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620

Da s Buch für Alle.

Heft 26.



ein förmliches Gewerbe; jeder Unglücksfall, jede Mordthat,
der Tod der eigenen Verwandten wird mit Hilfe von billigen
Losbüchern in Nummern umgerechnet, die dann massenhaft
beſeht werden, und die Aermſten der Armen versetzen oft ihre
lette Habe, um solche „Glücksnummern“" zu beseßen. Außer

den regelrechten Ziehungen findet noch häufig genug eine
„Tombola“ zu irgend einem wohlthätigen Zwecke statt, bei
der der Zulauf noch größer iſt als gewöhnlich. Solch eine
Tombola ist ein Volksfest, und mancher unſerer Leſer mag
dergleichen schon auf dem Markusplate in Venedig mit-

gemacht haben. Unser Bild auf S. 621 stellt eine Tombola
dar, die auf dem Hauptplatze von Florenz, der Piazza della
Signoria, dem Forum der einstigen Republik, stattfand. Das
Glücksrad war in der berühmten Loggia dei Lanzi, einer ge-
waltigen offenen Halle, aufgestellt, die, im 14. Jahrhundert



Mann-ßrheim.

OU—mütz (Olmütz).



Dortmund.











. Eisleben.



Humeoriltiſches.

H t ä d t e p an o r a m a.
Von Max Scholt. i

Glatz.





Meins (Mainz).



Apoll~da (Apolda).



Braun- ſchweig (Braunſchweig).





erbaut, die herrlichſte Zierde des großartigen Platzes ist.
Letzterer war gedrängt voll von Menſchen, unter denen das
regſte Leben und Treiben herrſchte, die Straßenhändler mit
gallen möglichen Gegenständen, von denen es in Jtalien
wimmelt, machten gute Geschäfte, denn die Erregung und
Erwartung beförderte die Kauflust. Endlich wurde die Trommel
mit den 90 Nummern, von denen stets fünf gezogen werden,

in Bewegung gesetzt. Ein Trompetenſtoß verkündete den Be-
ginn der Ziehung und wurde vor jeder Ziehung wiederholt.
Ein junges Mädchen entnahm der Trommel die Gewinnloſse,
die laut ausgerufen und dann ſofort, allen sichtbar, an dem
großen Nummergestell seitwärts vom Glücksrad ausgestellt
wurden. Jeder Gewinn erregte allgemeine Sensation, und
bei der Lebhaftigkeit des italieniſchen Publikums, die ſelbſt

der ſonſt so ernſte und feine Florentiner bei ſolchen Gelegen-
heiten nicht verleugnen kann, hatten die fremden Zuſchauer
eine vortreffliche Gelegenheit, Sitten- und Chardakterſtudien
zu machen, die bei diesem begabten und eigenartigen Volke
tu den lohnendsten Ergebnissen einer italieniſchen Reiſe
gehören. w :
 
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