die bemalte Steinmaöonna (Höhe 1,72 Meter) im Vorhofe
eines Hauses an der Wöhr, die das Kind in der Linken,
einen Blumenstrauß in der Rechten hält, während die gleich-
falls lebensgroße Madonna in St. Jakob (Abb. 5) die in der
Bewegung des Körpers verhältnißmäßig gut verstanden, deren
Gesicht einen zwar noch recht befangenen aber doch inter-
essanten Versuch der Wiedergabe des Mienenspieles zeigt,
wohl nach der Mitte des Jahrhunderts zu setzen ist, groß-
artig ernst ist die dreiviertellebensgroße Maria auf dein
Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Grt. — Den Fort-
schritt in der naturwahren Darstellung eines nackten Körpers
8. 5t. Dionys, 5tatue am Dom zu Regcnsburg.
Nach der Mitte des Jahrhunderts.
zeigt trotz aller Mängel der stehende Schmerzensmann (Höhe
1,77 Meter) aus den: Beginn des 14. Jahrhunderts im
Hofe des Klaraklosters, der besonders unter diesem Gesichts-
punkte eine eingehende historische Würdigung verdient.
Die ansprechendsten Werke dieser Periode danken wir
dem Meister, der den Grabstein des Erminold in Prüfening
gefertigt; es ist die Statue des Petrus im Museum in der
Ulrichskirche und die Verkündigung an den Vierungspfeilern
des Doines. Der frische Naturalismus, der den Erminold
auszeichnet, ist eben so charakteristisch für die Petrusstatue
(Höhe 1,4 ( Meter); das Motiv derselben ist jenen Statuen
des thronenden Lhristus entlehnt, gerade dadurch macht sich
der Fortschritt in lebendiger, naturwahrer Auffassung klar-
geltend. Die segnende Rechte ist nicht mehr nach denr Vor-
bilde jener alten Kunstwerke bewegt, sondern wie der Künstler
den Priester in der Kirche segnen sah, so stellt er dies auch
bei den: Petrus dar; die Linke legt sich nicht mehr einfach
auf das Buch, sondern blättert in demselben, die Stoffe des
Gewandes sind sehr charakteristisch wiedergegeben; in den
Falten zeigt sich, wie auch bei dein folgenden Werke, eine
gewisse Neigung zur Virtuosität. Sehr charakteristisch ist
die Art, wie Petrus sein Attribut beigegeben; die beiden
Schlüssel nänrlich sind durch einen Lederriemen zusammen-
gebunden und über das rechte Bein des Apostels gelegt.
Voir den beiden Statuen an den westlichen Vierungspseilern
des Domes, welche die Verkündigung darstellen, ist besonders
dis Maria beachtenswerth. Eine kräftige Figur und doch
voll Grazie, in der Gewandbehandlung sehr originell; vor
Allen: aber ist bedeutend, daß der Künstler die Situation
selbständig empfindet und durchdenkt; der Kops der Maria
ist denmthsvoll gesenkt, die Züge sind zwar noch etwas
herb, aber sie zeigen doch entschieden das Streben nach
mildem Ausdruck. Die vollendete Wiedergabe des Zarten
und Anmuthigen wurde erst mit der letzten Phase der
mittelalterlichen Plastik mit der klaren Scheidung der Eha-
raktere im 15. Zahrhundert erreicht; aber sowohl im Kopfe,
wie in der ganzen Haltung dieser Maria, besonders auch
in dem Motiv der bescheiden abwehrenden Rechten findet
sich hier eine höchst bedeutende Vorstufe.
