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Der Einrahmer




upferſtichſammlungen, Kunſtmaler ete.

FF ZVV
Nur KRreuzbandabonnenten . Die einſpalf. Petitzeile 30 Pf.
Dr. 13 bnruch ck. 1.—. Erlcheint Sluttgar S 1. Juni 1915 Stellengelucke 20 Pf, Bel. - Jahrg.
am 1. und 15. jeden Monats 5 } lagen p. 1000 Expl. IR. 10.— .
Die nächſte Nummer unſeres Blattes zum wenigſten Geſchicklichkeit. Meiſtenteils bleibt es bei der
erſcheint am 1 Auguſt vergeblichen Mühe, und gelingt am Ende nur ein Bruchteil

Verlag des Einrahmer.

Das Vergolden „nach dem Buche“!
Von Bruno Diederich.

Kaum ſind die erſten Nummern unſeres Fachblattes er-
ſchienen, da tauchen auch ſchon die bekannten „Alleskönner“
auf, welche den Fragekaſten des Blattes benutzen zu wollen
ſcheinen, unbewußt einen Unfug zu fördern, der geeignet iſt,
den Vergolderberuf in den Augen der Laien in Mißkredit zu
bringen. Es iſt keiner zu verurteilen, der beſtrebt iſt, ſich
möglichſt viel Kenntniſſe und Fertigkeit vermöge eines Buches
in irgend einer Branche anzueignen, auch kann möglich ſein,
daß ein gutes Buch, welches über die Erlernung irgend einer
Sache Fingerzeige reichlich gibt, jemanden in die Lage ſetzt,
durch wiederholte Verſuche leidlich die Anfertigung eines Gegen-
ſtandes bis zur Befriedigung des Käufers zu beherrſchen, aber
die ſchwierige Arbeit des Vergoldens, zumal wenn die Arbeit
gut ſein ſoll, durch ein Buch erlernen zu wollen, möchte ich
ſehr anzweifeln. Vielleicht geht man noch ſo weit und kauft
ſich ein Buch über die Oelmalerei.

Ein Buch mit erläuterndem Text zur Weiterausbildung
für Fachleute laſſe ich mir gefallen, aber eins zur Erler-
nung der Vergoldung iſt widerſinnig. Ich will der Ver-
breitung eines ſolchen Buches durchaus keinen Abbruch tun,
halte es jedoch für Pflicht, auf die Schattenſeiten der dadurch
veranlaßten Verſuche aufmerkſam zu machen. Es geht bei der
Vergoldung nicht immer nach dem Schema eines Kochbuches,
z. B. etwa nach der Formel: „Man nehme“! Wenn eine
Speiſe einmal nicht gut ausfällt und man ſie genießt, ſo ver-
zieht man einfach das Geſicht, im ſchlimmeren Falle hilft auch
Rizinusöl, aber bei der Vergolderei hört das auf. Wenn bei
der Zuſammenſetzung der Materialien zu viel „genommen“
worden iſt, iſt das vorſichtige „Von neuem machen“ der Arbeit
gewöhnlich das nächſtfolgende, und wenn der Grund des Miß-
lingens nicht herausgefunden werden kann, wird zuletzt die
Arbeit noch vorſichtiger fortgeworfen. Es iſt mit der richtigen
Zuſammenſtellung der Materialien noch lange nicht getan, zum


der Arbeit, ſo iſt das hervorgebrachte Produkt nach Verſchwen-
dung von viel Material und Zeit vielleicht noch weit entfernt
einem vom Dienſtmädchen bronzierten Ofen an Güte gleich-
Eine eintretende Kaſſenebbe wird ſchließlich als
errungener Vorteil übrig bleiben, abgeſehen von dem enormen
Schaden, der dadurch den ehrlich ſtrebenden Geſchäften zu-
gefügt wird. Das ſchlimmſte bei der Sache iſt, daß die un-
kundigen Abnehmer eines ſolchen Produktes, wenn ſie die
Leiſtungen mit dem Preiſe vergleichen, eine Scheu davor be-
kommen, fernerhin etwas vergolden zu laſſen und ſpäter wieder
eigenmächtig zum Bronzepinſel greifen. Das gleiche gilt auch
von der nicht haltbaren Vergoldung, die einigermaßen gelungen
iſt, oder die nebenerwähnt ein gewiſſenloſer Vergolder her-
geſtellt hat. Ich kenne einen Fall, in welchem ein Geſchäfts-
mann ſich einmal zu der Ungeheuerlichkeit verſtiegen hat, ſelbſt
Goldleiſten ohne vorherige Kenntnis zu fabrizieren, ſich beim
Schreiner Holzleiſten kaufte, dieſe zuerſt mit Kreide-Kleiſter
und dann mit Wichſe beſtrich, um ſie alsdann blank zu bürſten
und überzulackieren. Eine ähnliche „Murkſerei“ kommt bei
der ſelbſterlernten Vergoldekunſt nach dem Buche heraus. Das
Buch gibt meiſtens an, bei der Zuſammenſtellung der Mater-
ialien das Stärkeverhältnis nach Gewichtsteilen zu beſtimmen.
Einem erfahrenen Fachmanne iſt es nicht unbekannt, daß die
Rohmaterialien ſchon im Einkauf in bezug auf ihre Beſchaffen-
heit vielen Schwankungen unterworfen ſind. Außerdem iſt
das dem Laien aufgeſchwätzte teure Material häufig von ſolch
fragwürdiger Art, daß es ſchon von vornherein unbrauchbar
erſcheint. Der Vergolderberuf iſt ein aus dem Malergewerbe
hervorgegangenes Spezialfach und hat deshalb vieles mit ihm
gemeinſam. Dieſe Folgerung ſchon bringt es mit ſich, daß
der Vergolder ebenſo wie der Maler gezwungen iſt, ſowohl
beim Zuſammenmengen der Rohmaterialien als auch beim
Auftragen der Miſchungen die hierbei auftretenden Verände-
rungs⸗ und Begleiterſcheinungen in ihrer Stärke, ſowie ihrer
Farbe umgehend zu prüfen und abzuſchätzen. Dies iſt beim
Malergewerbe Geſetz und das iſt es auch beim Vergolden.
Das lernt man nicht aus einem Buche, ſondern dafür haben
wir die Lehrzeit. Geübte Maler können es in der Praxis
nach längerer Zeit zu einer brauchbaren Helvergoldung bringen.
 
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