Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
668

Da s B u < f ür Alle.

Heft 28.



Hunderte von Schulfahnen getragen wurden, außerdem
25,000 Fähnchen, welche die Stadt Wien gespendet hatte.
Vor jeder der zwanzig Abteilungen ſchritten die Lehrkörper des
Bezirks mit koſtümierten Bannerträgern und Schuldienern;
zahlreiche Muſikkapellen waren im Zuge verteilt. Vor dem

Burgthore war ein farbiges, eigenartiges Kaiserzelt über
zwölf flaggenmastartigen Säulen errichtet, ſowie fünf Tri-
bünen für den Gemeinderat, die Gäste der Stadt und
für 1600 kleine Sänger, Mädchen und Knaben; letztere Tri-
büne erhob sich dem Kaiserzelt gegenüber. Nach dem Er-

scheinen des Kaiſers und des Hofes hielt Bürgermeiſter
Dr. Lueger eine Begrüßungsansprache, die der Kaiser beant-
wortete, indem er beſonders hervorhob, er ſei ſelten einer
Einladung gerührteren Herzens gefolgt als der heutigen zu
den Kindern des Volkes. Nachdem alsdann der Sängerchor,



reine Schmarrn dagegen!“ . .

„gravitätiſch“ übers Drahtſeil, daß die ganze Gemeinde ihre
“ty! zt ~ daß der Burgamoaſta ſo hoch hängt, ~

Na’ und nacha kimmt der Schneida, den hät1’ beinahe
der Wind verweht. Aber er is glücklich wieder runter
komme, der Schlankl hat sich vorher a Bügleisen eing’"steckt. ~

î_ A kloans Deandl, dem Wirt ſein Reſerl, därf in an
Seſſerl fahrn; die freut sich damiſch.



Bilder von einem ländlichen Feſte.



Humeoriſtiſches.

In der Luft.

_ „LKommt heraus auf die Rutſchbahn, ’s kost’ nur drei Krenzer die Fahrt in d’ Luft! Aber nur eins nach 'm andern! Die ganze Luftballong'ſchicht is der
. Und richtig kommen sie alle mit hochgeröteten Gesichtern; jung und alt, groß und klein . .

spielen einen Marsch auf, aus Achtung vor der Obrigkeit fängt der Bürgermeister an; er ſchnauft ein wenig, schwebt aber



Jeht kimmt a Stadtfräuln, die auf Summerfriſche da
is. ~ Sie ſchwebt wie eine ſchwebende Jungfrau. ~ Das
Radl saust dahin, und der laue Wind fangt ſich in ihre
Aermel wie bei einem Segel.

. mur:



Nachan Schneida kimmt a zimli kräftigs Deandl. Die
Fuchsbühler Maridl; ~ dö is ummagradelt wia a elektriſche
Dampfnudel! Aber a Jux war's.



Und dös war guat, daß die Kloan noch eher drankemma is, ~– denn nachher is ihr Vota, da Kronawirt ſelber kemma, :
und hat mit sein G'wicht die ganz Pawlatſchen z’ſſammagſchmiſſa und 'n Herrn Burgamoaſta und 'n Herrn Gutsbesitzer halber

toldruckt. Dös hat er davon! hätt’ er's ſtehn lajſa! . ..

Von G. Imlauer.



. der ganze Markt! Die Musikanten

Jetzt kimmt a Turner aus der Stadt, - der zeigt ver-
ſchiedene Kunsistücke, die die andern no nit kenne thun. ~

Nun folgt ein Gutsbesitzer aus der Nachbarſchaft, der
ſich unter das Volk miſcht. ~





der aus den besten Sängern der Wiener Schuljugend ge-
bildet war, begleitet von der Deutſchmeiſter-Kapelle, die erste
Strophe der Volkshymne geſungen hatte, verkündeten – es
war genau halb 10 Uhr ~ Fanfaren, die ſich in die Klänge
einer Regimentsmus ik mengten, das Herannahen des Zuges.
Wie ein wogendes Meer von Köpfen kam es heran, so weit
der Blick die festlich gezierte Ringstraße überſchauen konnte.
Muſterhaft war die Ordnung, in der die Scharen marschier-

ten. Knaben wie Mädchen schauten links, wenn sie sich dem
Kaiserzelte näherten, und grüßten den Monarchen durch Hoch-
rufen, wobei die Knaben ihre Hüte und Müyten ſchwenkten,
und die Mädchen den rechten Arm erhoben. Der an den
Stufen des Zeltes stehende Kaiser ließ mit ſichtlicher Ueber-
raſchung und Freude die jugendliche Heerſchar Revue paſ-

sieren und dankte freundlich für jeden Huldigungsakt der
Vorüberziehenden. Der Vorbeimarſch dauerte anderthalb Stun-

den. Zum Schluß sangen die kleinen Sänger die letzte Strophe
der Volkshymne. Der Kaiser drückte dem Dirigenten ſeinen

Dank aus, desgleichen dem Bürgermeister, zu dem er äußere:

„Es war etwas Außerordentliches. Es iſt mir dies ein Trot
in dem vielen Kummer dieses Jahres." Unter begeisterten
Huldigungen kehrte hierauf der Monarch nach 11 Uhr zu

Wagen in die Burg zurück. | ..
 
Annotationen