chicken müßten. Die Karten ſind Dokumente, in
gegen alle Unfälle und Beſchädigungen gesichert
464
Anzahl von Jahren bei den Versſicherungsanstalten ge-
lagert hatten, verbrennen wollte. Endgültiges iſt dar-
über aber noch nicht beſtimmt, man ſcheut wohl auch
die Koſten, wenn die Versſicherungsanstalten aus
dem ganzen Reich die zu verbrennenden Karten
unter allerlei Vorsſichtsmaßregeln nach Berlin
gewiſſem Sinne ſogar Wertpapiere, und können
nur unter beſonderen Vorſichtsmaßregeln beför-
dert werden. Sie werden daher vorläufig bei
den Versicherungsanſtalten aufbewahrt. Eine be-
stimmte Praxis für die Art der Aufbewahrung
hat sich aber nicht herausgebildet. Während
einzelne Versicherungsanstalten die Karten in
Packete geſchnürt und in zugenagelten Kisten ver-
packt in Kellern und in Bodenräumen aufbewah-
ren, sind andere Anstalten viel ängstliche. Sie
haben auf eigene Kosten feuer- und diebessichere
Räume hersſtellen laſſen, in denen die Karten
sind. Noch andere verwahren die Karten offen in
Regalen, die keinen Verſchluß haben, aber natür-
lich in Zimmern stehen, die nicht jedermann vom
angestellten .Perſonal zugänglich ſind.
Im Jahre 1891 waren 31 Veyrſicherungsan-
stalten in Thätigkeit, die 48,4 Millionen Mark
Renten zur Zahlung angewiesen hatten, und zwar
an Invalidenrenten rund 21 Millionen Mark, an
Altersrenten 27,4 Millionen. Für die Renten iſt
ein Kapital von 803 Millionen Mark als Deckung
vorhanden.
gn Verſicherungsanstalten weiſen aber nicht nur
die Renten den Versſicherungsberechtigten an, sondern
sie treffen auch zu Gunsten der Mitglieder aus den
Erſparniſſen und Ueberſchüſſen Einrichtungen, deren
Segen sich jetzt ſchon überall bemerkbar macht, wo die
Arbeiter solche Einrichtungen längere Zeit benuyen.
Es wurden nämlich ausgegeben: für den Bau von
Arbeiterwohnungen 12 Millionen Mark, für landwirt-
ſchaftliche Kreditbedürfniſſe 13 Millionen Mark, für
den Bau von Kranken- und Rekonvaleszentenhäuſern,
Herbergen zur Heimat, Volksbädern, Kleinkinderſchulen,
Das B uch für Al le.
schehen soll. Es war zuerſt geplant, daß beim Reichs- | Spar- und Konſumvereinen 6 Millionen Mark.
amt in Berlin ein rieſiger Verbrennungsofen errichtet | Besonders
werden sollte, worin man die Karten, nachdem ſie eine | Rekonvaleszentenhäuſern
günſtige Erfahrungen wurden mit den
gemacht, in denen Arbeiter
ugs längerer oder ſchwerer Krankheit wochenlang ver-
fish gest. Arbeitsfähigkeit gelangt sind.
bis sie vollſtändig zu Kräften und in
Frinz Ernſt von HSachſen-Alltenburg und ſeine Gemahlin
Adelheid, geb. Frinzeſſin von HSchaumburg-ippe.
Nach einer Photographie von Alex. Möhlen in Hannover. (S. 462)
Versicherungsanstalten ſind bekanntlich bereits damit
vorgegangen, eigene Heilſtätten für Lungenkranke in
Gebirgs- oder sonstigen Gegenden zu errichten, wo ein
Aufenthalt für Lungenkranke besonders wohlthuend, ja
heilend iſt. Da leider die Lungenſchwindſucht eine so
ungeheuer weitverbreitete Kranlheit iſt, ſo werden der-
artige Heilstätten ganz besonders segensreich wirken.
Für die Invaliditäts- und Altersverſicherung ist
das Reichsverſicherungsamt ebenfalls Revisionsgericht.
Im Jahre 1896 wurden gegen 3000 Reviſionen gegen
das Urteil von Schiedsgerichten und Versicherungs-
Heft 19.
anstalten von den Versicherten erhoben. Es handelte :
ſich dabei um folgende Streitfragen: ob der Renten-
erwerber zu den Versicherten gehöre, ob bereits In-
validität eingetreten sei, nach welchen rechtlichen Ge-
sichtspunkten der Beginn oder die Höhe der Rente zu
Einige | bemeſſen sei, ſowie um Prüfung von Mängeln des
Verfahrens und thatſächlichen Feststellungen des
Schiedsgerichts.
