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1. Jahrg.

Der Bilderrahmen in ſeiner
Entwicklung.
Fortſetzung.

Der Goldrahmen iſt bei uns für Gemälde herrſchend ge-
blieben und mit dem Aufſchwung der Kunſt-Induſtrie nach dem
deutſch⸗franzöſiſchen Kriege haben die Muſter der Renaiſ-
ſance, des Barock⸗ und Rokokoſtils eine für induſtrielle Zwecke
geeignete Durchbildung erfahren. An die Stelle der Holz-
ſchnitzereien ſind Ornamente aus plaſtiſcher Maſſe getreten,
z. B. aus Papiermachee, Steinpappe uſw. Vielfach trat aber
auch das Verlangen nach einfacheren Rahmen z. B. aus braun
gebeitztem Eichenholz oder ſchwarz polierten Hölzern hervor, die
namentlich auch für Kupfer⸗ und Stahlſtiche, Lithographien,
Photographien uſw. Verwendung fanden. Der große Bedarf
an Bilderrahmen hat ſchließlich eine große Reihe von Indu-
ſtrien in Bewegung geſetzt, die alle an der großen Ernte teil-
nehmen wollten; man begegnet Rahmen aus Bronze, Rotguß
und Meſſing, aus geſtanzten und gepreßten Blechen, aus Schmiede-
und Gußeiſen, aus Holzgeſtellen, die mit Seide, Atlas, Samt,

Plüſch, Leder und anderen Stoffen überzogen ſind.
Die üppige Ausſtattung der Bilderrahmen iſt endlich in
jüngſter Zeit in Mißkredit geraten. Die moderne Raumkunſt,
die eine Harmonie aller in einem Raume vereinigten Dekora-
tionsgegenſtände anſtrebt und ein Vordrängen einzelner Teile
zum Nachteil des Ganzen nicht dulden will, ſorgt für die Wahl
beſcheidener Rahmen, die das Bild gerade nur begrenzen und
geſtattet einen größeren Prunk nur bei hervorragenden Kunſt-
werken. Auch hier ſoll der Rahmen doch gegen das Gemälde
zurücktreten. Einzelne Künſtler weiſen durch Schnitzereien im
Rahmenwerk ſymboliſch auf die Bedeutung des Gemäldes hin.
So ſieht man z. B. auf Kunſtausſtellungen Gemälde, welche
die Beſtellung des Feldes, eine Ernte und dergl. darſtellen, in
einem Rahmen mit erhabenen Feldfrüchten, ferner Waldland-
ſchaften in Rahmen mit geſchnitzten Eidechſen, Käfern uſw.
Auf die Induſtrie haben dieſe künſtleriſchen Neigungen einen
Einfluß kaum ausgeübt. Den größten Umſatz erzielen die voll-
kommen auf maſchinellem Wege hergeſtellten hölzernen Profil-

Nachdruck verboten.

leiſten, die eine ſehr wohlfeile Umrahmung geſtatten und auch

den in vielen Tauſenden Exemplaren verbreiteten, billigen Re-


gemeſſen ſind, denn das Bild iſt als Wandſchmuck ſchon lange
nicht mehr ein Vorzug wohlhabender Leute, ſondern auch in
den Wohnungen der armen Bevölkerung zu finden. A. St. R.

Verſchiedene Schwierigkeiten beim
Bilder-Einrahmen.

Oelbilder — Radierungen — Gravüren —
Phofographien — Aquarelle — Paſtelle uſw.

Nachdruck verboten.

Die erſte und wichtigſte Arbeit beim Bildereinrahmen iſt
das Maßnehmen. Wer es mit ſeinem Berufe ernſt nimmt und
viel mit heiklen Kunden zu tun hat, wird wohl wiſſen, daß
das Maßnehmen, d. h. das richtige Maßnehmen, zu einem
Bilderrahmen unter Umſtänden eine ſchwierige Sache ſein kann.
Wie mancher ältere Meiſter wird ſich noch mit ſtillem Grauſen
an die allerdings längſt überſtandenen Kinderkrankheiten in
dieſem Falle erinnern, die ihm manchmal, wenn auch nicht direkt
an das Leben, ſo doch an den Geldbeutel gingen, um ihm eine
Quelle großen Aergers waren. Ich will garnicht einmal davon
ſprechen, daß ein Bild überhaupt aus Verſehen falſch gemeſſen
wurde, oder daß infolge von Ueberarbeitung und Nervoſität
ein richtig genommenes Maß falſch hingeſchrieben wurde, denn
das kann jedem, auch dem beſten paſſieren, und daran kann
mein Artikel auch nichts ändern. Höchſtens könnte man da den
zwar guten, aber billigen Rat erteilen, alles zweimal zu meſſen
und das aufgeſchriebene Maß mehrmals zu überleſen, überhaupt
immer die Ruhe dabei zu bewahren. Aber dieſen Rat kann
ſich jeder vernünftige Meiſter ſelbſt geben. Doch was nützt es
ihm, wenn die Hetzjagd, in der er ſich mitunter befindet, ihm
einfach die Zeit raubt, dieſen Rat zu befolgen.

Der Zweck dieſer Zeilen ſoll aber der ſein, Anfänger ſo
zu beraten, daß ſie imſtande ſind, die gefährlichen Klippen,
an denen ſie in ihrer Unerfahrenheit Schiffbruch leiden könnten,
geſchickt zu umgehen.
 
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