltigste war hier die Fütterung; in

dieſer hatte Marie aber ſchon die beſte Erfahrung, be-
sonders verstand sie das Cifutter vortrefflich zu miſchen,
so daß die kleinen Tierchen sich raſch und kräftig ent-
wickelten. Und da sich dann Meiſter Roller wieder als
vortrefflicher Vorſchläger bewährte, so gab es ſchon in
kurzem ein Konzert, als wenn ein Preissingen aus-
geschrieben geweſen wäre und jeder Vogel sich den Preis
hätte ersingen wollen. Mittlerweile hatte hinten in den
stillen Nestern bereits eine zweite Brut begonnen.

Georg konnte daher alsbald nach Hannover melden,
daß er ſchon demnächſt wieder mit fröhlichen jungen
Sängern erscheinen werde. Mittlerweile kamen auch
schon Briefe aus Bremen, Göttingen, Braunschweig bei
ihm an, in denen um einen guten Schläger gebeten
wurde. Doktor v. Zimmermann reiſte viel herum und
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frog erworben hatte. Georg befriedigte natürlich
zunächst erſt die Wünſche in Hannover und sandte nach
den übrigen Städten die Vögel aus der zweiten Brut,
die ſich ebenfalls als ausgezeichnete Tierchen erwiesen.
Mittlerweile legte er sich eine ganz besondere Brutſtube
an, in der er nicht weniger denn zehn große Brutkäfige
anbringen konnte. Und diese Erweiterung erwies ſich
auch als durchaus praktiſch, denn nun trafen auch Briefe
aus Berlin, Hamburg, Dresden ein, die alle bei dem
„Kanarienvogelzüchter Herrn Georg Cliſſen in Andreas-
berg im Harz“ — so nannte man ihn bereits — gute
Schläger bestellten. Da gab es denn ein eifriges Züchten
und forgſames Pflegen; bald wurde ein ganzes Haus
zu Niststuben eingerichtet und ein größeres Personal für
die Wartung der Vögel angestellt. Dabei wuchs natürlich
auch der Ertrag; mehr und mehr sah ſich Georg iu be:
haglicher Wohlhabenheit, außerdem blieb ihm der Ruhm,
der FH gtunvet der Harzer Kanarienvogelzucht geworden
zu sein.

Denn diese gewann nach und nach eine Bedeutung,
wie sie nie geahnt worden war. Allmählich beteiligte sich
so ziemlich die ganze Stadt Andreasberg an dieser Ka-
narienzucht. 600 Familien beſchäftigen sich heute mit ihr
und bringen jährlich über 225,000 schlagende junge Hähne
auf den Markt, von denen die beſten Sänger 45, 60 und
ſelbſt 75 Mark kosten, während der Durchſchnittspreis
für die gewöhnlichen 6 bis 10 Mark iſt. Die Haupt-

abſatzquellen find Amerika, Petersburg, London und die |

großen Städte Hollands; Nordamerika bezieht jetzt jähr-
lich etwa 120,000 Stück dieser gefiederten Sänger.

Da fließt denn auch mancher Dollar nach dem kleinen
Städtchen Andreasberg im Harz, und was der Abban
der Silberbergwerke nicht hatte ermöglichen können : der
kleine lustige gelbe Vogel hatte es geschaffen, eine be-
hagliche Wohlhabenheit mitten in den armen Harzer
Bergen. Mit Recht nennt man denn auch gern die
kostbaren Sänger das ,„Andreasberger Gold“, und wenn
im Winter der Schnee von dem alten Blocksberg her-
gestürmt kommt, dann erzählt man sich auch gern immer
wieder, wie diese großartige, nunmehr weltberühmte Harzer
Kanarienvogelzucht in Andreasberg entstand, und wie
wir es hier wahrheitsgetreu geschildert haben.



Die neuentdeckten Gahueer in Klondyke (Nord-
amerika).

(Siehe die 7 Bilder auf Seite 220 und 221.)