; Die Mittel zur Gewährung von Invaliditäts-
und Altersrenten werden vom Reiche, von den
Arbeitgebern und von den Versicherten gemeinſam
aufgebracht. Das Reich leiſtet für jede Rente
einen festen Zuſchuß von 50 Mark jährktich, außer-
dem bestreitet es den Anteil an der Rente, der
auf die Dauer militäriſcher Dienſtleiſtungen fällt,
ferner die Kosten des Reichsverſicherungsamtes,
und endlich beſorgt es die Auszahlung der Rente
ebenſo, wie bei der Unfallverſicherung, unent-
geltlich und zinsfrei durch die Poſt. Alle übrigen
Koſten werden von den Versicherten und deren
Arbeitgebern zu gleichen Teilen durch laufende
Beiträge aufgebracht.
Auch die Versicherungsanſtalten haben die Rechte
von Behörden, ſind gleich den Berufsgenoſsſen-
schaften und Unfallversicherungen jurisſtiſche Per-
sonen und beſtehen aus gewählten Vertretern der
Arbeitgeber und der Versicherten. Nur die ſtän-
digen Arbeiter der Verwaltung der Versicherungs-
anstalten beziehen Gehalt, alle anderen Mitglieder
der Verſicherungsanſtaltsvorſtände und der Schieds-
gerichte arbeiten im Ehrenamt, ohne Entgelt und
erhalten nur die direkten Koſten, zum Beiſpiel für
Reiſen nach Berlin oder nach den Orten, wo ſich
die Schiedsgerichte befinden, vergütet.
Das Reichsverſicherungsamt verfügt über einen
rieſenhaften, einfach, aber höchſt gediegen eingerichteten
Sitzungssaal, worin sich an einer hufeisenförmigen
großen Tafel in gewiſſen Zwiſchenräumen die Ver-
treter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer für Unfall-,
Invaliditäts- und Altersversſicherung zu gemeinsamer
Beratung mit den ständigen Beamten des Reichsver-
ſicherungsgamtes und mit Abgeordneten des deutſchen
Bundesrates verſammeln. Ein zweiter, kleinerer Ver-
sammlungsſaal dient zu Beratungen mit den Ver-
tretern der Induſtrie und Landwirltſchaſt. Auf der
Iiliegende Waſffelbäckerei in Werkin. Originalzeichnung von W. Wink
gegen alle Unfälle und Beſchädigungen gesichert
464
Anzahl von Jahren bei den Versſicherungsanstalten ge-
lagert hatten, verbrennen wollte. Endgültiges iſt dar-
über aber noch nicht beſtimmt, man ſcheut wohl auch
die Koſten, wenn die Versſicherungsanstalten aus
dem ganzen Reich die zu verbrennenden Karten
unter allerlei Vorsſichtsmaßregeln nach Berlin
gewiſſem Sinne ſogar Wertpapiere, und können
nur unter beſonderen Vorſichtsmaßregeln beför-
dert werden. Sie werden daher vorläufig bei
den Versicherungsanſtalten aufbewahrt. Eine be-
stimmte Praxis für die Art der Aufbewahrung
hat sich aber nicht herausgebildet. Während
einzelne Versicherungsanstalten die Karten in
Packete geſchnürt und in zugenagelten Kisten ver-
packt in Kellern und in Bodenräumen aufbewah-
ren, sind andere Anstalten viel ängstliche. Sie
haben auf eigene Kosten feuer- und diebessichere
Räume hersſtellen laſſen, in denen die Karten
sind. Noch andere verwahren die Karten offen in
Regalen, die keinen Verſchluß haben, aber natür-
lich in Zimmern stehen, die nicht jedermann vom
angestellten .Perſonal zugänglich ſind.
Im Jahre 1891 waren 31 Veyrſicherungsan-
stalten in Thätigkeit, die 48,4 Millionen Mark
Renten zur Zahlung angewiesen hatten, und zwar
an Invalidenrenten rund 21 Millionen Mark, an
Altersrenten 27,4 Millionen. Für die Renten iſt
ein Kapital von 803 Millionen Mark als Deckung
vorhanden.
gn Verſicherungsanstalten weiſen aber nicht nur
die Renten den Versſicherungsberechtigten an, sondern
sie treffen auch zu Gunsten der Mitglieder aus den
Erſparniſſen und Ueberſchüſſen Einrichtungen, deren
Segen sich jetzt ſchon überall bemerkbar macht, wo die
Arbeiter solche Einrichtungen längere Zeit benuyen.
