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Die einlpalt. Peſitzeile 30 Pf.

1. Jahrg.

Ur. 12 jährlich Uk. 1.—. Erlcheint ; g%{g%g:"g; 1. Mal 1915 Stellengeſuche 20 Pf., Bei-
am 1. und 15. jeden [Monats 5 ; i lagen p. 1000 Expl. IIR. 10.—
Die nächſte Nummer unſeres Blattes Unrichtig iſt das rückſeitige Bekleben mit Leinen haupt-
11 1. Juni ſächlich bei Oelbildern, die auf präparierte Pappe oder Pa-
erſcheint am 1. Juni. pier oder Karton gemalt ſind. Obgleich ein ſolches Bild eben-

Verlag des Einrahmer.

Zum Aufziehen von Oelbildern

wird ſtets ſtarke Pappe genommen, dieſe aber vorerſt nicht
hinterklebt. Die Leinwand dehnt ſich nicht, folglich zieht ſie
ſich auch nicht ein. Beſonders alte Oelbilder verändern ſich
nicht. Es bleibt alſo abzuwarten, ob die Pappe nach dem
Aufziehen krumm wird. Geſchieht dies, ſo verurſacht dies le-
diglich der Leim. Aus dieſem Grunde darf nicht zu viel Leim
verwendet werden, wie das gerade bei Oelbildern ſo gerne
im Brauch iſt, indem Bild und Pappe angeſchmiert werden,
in der gewiß guten Abſicht, die ſtörrige Leinwand in gute
Verbindung mit der Pappe zu bringen. Die Leinwand muß
freilich gut mit ſtarkem aber doch leicht ſtreichfähigem Leim
angeſchmiert werden, direkt danach muß aber der leicht er-
kaltende Leim durch Hin- und Herbewegen über Feuer wieder
erwärmt und raſch auf die Pappe gelegt werden; hierauf wird
mit der Hand angerieben und, wo notwendig mit dem Hand-
ballen angeklopft. Das alles muß raſch gehen, und deshalb
müſſen alle Vorbereitungen getroffen ſein, ehe man anſchmiert.
Bei dem Anwärmen der Rückſeite verdient beſondere Er-
wähnung, daß darauf geachtet wird, daß hierbei nicht der Leim
„verhutzelt“ oder die Oelfarbe ſich auflöſt. Bei raſcher
Handhabung iſt jedoch jede diesbezügliche Gefahr ausgeſchloſ-
ſen. Gepreßt darf ein Oelbild niemals werden. Die dicken
Kleckſe, die vom Maler abſichlich aufgetragen, und die irgend-
welchen Effekt hervorzurufen beſtimmt ſind, werden ſonſt glatt
gedrückt, und das Bild iſt verdorben. Dagegen darf das Bild,
wenn man eine Lage Papier darauf legt, leicht beſchwert wer-
den, bis es wirklich trocken iſt. Erſt danach ſtellt und legt
man dasſelbe abwechslungsweiſe frei auf und beobachtet, ob
es nach vorne zieht. Gewöhnlich bleibt die Pappe glatt, zieht
ſie ſich aber dennoch, dann eben muß die Rückſeite mit wenig
zugkräftigem Papier mit Leim geklebt und abermals beſchwert
werden. Dieſes Abwarten iſt notwendig, denn: würde die
Rückſeite gleich beklebt worden ſein und es ergäbe ſich, daß
die Pappe nach hinten zöge, ſo ließe ſich ſchwerlich etwas

anderes machen, als die Leinwand abzuziehen und auf neue
Pappe aufzuziehen, und das macht gerade kein Vergnügen

ſowenig echter wird, als ein nicht mit Leinen hinterklebtes
unechter iſt, ſoll doch das Bekleben mit Leinen für den Laien
eine Täuſchung bedeuten, die aber wohl erlaubt iſt, aber alle
Kaſchierarbeiten müſſen gut austrocknen. Das vollſtändige
Trockenſein iſt für die Weiterbehandlung einer Arbeit die erſte
Bedingung. Bei Beherzigung deſſen bleibt einem viel Aerger
und Wiederwärtigkeit erſpart. In der Regel wird bei ein-
tretenden Unſtimmigkeiten dem Drängen des Kunden oder dem
Arbeiter die Schuld zugeſchoben. Aber auch der Meiſter bleibt
nicht ganz frei von Schuld dabei. Seine Sache iſt es, dem
Kunden plauſibel zu machen, daß eine überhetzte Arbeit nie
das werden kann, was ſie am Ende in den Augen des Kun-
den doch ſein ſoll. Statt deſſen wird dem Kunden oft, um
ihn einſtweilen zufrieden zu ſtellen, ein Verſprechen gegeben,
das man gar nicht halten kann. Und wenn man es hält, wird
die Sache verpfuſcht ſein. Man ſoll ſich nicht damit zufrieden
geben, daß die Arbeit bei ihrer Ablieferung einwandfrei war.
Die üblen Folgen alles zu friſch Abgelieferten ſind doch un-
ausbleiblich. Die Arbeit kommt nach kurzer Zeit zurück und
gewöhnlich hat ſie dann Zeit. Die Zeitverluſte für Demon-
tage, der doppelte Materialverbrauch und alles, was mit der
Retourarbeit im Zuſammenhang ſteht, kann dem Auftraggeber
nicht ſo angerechnet werden, daß der Beauftragte ganz ſchad-
los dabei bleibt. Hieraus ergibt ſich, daß es mit der promp-
ten Lieferung allein nicht getan iſt, um die Zufriedenheit der
Kundſchaft zu erwerben, die in vielen Fällen auch nur eine
augenblickliche iſt. Mit dem Grundſatz, nur gediegene Arbeit
zu leiſten, welcher die für ihre Herſtellung und Austrocknung
erforderliche Zeit nicht verſagt wird, wird man das Vertrauen
der Kundſchaft dauernd erhalten können. Der Hauptwert ſol-
chen Grundſatzes liegt zuguterletzt noch darin, daß man ſich
bei Einhaltung derſelben nicht zu ſcheuen braucht, einen an-
ſtändigen Preis zu verlangen.

Die farbigen Schweizerbilder, „Photochrom“ genannt,
müſſen, wie die Photographien, auf glatten Karton aufgezogen
werden, und zwar vorteilhaft mit dünnem Leim, nach vor-
herigem Anfeuchten. Das Anſchmieren ſoll nie unmittelbar
auf das Feuchten erfolgen. Das Papier muß erſt ein wenig
. ſein, dazu dient ja auch das Feuchten. Genau wie
beim Bilderſpannen iſt auch hier der richtige Zeitpunkt ab-
 
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