W''t einmal ist in Amerika das Goldfieber ausgebrochen.
„Auf nach Klondyke (sprich: Klondeik) !" ist überall das
Feldgesſchrei, seitdem die Nachrichten über äußerſt reiche Gold-
funde am Klondyke, einem Nebenflusse des Jukon, welcher
dem ganzen Goldgebiete den Namen gegeben hat, ſich ver-
breitet haben. Wie 1819 binnen zwei Jahren etwa eine
Million Menschen nach dem neuentdeckten Woldlande Kali-
fornien eilten, wie dann vier Jahre ſpäter die Goldsucher sich
in Massen über Auſtralien ergoſſen, und vor wenigen Jahren
über Südafrika, ſo hat im Sommer 1897 eine neue Völker-
wanderung von den Häfen der pacifiſchen Küſte Nordamerikas
nach dem Dorado im Polargebiete begonnen, und selbst der
nahende Herbſt mit seinen Gefahren hat die Abenteurer nicht
zurückzuſchrecken vermocht Und doch iſt dort oben in einem
Gebiete von arktiſchem Klima das Goldſuchen ein Unter-
nehmen, das eine eiſenfeſte Gesundheit, eine unermüdliche
Arbeitskraft, Abhärtung und jede Art von Entsagung er-
heiſcht. Dazu drohen Kälte, die lange Finsternis des ark-
tischen Winters und Hungersnot, da während mindestens
8 Monaten im Jahre Klondyke von jeder Verbindung mit
der Außenwelt abgeschnitten iſt. Die Goldfelder liegen näm-
lich teils in dem den Vereinigten Staaten gehörigen Alaska,



Heft 9.

teils jenseit der Grenze auf kanadischem Gebiet unter 604 Grad
nördlicher Breite. Von dem Klima kann man ſich einen Be-
griff macher, wenn man erfährt, daß die an der Küſte ziem-
lich geſchützt und verhältnismäßig sehr mild gelegene Hauptstadt
von Alaska, das auf S. 220 abgebildete Sitka, nur eine mittlere
Jahrestemperatur von ( Grad Celſius hat, und daß es dort
an 245 Tagen im Jahr regnet und schneit. Dagegen sind die
Sommernächte infolge der nördlichen Lage faſt so hell wie
im Lande der Mitternachtssonne. Weiter im Inneren wird es
schnell trockener und kälter. Fort Jukon unter dem 60. Grad
hat eine mittlere Jahrestemperatur von ~8 Grad Celsius.
Das ganze, nur spärlich von Indianern und Eskimos be-
völkerte Land iſt mit Ausnahme der mit ewigem Schnee und
Glelschern bedeckten Gebirge ein ungeheurer Wald. zwei
Hauptwege führen in die Wildniſſe am Klondyke. Zuerst
der zu Schiff bis zur Mündung des Jukonflusses, dann mit
dem Flußdampfer hinauf bis Dawson City, von dort zu Fuß
nach Klondyke. Dieser Weg iſt der kostiſpieligſte und weiteste,
aber der ungefährlichſte und müheloſeſte; da aber der Jukon
neun Monate im Jahre zugefroren iſt, ſo wählen die meisten
Goldgräber den Weg über den Chilcootpaß, trot der furcht-
baren Anstrengungen und Gefahren, die dieser bieret. Man
fährt mit dem Seeschiff nach Juneau an der Südtküſte, weiter
mit Küſtenſchiffen nach Dyea und wandert von dort land-
einwärts über den Chilcootpaß nach Dawson ~ eine Strecke
von nahezu 1000 Kilometer. Dieser Marſch, auf dem man
Ausrüstung, Zelte und Lebensmittel für mindestens ein Jahr
mit sich führen muß, will man in der öden, unwirtlichen
Gegend nicht verhungern und verkommen, stellt an die Aus-
dauer und Abhärtung der Goldgräber die stärksten Anforde-
rungen. Unsere Bilder auf S. 221, die nach im Sommer
aufgenommenen Photographien angefertigt ſind, zeigen an-
schaulicher als Worte das Leben und Treiben auf jener jett
plötzlich so stark begangenen Route. Den ſchwierigsten Teil
des Weges bildet der Uebergang über den 1230 Meter hohen
Chilcootpaß. Wer nicht Geld genug hat, um indianiſche
Träger und Schlittenzieher zu bezahlen, der muß den Auf-
stieg zum Passe mehrmals machen, indem er sein Gepäck in
eine Anzahl Lasten zerlegt, wie sie für einen einzelnen Mann
fortſchaffbar sind. Dabei ist er stets in Gefahr, den Schnee-
ſtürmen zu erliegen, die auch in dem kurzen Sommer oft
überraschend ſchnell hereinbrechen und stundenlang wüten.