Das Ich Zahrhundert war die Blüthezeit der Regens-
burger Plastik; im 15. Jahrhundert nimmt zwar die Pro-
duktion an Fülle noch zu, aber es vermag nichts mehr
hervorzubringen, was an Bedeutung die besten Arbeiten des
14. Jahrhunderts erreichte. Nürnberg tritt jetzt mit Macht
an die Spitze der Entwicklung, südlich entfalten Landshut
und feit dem Schluffe des Jahrhunderts besonders München
eine plastische Thätigkeit, die mit der Regensburgs in Kon-
kurrenz tritt. Gleichwohl bewahrt Regensburg auch für
die Geschichte der Plastik des 15. Jahrhunderts eine hervor-
ragende Bedeutung, jedoch mit dem wesentlichen Unter-
schiede, daß in der vorigen Epoche der Schwerpunkt seines
Schaffens in den hervorragenden Werken lag, die in der
Stadt und für dieselbe geschaffen wurden, jetzt dagegen die
reich entwickelte Kunst Regensburgs ihren Einfluß auf die
Umgebung entfaltet. So gehören, um nur Einiges beispiels-
weise herauszugreifen, offenbar der Regensburger Schule an
die beiden vorzüglichen Grabsteine in Kloster Reichenbach,
der eine von i486, der andere von: Ende des 15. Jahr
Hunderts, oder in Sünching die auch durch das Kostüm sehr
interessanten des Dietrich Hofer (gestorben 14:16) und des
Ulrich Stauffer (gestorben 1472), sowie zwei gute Grab-
steine aus dem Anfänge des (6. Zahrhunderts. Zahlreiche,
theilweise sehr tüchtige Arbeiten, besonders der Grabplastik,
weist aber vor Allen: Straubing auf, das gewissermaßen ein
Ableger der Regensburger Schule in seinen zahlreichen Denk-
inalen in der psarr-, Peters- und Karmelitenkirche die
Entwicklung einer kernigen, starknaturalistischen Portrait-
plastik durch das ganze 15. Zahrhundert verfolgen läßt;
auch das Grabmal der zwei Grafen von Bogen in Nieder-
altaich um IflOO gefertigt, muß wohl noch zu dieser Schule
gerechnet werden.
Eine Anzahl bescheidener, plastischer Arbeiten in Regens-
burg selbst erzählt uns von einen: orginellen, charakterist-
eines Hauses an der Wöhr, die das Kind in der Linken,
einen Blumenstrauß in der Rechten hält, während die gleich-
falls lebensgroße Madonna in St. Jakob (Abb. 5) die in der
Bewegung des Körpers verhältnißmäßig gut verstanden, deren
Gesicht einen zwar noch recht befangenen aber doch inter-
essanten Versuch der Wiedergabe des Mienenspieles zeigt,
wohl nach der Mitte des Jahrhunderts zu setzen ist, groß-
artig ernst ist die dreiviertellebensgroße Maria auf dein
Hochaltar der Wallfahrtskirche Maria Grt. — Den Fort-
schritt in der naturwahren Darstellung eines nackten Körpers
8. 5t. Dionys, 5tatue am Dom zu Regcnsburg.
Nach der Mitte des Jahrhunderts.
zeigt trotz aller Mängel der stehende Schmerzensmann (Höhe
1,77 Meter) aus den: Beginn des 14. Jahrhunderts im
Hofe des Klaraklosters, der besonders unter diesem Gesichts-
punkte eine eingehende historische Würdigung verdient.
Die ansprechendsten Werke dieser Periode danken wir
dem Meister, der den Grabstein des Erminold in Prüfening
gefertigt; es ist die Statue des Petrus im Museum in der
Ulrichskirche und die Verkündigung an den Vierungspfeilern
des Doines. Der frische Naturalismus, der den Erminold
auszeichnet, ist eben so charakteristisch für die Petrusstatue
(Höhe 1,4 ( Meter); das Motiv derselben ist jenen Statuen
des thronenden Lhristus entlehnt, gerade dadurch macht sich
der Fortschritt in lebendiger, naturwahrer Auffassung klar-
geltend. Die segnende Rechte ist nicht mehr nach denr Vor-
bilde jener alten Kunstwerke bewegt, sondern wie der Künstler
den Priester in der Kirche segnen sah, so stellt er dies auch
bei den: Petrus dar; die Linke legt sich nicht mehr einfach
auf das Buch, sondern blättert in demselben, die Stoffe des
Gewandes sind sehr charakteristisch wiedergegeben; in den
Falten zeigt sich, wie auch bei dein folgenden Werke, eine
gewisse Neigung zur Virtuosität. Sehr charakteristisch ist
die Art, wie Petrus sein Attribut beigegeben; die beiden
Schlüssel nänrlich sind durch einen Lederriemen zusammen-
gebunden und über das rechte Bein des Apostels gelegt.
