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lagen p. 1000 Expl. [IR. 10.—

1. Jahrg.

Das Tönen der Goldrahmen.

Nachdruck verboten.

Zweck der folgenden Zeilen kann nur ſein, einen ge-
lernten Vergolder, dem es an Erfahrung fehlt, durch Finger-
zeige und Angaben beizuſpringen.

Einem Laien damit zu helfen, wäre auch bei einer zwan-
zigmal ſo großen Abhandlung, die weit über den Raum dieſer
Zeitſchrift hinaus ginge, ein vergebliches Bemühen.

Die Beſtandteile für die (namentlich für unechte Vergol-
dung) gebräuchlichſte Matte ſind: dicker Orangeſchellack,
Schlemmkreide, Gummigutti (Currinnae, Chromgelb) Sandel
oder Drachenf (nicht Anilin).

Man verrührt die Kreide in einem Topf mit vorher in
Spiritus gelöſtem Gummigutti oder mit feinem Chromgelb
mit Spiritus zuſammen (ev. Orange Chromgelb). Wird ein
rötlicher Ton gewünſcht, ſo füge man etwas Sandel oder
Drachenblut hinzu und zuletzt den dick aufgelöſten Schellack.

Beſſer, wenn auch umſtändlicher, iſt es, ein Stück Kreide
mit einem Stück Gummigutti in einer Porzell anſchale mit
einer Reibekeule zu verreiben und alsdann den Schellack hin-
zuzufügen.

Einen abſolut matten Ton erzielt man durch Hinzufü-
gung einiger Tropfen Salmiak.

Zuviel zerſtört die Haltbarkeit der Matte.


die aber, namentlich für unechte Vergoldung, einen vorheri-
gen Schellacküberzug verlangen.

Man mattiert die Verzierungen zuerſt mit dicker Matte
und mit einem Fiſchpinſel möglichſt mager. Alsdann ver-
dünnt man die Matte mit Schellack und Spiritus und über-
zieht die Flächen ziemlich flüſſig mit einem Haar- oder Rinds-
haarpinſel.

Für antike matte Vergoldung fügt man dieſer Matte
etwas Kienruß hinzu, für das ſogenannte Kirchengold nimmt
man reichlich Gelb und Rot.

Daß man letztere Vergoldung auch durch Leimbolus oder
roter Schellacksfarbe (Engliſch Rot, falſchen Zinnober, Ca-
put mortuum) hergeſtelltem rotem Grunde, der nach dem
Vergolden durch vorſichtiges Abreiben ſtellenweiſe wieder zum
Vorſchein gebracht wird, herſtellt iſt wohl eigentlich überflüſ-
ſig zu bemerken, weil allgemein bekannt.

In punkto Altgold erxiſtieren ſoviele Bezeichnungen und
Macharten, teils richtiger, teils verkehrter Art, daß ich nur
das Hauptſächlichſte herausgreifen will. Auch können die
Angaben nur allgemein gehalten werden. Was gewöhnlich
mit „Altgold“ bezeichnet wird, iſt eigentlich eine Imitation
matter oder polierter Bronze mehr oder weniger antik.

Von der beſten cuivre poli Imitation, die mit feinſter
Polierbronze auf Polimentgrund hergeſtellt wird, will ich
hier ganz abſehen, und mich zunächſt nur auf die Beſchrei-
bung der gewöhnlichen, mit Blattmetall (unechtes Blattgold)
hergeſtellten beſchränken.

Alſo eine recht blanke Blatt metallvergoldung wird über-
zogen mit Rubinſchellack, gefärbtem Spirituslack (Goldfirniß)
gefärbtem Orangeſchellack oder dergl.

Einige Stunden darauf (beſſer noch ſpäter) patiniert
man.

Will man die Tiefen blankſchwarz haben, was vielleicht
bei cuivre poli oder Bronze Imitation angängig, bei rich-
tiger antiker Vergoldung aber verkehrt iſt, ſo nehme man
ſchwarzen Buchdruckerfirniß (ev. mit ein wenig Terpentin ver-
dünnt), den man gleichmäßig mager aufſtreicht, und von den
Höhen mit einem weichen Lappen wieder abwiſcht, wie im-
mer beim Patinieren.

Will man die Patina matt haben, ſo rühre man die
betr. Farbe, (alſo hier Kienruß) in Terpentin ein, dem man
ein wenig Firniß oder Siccatif als Bindemittel hinzufügt.

Eine ſchöne mattſchwarze Patina erzielt man durch mit,
Waſſer verdünnte echte chineſiſche Tuſche. Will man dieſelbe
blank haben, ſo überzieht man nach dem Trocknen den gan-
zen Gegenſtand mit weißem oder entſprechend gefärbtem Spi-
rituslack.

Vorausſchicken möchte ich noch als Regel für das Pa-
tinieren, daß man die Patina nie zu dick hält und mager
aufträgt, wenn es auch mühevoller iſt, die Tiefen zu treffen,
was unbedingt geſchehen muß, denn ein patinierter Gegen-
ſtand, deſſen Tiefen nicht richtig getroffen ſind, iſt ein Scheuſal.

Außer beim Patinieren mit Staub, wovon ſpäter die
Rede ſein ſoll, iſt es nicht ratſam, die Tiefen vollſtändig zu
decken.

Letzteren Begriff bitte nicht mit „treffen“ zu ve rwechſeln.

Eine andere Patina für Bronze-Imitation iſt mit Leim-
waſſer angerührtes Graphit, den man nach dem Trocknen in
 
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