Ueberhaupt wagt, wer sich nach den Goldfeldern am Klondyke

begiebt, um sein Glück zu machen, nicht nur die Gesundheit,
sondern auch das Leben. Wie gemeldet wird, iſt bereits seit der
zweiten Hälfte des September 1897 der Weg über den Chilcoot-
paß durch Schnee und Kälte, den Jukon hinauf durch Eis
geſchlossen. Man fürchtet, daß von den zahlreichen, zum Teil
mangelhaft ausgerüſteten Abenteurern, die während des Som-
mers nach Klondyke gezogen sind, im bevorſtehenden Winterviele
durch Hunger und Kälte umkommen werden. Das Gold wird
gewonnen, indem man auf dem gefrorenen Boden längere Zeit
ein starkes Feuer unterhält. Ist er genügend aufgetaut, ſo
kann erst das Graben beginnen; der so gewonnene Boden wird
mit Wasſer ausgewaschen, wobei der schwere Goldstaub zu
Boden sinkt. Jm Sommer ſchlämmt man den Boden. Dieſer
einfache Betrieb wird aber ohne Zweifel bald aufhören; dann
erscheint das Großkapital auf dem Platze, um mit Hilfe der
besten techniſchen Mittel die regelrechte Goldgewinnung in
Angriff zu nehmen.



Die Vorbereitungskurſe für den deutſchen
Militärdienſt.
(Siehe das Bild auf Seile 224.)

n Berlin erregt eine Anzahl jugendlicher Soldaten, halb
I noch Knaben, halb Jünglinge bis zu 19 Jahren, die
sich auf der Straße mit militärischer Zucht bewegen, die
Offiziere und Unteroffiziere des aktiven Heeres vorsſchrifts-
mäßig grüßen, allseitiges Aufsehen. Und der Berliner , der
ſich in der Fülle von Uniformen, die sich ihm täglich in der
Weltstadt aufdrängen, zurechtfindet, steht ratlos da. Unter-
offizierſchüler sind's nicht, Kadetten auch nicht - was iſt
das für Uniform: Hoſe und Waffenrock dunkelblau, die Achsel-
klappen tiefrot, mit blauem B und einer der Nummern von
| bis IV ? ~ Es sind keine eigentlichen Soldaten, und sie ſind
keinem Militärverbande angeſchloſſen ~ es sind Mitglieder,
Zöglinge eines freien Vereins, des Vereins für militärisches
Turnen, Exerzieren und Schwimmen für die männliche
Jugend. Der Gründer dieses Vereins ist der Militärschrift-
steller Theophil Brämer, dem zu Ehren die Achselklappen den
Buchstaben B tragen. Die Berliner Abteilung steht unter
der Leitung des Generals z. D. v. d. Heyde. Die Ausbildung
geschieht in vier Kursen, die durch die Nummern auf den
Achfelklappen bezeichnet werden. Der erſte Kursus umfaßt
Knaben bis zu 12 Jahren, der zweite solche von 12 bis
15 Jahren, der dritte die von 15 bis 17 Jahren, und der
vierte nimmt Mitglieder bis zum 19. Lebensjahre auf. Die
Kurse währen ein Jahr. In den Kasernenhöfen und Exerzier-
häuſern zweier Garderegimenter ererzieren die jungen Leute
unter der Leitung aktiver Feldwebel, und was manchem wirk-
lichen Soldaten unerreichbar scheint, wird hier mit spielender
Leichtigkeit überwunden. Die Zöglinge zahlen monatlich
59 Pfennig bei eigener Uniform, 1 Mark 50 Pfennig, wenn
ihnen die Unifornſſtücke geliefert werden. Das Kriegsmini-
sterium interessiert sich für diese Vereine und hat ihnen
kostenlos alte Waffen überweisen lasſen. Es weiß, warum.
Die Vereine haben nämlich den ganz praktiſchen militärischen
Zweck, gewissermaßen im Spiel Leute heranzubilden, die
später nach einem Jahre Dienstzeit sich zu Unteroffizieren
der Armee eignen. Hat nämlich unser Heer ſchon früher
nie Ueberfluß an Unteroffizieren gehabt, so wurde ein bedenk-
licher Mangel fühlbar seit Einführung der zweijährigen Dienſt-
zeit. Früher waren doch in jeder Compagnie einige, die nach
Abdienung der drei Jahre fähig und willens waren, Unter-
offizierdienſte zu leiſten, jett bei der zweijährigen Dienſtzeit
kann die Ausbildung nicht so gründlich sein, daß jemand der
Leute sich zum Unteroffizier eignete, und so iſt steter Mangel
 
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