Voir den beiden Statuen an den westlichen Vierungspseilern
des Domes, welche die Verkündigung darstellen, ist besonders
dis Maria beachtenswerth. Eine kräftige Figur und doch
voll Grazie, in der Gewandbehandlung sehr originell; vor
Allen: aber ist bedeutend, daß der Künstler die Situation
selbständig empfindet und durchdenkt; der Kops der Maria
ist denmthsvoll gesenkt, die Züge sind zwar noch etwas
herb, aber sie zeigen doch entschieden das Streben nach
mildem Ausdruck. Die vollendete Wiedergabe des Zarten
und Anmuthigen wurde erst mit der letzten Phase der
mittelalterlichen Plastik mit der klaren Scheidung der Eha-
raktere im 15. Zahrhundert erreicht; aber sowohl im Kopfe,
wie in der ganzen Haltung dieser Maria, besonders auch
in dem Motiv der bescheiden abwehrenden Rechten findet
sich hier eine höchst bedeutende Vorstufe.
Das Ich Zahrhundert war die Blüthezeit der Regens-
burger Plastik; im 15. Jahrhundert nimmt zwar die Pro-
duktion an Fülle noch zu, aber es vermag nichts mehr
hervorzubringen, was an Bedeutung die besten Arbeiten des
14. Jahrhunderts erreichte. Nürnberg tritt jetzt mit Macht
an die Spitze der Entwicklung, südlich entfalten Landshut
und feit dem Schluffe des Jahrhunderts besonders München
eine plastische Thätigkeit, die mit der Regensburgs in Kon-
kurrenz tritt. Gleichwohl bewahrt Regensburg auch für
die Geschichte der Plastik des 15. Jahrhunderts eine hervor-
ragende Bedeutung, jedoch mit dem wesentlichen Unter-
schiede, daß in der vorigen Epoche der Schwerpunkt seines
Schaffens in den hervorragenden Werken lag, die in der
Stadt und für dieselbe geschaffen wurden, jetzt dagegen die
reich entwickelte Kunst Regensburgs ihren Einfluß auf die
Umgebung entfaltet. So gehören, um nur Einiges beispiels-
weise herauszugreifen, offenbar der Regensburger Schule an
die beiden vorzüglichen Grabsteine in Kloster Reichenbach,
der eine von i486, der andere von: Ende des 15. Jahr
Hunderts, oder in Sünching die auch durch das Kostüm sehr
interessanten des Dietrich Hofer (gestorben 14:16) und des
Ulrich Stauffer (gestorben 1472), sowie zwei gute Grab-
steine aus dem Anfänge des (6. Zahrhunderts. Zahlreiche,
theilweise sehr tüchtige Arbeiten, besonders der Grabplastik,
weist aber vor Allen: Straubing auf, das gewissermaßen ein
Ableger der Regensburger Schule in seinen zahlreichen Denk-
inalen in der psarr-, Peters- und Karmelitenkirche die
Entwicklung einer kernigen, starknaturalistischen Portrait-
plastik durch das ganze 15. Zahrhundert verfolgen läßt;
auch das Grabmal der zwei Grafen von Bogen in Nieder-
altaich um IflOO gefertigt, muß wohl noch zu dieser Schule
gerechnet werden.
Eine Anzahl bescheidener, plastischer Arbeiten in Regens-
burg selbst erzählt uns von einen: orginellen, charakterist-