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Dr. 9


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Stellengeſuche 20 Pf., Bei-
lagen p. 1000 Expl. IIR. 10.—

1. Jahrg.

Das Einrahmen wirklich künſtleriſcher,
wertvoller Gemälde.
(Schluß.)

In neuerer Zeit verſieht man Gemälde auch mit Glas,
das namentlich Bildeen, auf denen Waſſer dargeſtellt iſt, eine
gewiſſe Weichheit und Schmelz giebt und überdies vor Staub
und Fliegen ſchützt. Wie es eine Kunſt iſt, ſich elegant und
dach nicht auffällig und überladen zu kleiden, ſo iſt es auch
eine Kunſt, ſein Heim elegant und ſtilvoll einzurichten und
ſeine Bilder geſchmackvoll der Einrichtung anpaſſend, zu rahmen.
Wer's nicht verſteht, der braucht ſich durchaus nicht zu ſchämen,
einen Künſtler oder Kenner um Rat zu bitten. Lernen müſſen
wir alle noch, wenn wir auch alt und grau ſind nnd es ehrt
uns nur, wenn wir das eingeſtehen. Wer ſich aber für einen
Alleskönner hält und ſein koſtbares Heim zu einer geſchmack-
loſen Trödelbude macht, der bleibt ein Narr und — dem iſt
nicht zu helfen.

Faſt noch ſchwieriger iſt die Rahmenfrage bei alten Ge-
mälden. Ein holländiſches oder italieniſches Gemälde aus
dem 17. Jahrhundert z. B. hat einen handgeſchnitzten, echt
vergoldeten Rahmen aus der Zeit, das Gold iſt aber ſtellen-
weiſe abgegriffen, die Grundierung ſchaut durch und — der
Laie wirft dieſes Kleinod als altes Gerümpel in's Feuer und
läßt das feine alte Bild mit einem modernen Goldrahmen
„verſchönern“! Das iſt Vandalismus, der aber, leider, leider,
nur zu oft geübt wird!

Ein altes Gemälde kann nur im alten Rahmen echt alt
und ſchön wirken und iſt er der Länge der Zeit zum Opfer

Hunderten von Jahren die Rahmenfrage behandelte, beweiſen
die kunſtvollen Formen und Holzſchnitzereien, ſowie die ſtarken


rungen. Dieſe Rahmenmacher gehörten damals teilweiſe dem
Künſtlerſtande an und es gibt alte Rahmen, die von Händen
berühmter Bildhauer geſchnitzt wurden. Selbſt unſre modernen
Künſtler bevorzugen vielfach ältere und alte Rahmen für ihre
Bilder und die Antiquitätenhändler wiſſen, daß ſchöne alte Rahmen
ein viel geſuchter und gut bezahlter Artikel ſind. Leider gibt
es davon verhältnismäßig nur noch wenig und deshalb mußte
man zur Imitation greifen. Heute gibt es Fabriken und
Rahmenmacher, die alte Rahmen nach alten Muſtern ganz
vorzüglich imitieren und wer einen Rahmen für ein altes

wertvolles Gemälde braucht, kann, falls ein echter alter Rah-
men nicht aufzutreiben iſt, nichts beſſeres tun, als eine alte
Imitation erwerben. So lange man aber einen echten alten
Rahmen für das Bild noch hat, dann halte man ihn, ſelbſt
wenn er wurmſtichig und unſcheinbar geworden iſt. Ein
guter Vergolder wird da immer retten, was noch zu retten
iſt, er entfernt den Wurm, präpariert das mehlig gewordene
Holz und erſetzt die abgegriffene Vergoldung genau in der
ſchönen alten Tönung. Ehrt alſo Eure alten Rahmen genau


ſetzlich wie dieſe. Imitierte alte Rahmen ſind nun allerdings


dann ſpielen wohl auch 50 eder 100 ¼ keine Rolle! Iſt
das Bild weniger wertvoll, dann iſt ein ſchwarzer Rahmen
(ſogenannte Muſeumsleiſte) mit ruhigem Profil und altgetönter
Goldeinlage zu empfehlen: Dieſer Rahmen hat ſtets den
Vorzug, ſich jedem Raume und jeder Einrichtung anzupaſſen
und er ſtört die Wirkung des Bildes nicht.

Jedenfalls muß zugegeben werden, daß die Rahmenfrage
bei guten modernen und alten Gemälden mit Sorgfalt, Ge-
ſchmack und Verſtändnis behandelt werden muß, wenn man
falſche Wirkungen und Geſchmackloſigkeiten vermeiden will. Wer
ſich ſelbſt nicht raten kann, der wende ſich vertrauensvoll an


dadurch ſeine Freude an dem Kunſtwerk nur erhöhen und

deſſen Wert ſteigern!
O. C. Kubach.


Induſtriezweig.

Das Bildereinrahmen betrachten die Buchbinder und die
Glaſer als ihr Monopol. Verſteht man unter Einrahmen nur
ein Glaſer oder auch ein Schreiner ganz gut zuwege bringen,
und jedenfalls haben die beiden das Recht, zu behaupten, das
Zuſammenſetzen eines Rahmens und das Glaszuſchneiden ſei
ihr Geſchäft. Das Einrahmen aber iſt, trotz allen Proteſtes,
entſchieden Sache des Buchbinders, das darf dieſer ſich von
keinem Glaſer ſtreitig machen laſſen. Alle zum Einrahmen
gebräuchlichen Materialen, wie Papier, Pappe, Karton, Leim
und Kleiſter ſind Dinge, mit denen zuſammen der Buchbinder
gewiſſermaßen aufgewachſen iſt, deren Eigenſchaften und deren
Handhabung er genau kennt, weil ſie ihm vom erſten Lehrtage
an in der vielfältigſten Weiſe durch die Finger gingen. Wirk-
 
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