Es wurden nämlich ausgegeben: für den Bau von
Arbeiterwohnungen 12 Millionen Mark, für landwirt-
ſchaftliche Kreditbedürfniſſe 13 Millionen Mark, für
den Bau von Kranken- und Rekonvaleszentenhäuſern,
Herbergen zur Heimat, Volksbädern, Kleinkinderſchulen,
Das B uch für Al le.
schehen soll. Es war zuerſt geplant, daß beim Reichs- | Spar- und Konſumvereinen 6 Millionen Mark.
amt in Berlin ein rieſiger Verbrennungsofen errichtet | Besonders
werden sollte, worin man die Karten, nachdem ſie eine | Rekonvaleszentenhäuſern
günſtige Erfahrungen wurden mit den
gemacht, in denen Arbeiter
ugs längerer oder ſchwerer Krankheit wochenlang ver-
fish gest. Arbeitsfähigkeit gelangt sind.
bis sie vollſtändig zu Kräften und in
Frinz Ernſt von HSachſen-Alltenburg und ſeine Gemahlin
Adelheid, geb. Frinzeſſin von HSchaumburg-ippe.
Nach einer Photographie von Alex. Möhlen in Hannover. (S. 462)
Versicherungsanstalten ſind bekanntlich bereits damit
vorgegangen, eigene Heilſtätten für Lungenkranke in
Gebirgs- oder sonstigen Gegenden zu errichten, wo ein
Aufenthalt für Lungenkranke besonders wohlthuend, ja
heilend iſt. Da leider die Lungenſchwindſucht eine so
ungeheuer weitverbreitete Kranlheit iſt, ſo werden der-
artige Heilstätten ganz besonders segensreich wirken.
Für die Invaliditäts- und Altersverſicherung ist
das Reichsverſicherungsamt ebenfalls Revisionsgericht.
Im Jahre 1896 wurden gegen 3000 Reviſionen gegen
das Urteil von Schiedsgerichten und Versicherungs-
Heft 19.
anstalten von den Versicherten erhoben. Es handelte :
ſich dabei um folgende Streitfragen: ob der Renten-
erwerber zu den Versicherten gehöre, ob bereits In-
validität eingetreten sei, nach welchen rechtlichen Ge-
sichtspunkten der Beginn oder die Höhe der Rente zu
Einige | bemeſſen sei, ſowie um Prüfung von Mängeln des
Verfahrens und thatſächlichen Feststellungen des
Schiedsgerichts.
; Die Mittel zur Gewährung von Invaliditäts-
und Altersrenten werden vom Reiche, von den
Arbeitgebern und von den Versicherten gemeinſam
aufgebracht. Das Reich leiſtet für jede Rente
einen festen Zuſchuß von 50 Mark jährktich, außer-
dem bestreitet es den Anteil an der Rente, der
auf die Dauer militäriſcher Dienſtleiſtungen fällt,
ferner die Kosten des Reichsverſicherungsamtes,
und endlich beſorgt es die Auszahlung der Rente
ebenſo, wie bei der Unfallverſicherung, unent-
geltlich und zinsfrei durch die Poſt. Alle übrigen
Koſten werden von den Versicherten und deren
Arbeitgebern zu gleichen Teilen durch laufende
Beiträge aufgebracht.
Auch die Versicherungsanſtalten haben die Rechte
von Behörden, ſind gleich den Berufsgenoſsſen-
schaften und Unfallversicherungen jurisſtiſche Per-
sonen und beſtehen aus gewählten Vertretern der
Arbeitgeber und der Versicherten. Nur die ſtän-
digen Arbeiter der Verwaltung der Versicherungs-
anstalten beziehen Gehalt, alle anderen Mitglieder
der Verſicherungsanſtaltsvorſtände und der Schieds-
gerichte arbeiten im Ehrenamt, ohne Entgelt und
erhalten nur die direkten Koſten, zum Beiſpiel für
Reiſen nach Berlin oder nach den Orten, wo ſich
die Schiedsgerichte befinden, vergütet.
Das Reichsverſicherungsamt verfügt über einen
rieſenhaften, einfach, aber höchſt gediegen eingerichteten
Sitzungssaal, worin sich an einer hufeisenförmigen
großen Tafel in gewiſſen Zwiſchenräumen die Ver-
treter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer für Unfall-,
Invaliditäts- und Altersversſicherung zu gemeinsamer
Beratung mit den ständigen Beamten des Reichsver-
ſicherungsgamtes und mit Abgeordneten des deutſchen
Bundesrates verſammeln. Ein zweiter, kleinerer Ver-
sammlungsſaal dient zu Beratungen mit den Ver-
tretern der Induſtrie und Landwirltſchaſt. Auf der
Iiliegende Waſffelbäckerei in Werkin. Originalzeichnung von W. Wink