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Ur. 7


V'
Die einſpalt. Pefitzeile 30 Pf.
Stellengeſuche 20 Pf., Bei-
lagen p. 1000 Expl. IR. 10.—

1. Jahrg.

Das Einrahmen der Bilder in kleinen und
miffleren Buchbindereibefrieben.
(Schluß.)

Dasſelbe iſt auch garnicht ſo ſchwierig und bei einiger
Vorſicht und Uebung gelangt man darin zu großer Geſchick-
lichkeit, ſo daß ein Springen oder Platzen der Glasſcheibe
beinahe unmöglich iſt. Eine genaue Anleitung hierfür zu
geben halte ich für überflüſſig, da dieſes ſo zu ſagen Sache
des Gefühls iſt, und jeder praktiſche Fachmann ſich darin bald
die nötige Routine aneignen wird. Das Glas wird alsdann
mit Spiritus und Seidenpapier oder einem Leinwandlappen
ſauber geputzt.

Je nach der Art der Bilder iſt nun die weitere Behandlung
eineſehr verſchiedene; nur darauf kommt es an, daß das Bild
mit dem Glaſe ſo verbunden wird, daß es vor Rauch und
Staub gänzlich geſchützt iſt, um in ſeiner ganzen Schönheit
lange erhalten zu bleiben. Bei einfachen Bildern und Photo-
graphien iſt das Verfahren nicht ſchwierig. Das Bild ſchneidet
man, indem man den äußeren Rand desſelben genau verteilt,
in der Größe des Glaſes zu, entfernt alle etwa noch vor-
handenen Unreinlichkeiten, legt Glas und Bild genau aufein-
ander und faßt beides mit guten, zähen Papierſtreifen ſauber
ein. Die Streifen dürfen aber nicht ſo breit auf das Glas
herübergehen, als der Falz des Rahmens iſt, damit ſie nicht
u ſehen ſind. Das Glas des ſo eingefaßten Bildes wird
nun nochmals von etwaigem Leim gereinigt, in den Falz des
Rahmens gelegt, mit einer Rückwand aus Pappe verſehen und
mit kleinen Stiften befeſtigt. Die Fugen zwiſchen Rückwand
und Rahmen überklebt man darauf mit Streifen ſtarken Papiers,
um das weitere Eindringen von Staub und Schmutz zu ver-
hüten. Das einfachſte und beſte iſt es aber, wenn man die
ganze Rückwand mit einem Bogen ganz dünner Pappe über-
klebt.

Eine beſondere Behandlung muß man wertvollen Bildern,
wie Stahl- und Kupferſtichen, Radierungen, Heliogravüren u.
ſ. w. angedeihen laſſen. Es iſt nicht gut dieſe Bilder direkt
mit dem Glaſe in Verbindung zu bringen, weil die Gläſer,
da ſie doch einer gewiſſen Temperatur ausgeſetzt ſind, gerne
ſchwitzen und ſich dieſe Feuchtigkeit dann auf das Bild über-
trägt. Dadurch entſtehen in den meiſten Fällen auf dem
Bilde kleine Pilze, die ſpäter die unangenehmen Moderflecken
hervorrufen, wodurch das Bild verdorben wird. Solche

Bilder rahmt man am beſten auf folgende Art: Das auf
beiden Seiten ſauber geputzte Glas wird in den Falz des
Rahmeus gelegt und mit dünnen Stiften befeſtigt. Nun
ſchneidet man 1½ Centimeter breite Streifen von weißem
Papier und klebt dieſe in den Falz des Rahmens auf
das Glas und in den Rahmen ſelbſt. Hierdurch wird dem
Eindringen von Staub von der Vorderſeite des Glaſes aus
vorgebeugt. Um das Bild von dem Glaſe abſtehen zu laſſen,
leimt man auf demſelben in den Falz ſchmale Streifen in der
Höhe von ½ em ein. Dieſe kann man entweder vom Tiſchler
aus Holz herſtellen laſſen, oder man kann auch dazu Papp-
ſtreifen benutzen. Nachdem man dieſelben noch mit weißem
Papier überzogen hat, werden ſie in den Falz geleimt und
noch außerdem mit kleinen Stiften befeſtigt. Nun zeichnet man
ſich auf dem Bild, unter genauer Verteilung des weißen Randes,
die Größe des Glaſes vor und markiert dieſe auf der Rück-
ſeite desſelben. Mit einem Schwamm und reinem Waſſer
feuchtet man jetzt die Rückſeite des Bildes gleichmäßig an.
nimmt eine Mittelſtarke Pappe, die bereits in der Größe zu-
geſchnitten iſt, daß ſie genau in den Rahmen paßt, ſchmiert
dieſelbe an den Rändern ſchmal mit Leim an und klebt ſie
auf das Bild. Beides muß zunächſt ordentlich austrocknen.
Nach dem Trocknen des Bildes wird das etwa um die Pappe
herum vorſtehende Papier abgeſchnitten, die Bildſeite an den
Rändern ganz ſchmal mit Leim angeſchmiert, das Ganze auf
die bereits in den Falz befeſtigten Holz- oder Pappſtreifen ge-
legt und daſelbſt gut angerieben. Das Bild kann nun auf
der Rückſeite der Pappe mit dünnen Stiften befeſtigt und mit
ſtarken Papierſtreifen hinterklebt werden. Bei wertvollen
Bildern erhält der Rahmen noch extra eine Rückwand, die
man dann am beſten von einem Tiſchler aus ganz dünnem
Holz anfertigen läßt. Zum Schluß wird nun das Glas
noch einmal gut geſäubert, darauf der Rahmen mit einem reinem
wollenen Lappen, auf den man eventuell noch einen Tropfen
Oel gießt, abgerieben und das Bild iſt dann fertig eingerahmt.

Gewiß ließe ſich über das Einrahmen von Bildern noch
ſehr viel ſagen und auch noch ſo manches Verfahren bei der
einen oder anderen Arbeit anführen, aber es würde dieſes alles
hier zu weit führen und über den Rahmen des Themas hinaus-
gehen. Die Hauptſache iſt und bleibt, daß man ſich auch bei
dieſem Zweige der Buchbinderei die größte Mühe gibt und
ſauber und korrekt alle dabei vorkommenden Arbeiten ausführt,
dann wird auch der materielle Erfolg nicht ausbleiben.
 
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