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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1890

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Heft 11/12
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Gmelin, L.: Die Mittelalterliche Goldschmiedekunst in den Abruzzen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6755#0080
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Der bedeutendste dieser Meister, dessen Arbeiten in
technischer und künstlerischer Vollendung die bekannt ge-
wordenen Solmoueser Werke, wenigstens in der figürlichen
Treibarbeit, weit überragen und theilweise au die besten
gleichzeitigen Florentiner Metallarbeiten erinnern — ist
Meister Nicola di Guardiagrele (bei Thieti). (»Nico-
laus Andreae de Guardiagrelis«).*) 1) Wie er in seiner
Vaterstadt — von der wir wenig über sonstiges Metall-

Gr scheint die Gewohnheit gehabt zu haben, seine
Arbeiten stets mit vollem Namen und Datum zu bezeichnen,
da ihiu schon jetzt (0 inschriftlich beglaubigte Arbeiten
nachgewiesen werden können, so daß inan von seiner Aünstler-
schaft ein klares und zugleich sehr erfreuliches Bild erhält,
lieber seinen Lebenslauf wissen wir Nichts, als daß er
um (H62 gestorben istI) wenn die Inschriften auf seinem
frühesten bekannten Werk richtig gelesen werden (s. unten

gewerbe wissen 2) — als Goldschmied fast ver-
einzelt dasteht, so stehen seine Arbeiten an Zahl
und Bedeutung in den Abruzzen gleichfalls
völlig vereinzelt da. Wo er gelernt hat, wer
seine Lehrmeister waren, darüber schwebt noch
ein fast undurchdringliches Dunkel.

*) Sein Familienname ist noch nicht festgestellt;
aus einer Inschrift-auf einem Kreuz v. I. ;L8y, in
welcher ein »P. P. Gallutius de Guardia Gulis»
genannt wird, wollte man eine Goldschmiedfamilie dieses Namens
annehmen, zumal auf einem Gstensorium des Nicola eine Inschrift
bis vor Kurzem »Nicola Gallutii« gelesen worden war. Einstweilen
inag der Meister, der Sohn des Andreas, einfach obigen Namen
führen. (Vgl. Bindi in dein Giornale Arte e storia, 1890. Nr. 25,
S. 14.) — Aus einer andern Inschrift las Colonna (Ancora
del Cesello; Terarno fsgo. Sexaratabdruck S. 6) den undeutlich ge-
rathenen Namen des Vaters »Andree« als »Morgo« und construirte
daraus den Familiennamen Morgone.

2) Bindi nennt nur (Art. (S() zwei Gießer Lu ca und Giovanni;
die Stadt erhielt Ende des XIV. Iahrh. das Münzrccht.

Nr. 1), so ist der dort genannte »Abate Ni-
colaus Rahutii de Guardia« entweder identisch
mit unserm Meister Nicola; oder das zwei-
malige Vorkonimen des Namens »Nicola«
aus »Guardiagrele« läßt wenigstens ver-
machen, daß Abbate Nicola in seinem Lands-
mann das junge Talent entdeckt hat. Nicola's
Arbeiten datiren zwischen sq>s3und s^öö und
gehören durchweg dem gothischen Stil an; die
Abbildungen auf den Seiten si-6 und (H7 können als Typen
gelten. Der Meister scheint alle damals üblichen Gold-
schmiedtechniken beherrscht zu haben. Reliefschmelz (wo es
paffend schien — allerdings seltener — auch Gruben- oder
Filigranschmclz) wußte er vortrefflich anzuwenden; seine

l) Nach einer Handschrift!. Notiz in der Bibl. zu Aquila. —

Bindi. Mon. 26.

Arbeiten des Nicolä di Guardiagrele.
vortragkreuz aus Lanciano und Reliquia-
rium aus Francavilla al Mare.

(Nach Bindi, Mon. Taf. 99' (00 und 9^-)
 
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